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Bistum Dresden-Meißen

Montessori-Schule eingeweiht

Annaberg-Buchholz

Annaberg-Buchholz - Siebzehn ABC-Schützen zerschnitten am Vormittag des 5. September das rote Band vor dem noch verschlossenen Schultor, die Augen voller Erwartung. In den festlich hergerichteten Räumen finden sie nicht nur das übliche Schulinventar vor, sondern auch eine geräumige Diele mit einladenden Sitzecken. Die Regale der beiden Klassenzimmer sind gefüllt mit Arbeitsmaterial verschiedenster Art

Den Kindern folgen die Geistlichen der katholischen, der evangelisch-lutherischen und der evangelisch-reformierten Kirche; sie segnen die Klassenräume und rufen den Heiligen Geist herab auf das, was hier beginnen soll. Derweil wartet unter dem mit Zuckertüten geschmückten Ahornbaum auf dem Schulhof eine große Besucherschar: Zwischen Eltern und Kindern haben sich kleine und große Musikanten eingefunden, der Posaunenchor "St. Annen" hat zum Auftakt gespielt. Unübersehbar ist die Prominenz: Vertreter der Kirchen, der Stadt und des Landkreises, auch der Parteien, sind anwesend

Der ungewöhnliche Auftakt entspricht dem Charakter der Schule, die hier die ersten Schüler aufnimmt. Eine kleine Marionette befragt die Geistlichen danach und erfährt, daß sie geprägt sein wird vom Geist der Reformpädagogin Maria Montessori. Ihre wissenschaftlich fundierten Einsichten haben zu einem weltweit erfolgreichen Erziehungsprogramm geführt. Dieser Weg wird nun auch in Annaberg- Buchholz und in Bautzen beschritten

Großes wächst oft aus kleinen Anfängen. Es begann auch hier mit einem Traum, an dessen Verwirklichung zunächst niemand zu glauben wagte. Daran erinnert Bettina Simon, eine der unermüdlichen Initiatorinnen und Vorsitzende des Montessori-Vereins in Annaberg-Buchholz. Seit 1997 leitet sie das Kinderhaus, die Vorstufe der neuen Schule. Mit bewegenden Worten dankt sie vor allem den Eltern, die kostbare Familienfreizeit gering geachtet haben, um zusammen mit vielen anderen Helfern den oft steinigen Weg hin zur Schulgründung zu gehen. So erfüllt alle Mitverantwortlichen berechtigter Stolz über das mit unerschütterlichen Mut zum Wagnis Geleistete. In diesem Sinn habe der Verein, wie es der katholische Pfarrer Günter Hanke, formulierte, viele "Montessori-Lehrer" gehabt. Ihr Prinzip "Hilf dem Kind, es selbst zu tun!" könne so auch auf die Arbeit des Vereines übertragen werden

Die Vertreter der Behörden bekundeten ihre Freude darüber, daß der manchmal noch so monotonen Schullandschaft nun die Alternative einer freien christlichen Erziehung gegenübersteht. Oberbürgermeister Klaus Hermann wünscht sich auch für andere Bereiche solche Initiativen als Schritte auf dem Weg zu verantwortungsvollen Menschen. Der Vorsitzende des Fördervereins des christlichen Euro-Gymnasiums Christian Drechsler sieht sich durch das Erreichte ermutigt in seiner eigenen Bemühung um weiterführende Perspektiven im Schulbereich

Doch im Augenblick der Einweihung der neuen Montessori-Schule hieß es für alle erstmal durchatmen. Die Finanzierung des Starts hat konkrete Umrisse angenommen; sie ist ein Werk des Trägervereins mit Unterstützung vorallem der Kirchen, aber auch der Stadt. Der evangelische Superintendent Jürgen Stabe macht Mut: "Der Impuls zur Gründung kam allein aus dem Vertrauen auf die von Gott gewollte und begleitete freie menschliche Entfaltung. Darum kann auch die Zukunft in einem hoffungsvollen Licht erscheinen." Liedermacher Gerhard Schöne brachte es zur Einweihung so auf den Punkt: "Alles muß klein beginnen ..."

Sr. Ancilla Ring / tdh

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.09.1998

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