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Bistum Magdeburg

Auf Fremde zugehen: Interkulturelle Woche

Interview

Am 3. Oktober geht deutschlandweit die von den Kirchen initiierte Interkulturelle Woche zu Ende, die in diesem Jahr unter dem Motto "Offen für Europa - offen für andere" stand. Gabriele Mertens, Abteilungsleiterin für Migrationsdienste beim Magdeburger Diözesan-Caritasverband, äußert sich im Interview über die Bedeutung dieser Woche

So mancher nutzt die Interkulturelle Woche, sich einmal im afrikanischen Trommeln zu versuchen oder exotische Speisen zu probieren. Welche Bedeutung hat diese Woche darüber hinaus?
Zunächst mal ist es legitim, Freude zu haben an afrikanischer Musik und exotischen Gerichten. Es kann ein Einstieg in den Dialog mit fremden Kulturen sein. Problematisch ist, wenn solche Begegnungen sich auf die Interkulturelle Woche beschränken, wenn also in einer Woche pro Jahr diese Thematik abgehandelt wird. Wenn solche Veranstaltungen einen Sinn haben sollen, dann muß es darum gehen, Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander in ein Gespräch zu bringen
Was können kirchliche Gemeinden über diese Woche hinaus für Migranten tun?
Die Kirchengemeinden müssen zunächst zur Kenntnis nehmen, daß Aussiedler und Ausländer selbstverständlicher Bestandteil unserer Bevölkerung - und das heißt auch unserer Gemeinden - sind. Das neue Landesaufnahmegesetz regelt die gleichmäßige Verteilung von Flüchtlingen und Aussiedlern auf die Kreise und Kommunen, so daß wir stärker als in der Vergangenheit Migranten als Nachbarn haben werden.
Für die Kirchengemeinden heißt das, daß sie diese Menschen ansprechen müssen, auf sie aktiv zugehen müssen. Überall dort, wo sich Kontakte ergeben zwischen Gemeindemitgliedern und Fremden, muß deutlich werden, daß wir uns freuen, wenn Menschen in unserer Kirche Heimat suchen. Wichtig ist, daß wir die Fremden persönlich ansprechen, daß wir echten menschlichen Kontakt zu ihnen herstellen, daß wir uns vertraut machen mit ihren Ängsten und Nöten. Wir können kaum erwarten, daß sie unsere Gottesdienste besuchen ohne diesen Kontakt, ohne daß wir sie in die Gemeinde wirklich aufnehmen
In Magdeburg betreibt der Caritasverband seit einigen Jahren ein Interkulturelles Zentrum (IKZ). Ein Ziel dieses Zentrums ist es, Migranten bei der Integration zu helfen. Gibt es Erfolge?
Gerade das Interkulturelle Beratungs- und Begegnungszentrum ist ein Beispiel für das, was ich eingangs gesagt habe: Kontinuierlicher Dialog, selbstverständliches Miteinander sind hier in den letzten Jahren gewachsen. Es geht uns im IKZ nicht um Exotik, es geht uns um die Freude aneinander und miteinander. Das IKZ ist ein Ort, an dem Einheimische und Zugewanderte neben kompetenter Beratung und Hilfe immer auch ein Stück Heimat finden. Daß das tatsächlich in den letzten Jahren erreicht wurde, war erlebbar am vergangenen Wochenende, als auf zwei Veranstaltungen Menschen aus verschiedenen Nationen miteinander gesprochen haben - über sich, über ihre alte Heimat und über ihre neue Heimat Magdeburg

Interview: D. Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 04.10.1998

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