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Pädagogik

Zusammen lernen, zusammen feiern

Dekan Martin Herche Leipzig (jak) - Im Bischöflichen Maria-Montessori Schulzentrum Leipzig wird derzeit eine alternative Feier zur Jugendweihe vorbereitet. Der Wunsch dazu kam von den Eltern und sie trafen bei Propst Lothar Vierhock und in der Schule selbst auf offene Ohren. Eines aber, so Schulleiterin Regina Nothelle, soll die Lebenswendefeier nicht sein, eine Konkurrenz zu Firmung und Konfirmation. Im Gegenteil: Schüler, die in ihren Kirchgemeinden an diesen Feiern teilnehmen, können auch die Lebenswendefeier aktiv besuchen. Regina Nothelle dazu: "Die Kinder leben hier zusammen und wollen auch zusammen diesen Tag begehen."
"Momentan überlegen wir, wie wir es konkret machen wollen", berichtet die Schulleiterin. Sie kann sich beispielsweise gut vorstellen, über Symbole an die Thematik der Lebenswende heranzuführen. Aber noch ist nur eines entschieden und das ist der Termin, der 19. Mai. Schön findet sie, dass die Feier in der Leipziger Propsteikirche stattfinden wird, dies gebe der ganzen Sache den würdigen Rahmen. Froh ist Regina Nothelle auch, in Propst Lothar Vierhock einen Partner gefunden zu haben, der offen ist und auf alle Beteiligten zugehen kann. So findet das nächste Vorbereitungstreffen der Eltern - und das wieder auf deren Bitte hin - am 20. März in der Propstei statt.
Die Schüler selbst bereiten sich in Vorbereitungsgruppen auf ihren Tag vor. Überlegungen zum eigenen Lebensweg gehören genauso dazu wie Exkursionen. So steht eventuell eine Fahrt nach Buchenwald, Weimar und dem Karmel in Weimar-Schöndorf auf dem Programm. Andere, nähere Ziele sind die Leipziger Volkszeitung und das Dominikanerkloster St. Albert in Leipzig-Wahren. Insgesamt nehmen 15 bis 16 Teilnehmer aus der achten Klasse an der Lebenswendefeier teil, drei von ihnen gehören christlichen Gemeinden an. Regina Nothelle ist zuversichtlich, dass der in diesem Jahr erstmals beschrittene Weg auch in der Zukunft gangbar ist. Da kirchliche Feiern nicht ersetzt werden, sieht sie gute Chancen Lebenswendefeiern vielleicht auch ökumenisch durchzuführen. Ihre guten Kontakte zum evangelischen Schulzentrum sind dafür ein erster kleiner Schritt.

Das Montessori-Schulzentrum - genauer die Grund- und Mittelschule - sind kürzlich in das bis zum vergangenen Schuljahr vom inzwischen aufgelösten Robert-Koch-Gymnasium genutzte Schulgebäude gezogen. Beide Häuser und die Turnhalle sollen künftig für die Schule zur Verfügung stehen. Doch trotz der Baufreiheit haben die Arbeiten noch nicht begonnen, einige Fragen der Finanzierung sind ungeklärt. Regina Nothelle hofft, bald die Ausschreibungen in Angriff nehmen zu können. Besonders freut sich die Schulleiterin, dass sich die katholischen Frauen und Männer im Bund Neudeutschland um die Finanzierung des Umbaus der Turnhalle engagieren. Eine weitere Chance sieht sie in der Einbindung dieser Anlage zum Deutschen Turn- und Sportfest zu Pfingsten 2002, dann könnten verstärkt öffentliche Fördergelder beantragt werden.

Wichtig ist weiter, dass die Mittelschule ihre staatliche Anerkennung erhält. Dies wird mit den Prüfungen der ersten neunten Klasse ebenfalls im Jahr 2002 möglich sein. Derzeit werden in der Grundschule die Klassen eins bis vier unterrichtet. Eine Besonderheit ist dabei, dass alle Altersstufen in einer Klasse vertreten sind. Die Kinder könnten so auch voneinander lernen, betont Regina Nothelle. Die Mittelschule beginnt mit der Klasse fünf, ab der siebenten Klasse wird abschlussorientiert unterrichtet: Entweder Hauptschulabschluss mit der neunten Klasse oder Realschulabschluss mit Klasse zehn. Wobei ein guter Hauptschulabschluss die Basis dafür sein kann, das zehnte Schuljahr zu besuchen. Wechsel in ein Gymnasium sind ebenfalls möglich.

Schulprägend ist die Pädagogik nach Maria Montessori (1870 bis 1952), die sich an der Würde und Einmaligkeit eines jeden Kindes orientiert. Sie entdeckte, dass Kinder in der Lage sind, sich über lange Zeit konzentriert einer Sache hinzugeben, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So eine gut vorbereitete Umgebung und die Möglichkeit, sich die Arbeit frei zu wählen. Ebenso wichtig ist das Beachten der Sensibiltät sowie der Grundsatz Maria Montessoris, dass das Lernen vom Kinde ausgeht und nicht vom Lehrer. Regina Nothelle erinnert in diesem Zusammenhang an das Gebet der Pädagogin: "Hilf uns, o Herr, / die Geheimnisse des Kindes zu ergründen, / dass wir es erkennen, / es lieben / und ihm dienen können / gemäß deinen Gesetzen der Gerechtigkeit / und deinem göttlichen Willen folgend." In diesen wenigen Worten findet sich für Regina Nothelle der Grundsatz, an dem sie selbst und alle anderen Mitarbeiter im Schulzentrum ihre Arbeit ausrichten. Zwar würden Christen diesen Satz anders auffassen als Nichtchristen, doch die Haltung sei diesselbe.

Kontakte:

Bischöfliches Maria-Montessori-Schulzentrum, Alte Salzstraße 61 bis 65 in 04209 Leipzig, Telefon (03 41) 4 15 70 70. Schulanmeldungen sind noch möglich!

Literaturtipp: Christian Wilhelm und Stefan Muth: "Hilf mir, ich selbst zu werden - Bildbetrachtungen zur Montessori-Pädagogik, St.Benno-Verlag 2000, 24.80 Mark, ISBN 3-7462-1417-3

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.03.2001

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