Studientage
KAB und kfd diskutierten Rentenmodell
Heiligenstadt (bac/ep) - Das Thema Rente stand kürzlich im Mittelpunkt von gleich zwei Tagungen im Marcel-Callo-Haus in Heiligenstadt: 60 Delegierte der Verbände der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in den neuen Bundesländern und 50 Frauen der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Diözesanverband Erfurt, beschäftigten sich am 3. März mit dem von ihren Verbänden auf Bundesebene erarbeiteten Drei-Stufen-Rentenmodell.
Beim kfd-Studientag informierte Referentin Petra Erbrath vom kfd-Bundesverband aus Düsseldorf zu Überlegungen einer eigenständigen Existenz- und Alterssicherung für Frauen. Sie stellte das Rentenmodell vor, das in den zurückliegenden zwei Jahren von kfd und KAB erarbeitet wurde und nun auf der kfd-Hauptversammlung im Mai in Mainz beschlossen werden soll, um es in die politische Debatte einbringen zu können.
Das Sozialversicherungssys-tem gehe immer noch vom "klassischen Familienmodell" mit einem "Ernährer" aus, dessen Rentenansprüche im Hinterbliebenenfall die Witwe vor Armut bewahren und ihre Arbeit für die Familie honorieren solle. Das neue Modell nun sehe drei Stufen vor: Erstens eine Sockelrente als "Volksversicherung", in die vom 15. bis zum 65. Lebensjahr eingezahlt wird. Dabei müsste jeder von allen seinen steuerpflichtigen Einkünften vier Prozent eingezahlen, wobei 5000 Mark Jahresbeitrag nicht überschritten werden bräuchten. Aus dieser Versicherung soll sich eine garantierte Sockelrente von 800 Mark für jeden Bundesbürger ab dem 65. Lebensjahr ergeben, was jedem den Gang zum Sozialamt ersparen könnte. Von dieser Sockelrente würden Frauen "profitieren".
Die zweite Stufebestünde praktisch aus der bisherigen gesetzlichen Rentenversicherung. Jedoch sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer danach gemeinsam nur noch elf anstelle von bisher 19,5 Prozent einzahlen. Die dritte Stufe soll aus betrieblicher und privater Altersvorsorge bestehen, wobei letztere staatlich gefördert werden müsste, um auch minderverdienenden den Zugang zu ermöglichen. Diskutiert werde allerdings auch noch über die Einbeziehung der ehrenamtlichen Tätigkeit.
Im Rahmen des regionalen KAB-Studientages vom 2. bis 4. März diskutierten die Teilnehmer unter Leitung von Bundessekretärin Renate Müller aus Köln auch über die Rolle ihres Verbandes in Kirche und Gesellschaft. Gesprächspartner waren Seelsorgeamtsleiter, Domkapitular Gerhard Stöber und der Leiter des Katholischen Büros, Ordinariatsrat Winfried Weinrich. Weinrich dankte der KAB für ihren Einsatz bei der Vertretung der Arbeitnehmer auf dem Fundament der katholischen Soziallehre. Er erinnerte an das Engagement der KAB im Bezug auf den Sonn- und Feiertagsschutz und bat um einen ebenso deutlichen Einsatz hinsichtlich der gegenwärtigen bioethischen Debatte. Ordinariatsrat Stöber dankte der KAB für ihr prägendes Mittun in Kirche und Gemeinden. Er sicherte dem KAB-Diözesanverband für seine Arbeit die Unterstützung der Diözese zu.
Der KAB-Diözesanverband Erfurt bietet Arbeitnehmern unabhängig von einer KAB-Mitgliedschaft in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen Hilfe an. Jeden letzten Donnerstag im Monat steht der stellvertreten-de KAB-Vorsitzende Benno Brodmann im KAB-Büro Heili-genstadt, Auf der Rinne 17, für Auskünfte zur Verfügung. Jeden zweiten und vierten Mittwoch bietet ein Anwalt Beratung an. Tel. / Fax: (0 36 06) 60 52 11.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.03.2001