Nachwirkungen sind in St. Marienstern erhofft und erwünscht
Ausstellungsende
St. Marienstern (jak) - "Wir sind froh, daß es erstmal vorbei ist", betont Schwester Benedicta Waurick, die Äbtissin von St. Marienstern. Dennoch, so sagt sie, bereut habe sie es niemals, ja zur Ersten Sächsischen Landesausstellung gesagt zu haben. Und schließlich sei es ja alles nicht so schlimm gekommen, wie sie und der Konvent zu Anfang befürchtet hatten
Insgesamt 365 108 Besucher hatten bis zum Abend des 18. Oktober die Landesausstellung im Kloster St. Marienstern besucht. 70 Prozent kamen aus dem Freistaat Sachsen selbst, 30 Prozent aus anderen Teilen Deutschlands und aus dem Ausland. Sr. Benedicta weiß von einer Frau aus Dänemark zu berichten, die extra wegen der Ausstellung die weite Reise nach St. Marienstern angetreten hatte. Unter dem Motto "Zeit und Ewigkeit" unternahmen die Gäste für insgesamt 128 Tage eine Reise in die Vergangenheit und Gegenwart der Oberlausitz. Thematischer Schwerpunkt war das Kloster selbst, das in diesem Jahr sein 750jähriges Bestehen feierte
Jetzt nach Ende der Ausstellungen können die Zisterzienserinnen auf zahlreiche Begegnungen zurückblicken, die Hoffnung auf die Zukunft machen. So ist Äbtissin Benedicta Waurick von den Nachwirkungen der Ausstellung überzeugt. "Meine Erwartung und meine Hoffnung ist, daß die Menschen etwas von Gott gespürt haben und ich glaube ganz sicher, daß die Ausstellung geistig noch manches in Bewegung setzen wird." Dabei sieht sie die Ausstellung nicht zuletzt als eine Form und eine Chance der Pastoral an. "Die Leute kamen sicher nicht nur aus Neugier, sehr viele Menschen sind bewußt oder unbewußt auf der Suche nach Gott", betont die Äbtissin. Viele Gespräche und Begegnungen - besonders auch mit Kindern - bestätigen für die Ordensfrau diesen Eindruck
St. Marienstern wird deshalb auch in Zukunft ein einladender Ort bleiben, dessen ist sich die Äbtissin sicher. Auch Kaplan Peter Krahl von der Pfarrvikarie Panschwitz-Kuckau sieht im Interesse der Öffentlichkeit eine große Chance für die Kirche, den Menschen etwas von Gott zu erzählen. Sie kamen freiwillig "und wir brauchten nur noch den Mund aufzumachen". Zusammen mit einem Team von 17 Helferinnen und Helfern, darunter auch eine evangelische Pastorin und zwei evangelische Gemeindemitglieder, führte Peter Krahl tausende Interessierte über den Klosterhof. Es gab unter anderem Informationen zum Kloster selbst, zum Leben der Schwestern und zum sorbischen Volk. Diese Führungen werden auch in Zukunft angeboten. Auch für Kaplan Krahl ist es wichtig, daß das Kloster im Bewußtsein der Öffentlichkeit als ein Ort verbleibt, der auch nach dem 18. Oktober den besuchenden Menschen viel zu bieten hat. Nicht nur allein an sehenswerten Dingen sondern besonders auch als Oase der Ruhe mit der Gelegenheit, das eigene Leben zu überdenken
Zu den dazu abgebotenen Möglichkeiten zählt der zur Diözesanwallfahrt des Bistums Dresden-Meißen am 13. September eingeweihte Meditationsgang, für dessen Verbleib sich der Seelsorger Peter Krahl stark machen will. Und in der Kirche selbst können Besucher auch in Zukunft ihre Gebetsanliegen an eine Pinnwand oder einen entsprechenden Briefkasten hinterlassen. Die Schwestern nehmen diese Anliegen mit in ihr Gebet hinein. Nicht zuletzt sieht Schwester Benedicta darin auch eine motivierende Rückwirkung auf den eigenen Konvent. Die Aufgabe der Zisterzienserinnen, stellvertretend für andere zu beten, werde so konkreter
Sr. Benedicta ist sehr froh, daß in den Tagen der Landesausstellung alles so diszipliniert über die Bühne gegangen ist. Sie erinnert daran, was die Menschen für Opfer brachten, nur um die Ausstellung zu sehen. Gerade an Wochenenden und in den Ferien gab es Zeiten, in denen die Besucher lange vor den einzelnen Ausstellungsteilen auf Einlaß warten mußten. Besonders dankbar ist die Äbtissin dafür, daß sich niemand in der Ausstellung oder auf den Weg dorthin verletzt habe. Bei den über 365 000 Besuchern schon fast ein Wunder
In den nächsten Wochen wird es in St. Marienstern deutlich ruhiger werden. Doch mit der Ersten Sächischen Landesausstellung wurden Konvent und Kloster ins Blickfeld einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Und so wird es wohl nie mehr die alte Beschaulichkeit geben, in der nur wenige Besucher in das Kloster kamen. Kaplan Peter Krahl bringt es auf den Punkt: "Sobald im Frühjahr die Sonne wieder höher steigt, wird sich auch der Hof des Klosters wieder mit Besuchern füllen."
Und zu Ostern soll es dann ein weiteres Angebot für die Gäste geben. Im Gebäude über dem Klosterstübel wird es - sofern alles klappt - eine Dauerausstellung zum Kloster geben
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.10.1998