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Aus der Region

Liturgie durch Kunstwerke nicht behindern sondern unterstützen

Bistums-Baumeister

Magdeburg (hd /tdh) - Eine größere Sensibilität für Kunst in ihrer Beziehung zum Geschehen innerhalb des liturgischen Raumes wünschte sich Dr. Thomas Sternberg kürzlich in seinem Grundsatzreferat bei der Jahrestagung der Diözesanbaumeister und Baureferenten der deutschen Bistümer in Magdeburg

Wem ist noch bewußt, daß künstlerische Motive im Kirchenraum ihre traditionellen Orte haben, fragte der Leiter der Katholischen Akademie "Franz-Hitze-Haus" Münster. Der Weg durch den Kirchenraum sei Weg durch die Zeit und die christliche Heilsgeschichte

Gerichtsdarstellungen gehörten an die westlichen Eingänge, Bilder endzeitlichen Triumphs des himmlischen Jerusalems oder der Herrlichkeit des wiederkehrenden Christus ans Ende des Heilswegs im Osten in der Chorapsis. Gerade neuere raumbezogene Arbeiten der bildenden Kunst könnten Sternberg zufolge die Sensibilität für den Kirchenraum, Handlung und ihre Akteure darin schärfen

Liturgie dürfe durch Kunstwerke nicht behindert, sie müsse unterstützt werden, forderte Sternberg. Für die Ausgestaltung von Kirchenräumen müßten Spitzenkünstler engagiert werden, deren Kunst selbständig über das Unterbewußtsein wirke und kaum der Interpretation bedürfe

Angesichts der heutigen Bilderflut wäre allerdings häufig eine Bildaskese angemessen. Beim Verhüllen des Kreuzes in der Passionszeit war früher bewußter Entzug das Ziel. Heute werde dies oft genug überdeckt mit bildüberladenen und künstlerisch fragwürdigen Hungertüchern. Theologisierung nehme den Kunstwerken die Luft

Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg, hatte es im Anschluß nicht ganz leicht mit seiner Frage "Welche Kunst braucht die Kirche?", fesselte die Zuhörer aber schnell mit praxisnahen Attacken auf den weit verbreiteten Umgang mit Kunst in der Kirche als verbrauchbarer Konsumware, die jeder neue Pfarrer oder jede neue Generation schnell austauscht, "weil die Gemeinde es so will." Gott bedürfe der Kunst und der Künstler nicht, aber die Menschen bedürften ihrer. Die Menschen wollten in ihrer Erfahrungswelt "abgeholt" werden. Was flüchtig geboren oder mangels Geduld nur traditionell wiedergebetet werde, sei nicht Sinn und Aufgabe der Kunst. Das Mysterium des christlichen Glaubens erschließe sich nicht "im Vordergründigen und Plakativen, im Sakralgemüse von Trauben und Ähren", sagte Lenssen. "Wir brauchen die Sucher nach dem Verborgenen, Geheimnisvollen, Fremden, Befremdenden!"

Am dritten Tag der Tagung ging es um kirchliche Neubauten und Bauerhaltung in Zeiten knapper Kassen. Der Erfurter Baureferent Wolfgang Lukassek warnte in diesem Zusammenhang davor, die Bauabteilungen der Diözesen weiter personell zu reduzieren. Bei knappen Finanzen sei es wichtig, die Balance zu suchen zwischen finanziellem Aufwand und Qualität. Die Bauämter seien dafür kompetent. Der Hamburger Generalvikar Franz-Peter Spiza forderte in der kirchlichen Bauplanung mehr "Phantasie hinsichtlich neuer Ressourcen und Sponsoren". So müßten Reparaturen "zeitnah" sein und zur Erzielung günstiger Preise für möglichst viele Objekte "zu Großkontingenten gebündelt" werden. Über die Alternative "Reparatur oder Ersatzbau" müsse man nüchtern entscheiden. Mehr und mehr Immobilien sollten aufgegeben werden

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.10.1998

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