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Aus der Region

Dresdner Kapellknaben

Ein Haus voller Wohlklang

Dresden (jak) - Norbert Hoffmann, langjähriger Internatsleiter des Dresdner Kapellknabeninstitutes und heute im Ruhestand lebend, brachte es auf den Punkt: "Jahre sind bis zum heutigen Tag vergangen". Hoffmann erinnerte damit an die vielfältigen Bemühungen, den Kapellknaben ein Haus zu geben, in dem sie in einer guten Atmosphäre leben, singen und lernen können - Bemühungen, die oft in manchem Hoffnungszeichen stecken blieben. Mit der offiziellen Einweihung des grundlegend sanierten Kapellknabeninstitutes im alten Haus an der Wittenberger Straße wurde jetzt endlich Wirklichkeit, was sich Norbert Hoffmann und die anderen für die Kapellknaben Verantwortlichen so sehr wünschten. Er dankte besonders Domkapellmeister Matthias Liebich, dem es durch "seine Art gelang, den Bischof zu überzeugen". Selbstironisch fügte Hoffmann hinzu: "Vielleicht war ich immer zu poltrig und der Bischof war froh, wenn ich endlich aus dem Zimmer war."

Bischof Joachim Reinelt, der das neue Haus am Nachmittag des 11. März segnete, zeigte sich zuvor froh, dass es endlich geschafft ist, auch dieses Bauvorhaben zu vollenden. In seiner Predigt zur Andacht in der benachbarten Striesener Kirche erinnerte er daran, dass es zu den Aufgaben jedes Menschen und der Kapellknaben insbesondere gehört, Gott Lieder zu singen. Weiter zitierte er das Dichterwort: "Tausend Künste kennt der Teufel, aber Singen kann er nicht. Der Gesang ist eine Bewegung unserer Seele nach dem Licht." Joachim Reinelt wünschte den Kapellknaben im neuen Haus eine gute Gemeinschaft und die Freude an Gott. Und all das, wie Reinelt wörtlich sagte: "Mit einem glücklich Herzen, einem strahlendem Gesicht und immer mit einer guten Stimme."

Das Kapellknabeninstitut wurde in den zurückliegenden Monaten grundlegend umgestaltet, was mit zahlreichen Einschränkungen verbunden war. Bereits im Rahmen einer am 28. Februar stattgefundenen Pressekonferenz berichtete Architekt Prof. Gerd Bürger unter anderem von der Wiedergewinnung des alten Eingangstraktes, der lange Zeit vermauert und als Abstellkammer genutzt wurde. Der Zugang zum Gebäude war in dieser Zeit nur über die Seiteneingänge möglich. Der nun wieder vorhandene Bereich betone das Einladende des Gebäudes, sagte Professor Bürger. In der Feierstunde dankte der Architekt allen am Bau Beteiligten und besonders den Mitarbeitern und den Kapellknaben für ihre Geduld. Das jetzt Erreichte, bezeichnete Bürger als Versuch, alle Bereiche des Hauses in einen "Wohlklang zu bekommen". Nicht ohne Stolz verwies er auf die guten Voraussetzungen, die die Jungen nun vorfinden.

An den ersten Umzug nach dem Zweiten Weltkrieg erinnerte Domkapellmeister im Ruhestand Konrad Wagner. Damals ging es von der Schweriner Straße 17 - von den damaligen Chormitgliedern liebevoll Trümmerburg genannt - in die Wittenberger Straße. Auf die Frage, wo sich die Jungen wohler fühlten sagte sie damals: "In der Trümmerburg, da war es familiärer". Diese Aussage war für Wagner ein Achtungszeichen. Er wünschte den heutigen Kapellknaben, dass sie den familiären Aspekt nicht aus den Augen verlieren. Sie sollten so leben, dass sie das Haus annehmen aber auch umgekehrt, dass das Haus sie annehmen kann. Moderiert wurde die Feier vom Internatsleiter Michael Hirschmann, die musikalische Umrahmung übernahmen die Kapellknaben und zum Ausklang das Ensemble Voxaccord, ein Zusammenschluss ehemaliger Kapellknaben.

Jens Daniel Schubert, einst selbst Mitglied im Knabenchor und heute Vorsitzender des Fördervereins "Freunde der Dresdner Kapellknaben" erinnerte sich zwar an die alten Zeiten, hob aber auch hervor, dass es selbstverständlich sein sollte, dass die heute in der Wittenberger Straße lebenden Jungs andere Bedingungen vorfinden. Zudem stellte er das neue Jahrbuch vor, in dem der Förderverein über das Leben des Chores und seine eigenen Aktivitäten berichtet. So gestalteten die Kapellknaben im Jahr 2000 fast 70 Gottesdienste und Vespern sowie 23 Konzerte, beispielsweise in Weimar, in Bernterode (beide Bistum Erfurt), in Schwedt, Wittichenau und Doberlug-Kirchhain (alle Bistum Görlitz) sowie in Halberstadt (Bistum Magdeburg) und in Prenzlau (Erzbistum Berlin). Gerade die Konzerte zeigen immer wieder, dass die Kapellknaben keine nur auf Dresden bezogene Ausstrahlung haben. Wie die jungen Sänger aus allen Teilen des Landes kommen können, so gehen auch die Kapellknaben immer wieder zu den Menschen in Ost und West, Nord und Süd.

Wer das sanierte Gebäude übrigens kennen lernen möchte, oder überlegt, ob das Leben bei den Kapellknaben etwas für das eigene Kind ist, hat am 28. April die Gelegenheit im Rahmen eines Tages der offenen Tür das Kapellknabeninstitut zu besichtigen. Geöffnet ist voraussichtlich von 10 bis 14 Uhr, nähere Infos werden im Tag des Herrn veröffentlicht.

Kontaktadressen: Kapellknabeninstitut der römisch-katholischen Kathedrale, Wittenberger Straße 88 in 01277 Dresden, Tel. (03 51) 3 10 00 60. Unter derselben Adresse ist auch der Freudeskreis zu erreichen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.03.2001

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