Werkstatt für Behinderte ist fertig
Dresden-Zschieren
Dresden (af / tdh) - Im Angesicht von Wettbewerb und hoher Arbeitslosigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt bleiben Bestand und Fortführung einer geschützten Werkstatt für behinderte Menschen die größte Sorge aller dafür Verantwortlichen. So auch in der soeben fertiggestellten Werkstatt St. Josef in Dresden-Zschieren, die sich in Trägerschaft des Caritas-Sozial-Werkes befindet
Der Diözesancaritasverband für das Bistum Dresden-Meißen betonte in einer Presseerklärung, daß die Behindertenwerkstätten auf die Vergabe von Lohn- und Dienstleistungsaufträgen durch Unternehmen der Umgebung angewiesen sind. Wörtlich heißt es weiter: "Im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit steht eine Einrichtung von 14 Millionen Mark auf dem Spiel und die Entfaltung der behinderten Menschen. Das ist eine große Verantwortung, die nur im Zusammenspiel der verschiedenen Partner Caritas-Sozial-Werk, Arbeits- und Sozialamt und Unternehmen der Umgebung geleistet werden kann"
Doch von diesen Problemen, die immer mit dem Engagement für die berufliche Integration von Behinderten verbunden sind, ließ sich am Tag der Fertigstellung des letzten Bauabschnittes niemand die Freude trüben. In der Werkstatt St. Josef in Dresden-Zschieren wurde damit die geplante Gesamtkapazität von 160 Arbeitsplätzen erreicht
Begonnen hatte alles im Dezember 1993. Damals begannen 28 Behinderten im ersten Bauabschnitt zu arbeiten. Im Oktober 1995 war mit 71 Behinderten die Grenze der Kapazität wieder einmal erreicht, im Oktober 1997 dann wiederum mit 104 Behinderten. Sechs Jahre lang beherrschten die Bauarbeiten die Szene. Trotz mancher Behelfslösung lief in diesen Jahren der Werkstattbetrieb weiter. Nun ist das Werk vollendet und die Behinderten konnten ihr Fest feiern. Nach Ansicht des Leiters des Caritas-Sozial-Werkes, Anton Klett, gehört es zur Lebensphilosophie von Behinderten-Einrichtungen, daß sie nicht nur die Arbeit zur Entfaltung der Behinderten fördern muß, sondern auch das Verlangen, Feste zu feiern. Dabei zeigten die Behinderten, daß es ihnen Freude macht. Sei es mit einem Chor, einer kleinen Musikgruppe oder mit Vorführungen der Rhythmikgruppe
Zahlreiche Gäste kamen zur Einweihungsfeier. So der sächsische Staatsminister für Gesundheit und Soziales, Hans Geisler, und Dekan Eberhard Grond aus Pirna in Vetretung von Bischof Joachim Reinelt. Minister Geisler erinnerte an die vielseitige Förderung, die Menschen mit Behinderungen heute erfahren, und verglich sie mit den Möglichkeiten zu DDR-Zeiten. Vor diesem Hintergrund müsse das "böse Wort von der heutigen sozialen Kälte hinterfragt werden", meinte der Staatsminister
In den zahlreichen Grußworten wurde deutlich, daß mit dieser Werkstatt für eine relativ große Zahl Behinderter der Rahmen geschaffen wurde, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Ausgehend vom christlichen Menschenbild erfahren sie Hilfestellungen, damit schlummernde Fähigkeiten geweckt und entfaltet werden und mehr Selbstständigkeit erreicht wird
Bei einer Führung durch die Werkstatt überzeugten sich die Gäste von den kreativen Fähigkeiten und dem Fleiß der Behinderten. Wo vor einem Jahr noch Elektronikschrott recycelt wurde, werden jetzt Schalter, Stecker und Kupplungsgehäuse für die Fahrzeugelektronik montiert. Zahlreiche neue Maschinen wurden installiert, um mit den Metallarbeiten qualitativ bestehen zu können. Daneben erfolgt die Montage von Elektrokabeln und Motorhaltern für Waschmaschinen. Weiter führen die Behinderten gestaltende Arbeiten in der Floristik, mit kreativen Materialien und bei der Pflege von Grünflächen und Friedhöfen durch
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.10.1998