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...am 9. Mai 1953

Damals

Elfriede Kiel schrieb über das "Gegrüßet seist du, Maria": Wir sprechen die schönen Worte des Englischen Grußes oft so schnell dahin und werden uns dabei der einzelnen Worte manchmal gar nicht so recht bewußt. Zuweilen aber nimmt uns eins der Worte gefangen, und wir machen unwillkürlich halt dabei. Vielleicht ging es uns schon so, daß wir auf irgendeinem Wege das Ave beteten und mit einem Male bei dem Wörtlein "jetzt" haften blieben. Dies "Jetzt" war das Stücklein steiniger Weg, den wir gerade gingen, war der sonnige Tag über dem hügeligen Land, waren die Gedanken, die wir gerade dachten, und die Pläne, die wir uns machten. In dieses "Jetzt" hinein riefen wir die Fürbitte der Mutter und stellten es so hinein in die Ewigkeit. Für andere wieder ist dies "Jetzt" vielleicht die Arbeit an der Maschine, für andere ein Seelsorgegang, ein Caritasweg, eine Nachtwache, eine stille Anbetungsstunde in der Kirche, eine Stunde der Entscheidung, der Ungewißheit oder Versuchung. In jedes Jetzt rufen wir Maria hinein. auf daß sie durch ihre Fürbitte helfe, daß es gesegnet sei, ja, daß sie selber segne, wie eine Mutter ihr Kind segnet. Maria weiß ja, was ein Jetzt bedeutet. Für sie selbst war es einst die Stunde der Erwartung im Advent, die Sorge der Herbergsuche in Bethlehem, die Stunde heiliger Freude an der Krippe, da die Hirten anbetend niederknieten vor ihrem Kind und die Engelsbotschaft sprachen. Dann aber waren viele Stunden der Sorge das Jetzt Marias, bis zu der leidvollsten Stunde unter dem Kreuze. Darum kann sie, die Mutter der Schmerzen, ein jedes "Jetzt" verstehen. Denken wir doch daran, wenn wir den Gruß sprechen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.10.1998

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