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Bistum Dresden-Meißen

"Zwei Nonnen gegen Tod und Teufel"

Theater in St. Marienstern

St. Marienstern (mh) - Die Äbtissin von St. Marienstern hält es zuerst für einen Witz, dann droht sie, ihre Beherrschung zu verlieren, und schließlich schmeißt sie den Herrn im feinen Anzug aus dem Zimmer. Dieser war zu ihr gekommen, hatte sich als Dr. Schröpf und Nachkomme von Ritter Withego von Kamenz vorgestellt und der Äbtissin seine Pläne unterbreitet: Dr. Schröpf fordert den Familienbesitz zurück, das Kloster soll ein mittelalterlicher Freizeitpark werden und als Touristenattraktion richtig Geld bringen. Hotels, Restaurants und Autobahnzubringer sollen entstehen. Die Nonnen dürften selbstverständlich bleiben, Schröpf will sie großzügig in ein Angestelltenverhältnis übernehmen. Sie müßten dafür nur ihre Gottesdienste ein bißchen publikumsfreundlicher gestalten: kürzer und dafür stündlich

"Zwei Nonnen gegen Tod und Teufel" heißt das Stück, das mit dieser Szene beginnt und am vergangenen Samstag im Hof des Klosters uraufgeführt wurde. Geschrieben hat es Guido Erbrich von der Jugendseelsorge des Bistums Dresden-Meißen. Sein Anliegen: die Geschichte des Klosters für Jugendliche aufbereiten. Die Aufführung war ein Höhepunkt des Bistumsjugendtages, der am Samstag in St. Marienstern stattfand. Zugleich soll es eine kritische Auseinandersetzung damit sein, "wie heute mit Kirche und Mittelalter umgegangen wird"

Mit seiner Idee traf Erbrich beim amtierenden Intendanten des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen, Lutz Hillmann, auf offene Ohren, denn auch er hatte den Gedanken, anläßlich der Landesausstellung etwas zur Klostergeschichte zu machen. Und so entstand ein richtig professionelles Theaterstück: Verpackt in die amüsante Geschichte des Dr. Schröpf und seiner Freizeitparkpläne erfährt der Zuschauer eine ganze Menge aus der Geschichte des Klosters - interessant übrigens nicht nur für jugendliche Zuschauer

Was fasziniert den Schauspiel-Profi Lutz Hillmann, der bei dem Stück Regie führte, an der Geschichte von Guido Erbrich, der zum ersten Mal ein Theaterstück geschrieben hat? Es ist der Umgang mit dem Thema Kirche und Kloster. "Ich glaube nicht, daß jemand von uns so locker, natürlich und ungezwungen mit diesem Thema umgegangen wäre. Da hätte wahrscheinlich sehr schnell die Selbstzensur zugeschlagen."

Was aus den Plänen des Dr. Schröpf wird, welche Ideen und welch kriminalistisches Geschick die Schwestern entwickeln und welche Rolle der etwas verschrobene Erfinder Blasius Feuerstein und seine Zeitmaschine dabei spielen, das können Besucher noch am 20. (20 Uhr) und am 25. September (20.30 Uhr) im Kloster St. Marienstern erfahren, denn es stehen noch zwei Aufführungen für ein breites Publikum auf dem Programm

Karten zu neun Mark (ermässigt fünf Mark) gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen (Seminarstr. 12; Tel. 0 35 91 / 58 42 25, Mo bis Fr 11-19 Uhr)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.09.1998

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