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Bistum Görlitz

Neue Kirche im Zeichen des Fisches

Kirchweihe Storkow

Storkow (mh) - Es riecht noch nach Holz und Farbe, als Pfarrer Georg Jana zum ersten Mal für einen Gottesdienst die Tür der neuen Pfarrkirche St. Maria in Storkow-Hubertushöhe öffnet. Zusammen mit dem Görlitzer Bischof Rudolf Müller, Geistlichen aus der Umgebung, Gästen und der Gemeinde zieht er zum Weihegottesdienst in die Kirche ein. Am vergangenen Sonntag feierte die Storkower Gemeinde "nach Jahren der Heimatlosigkeit" - wie Pfarrer Jana sagte - die Weihe ihrer neuen Kirche

Heimatlos war die Gemeinde seit 1992. Damals mußte sie ihren Gottesdienstraum - eine Kapelle in dem Haus am Storkower Marktplatz, in dem auch der Pfarrer wohnte - aus bautechnischen Gründen aufgeben. Das Haus war durch Bauarbeiten in der Nachbarschaft auseinander gebrochen. Die neue Kirche befindet sich jetzt auf kircheneigenem Grundstück in dem zu Storkow gehörenden Ortsteil Hubertushöhe. Nachteil: Die katholische Kirche ist nicht mehr im Zentrum der Stadt präsent, denn Pläne für einen neuen Standort im Innenstadtbereich waren aus finanziellen Gründen aufgegeben worden

Besonders auffallend ist die Architektur der neuen Kirche. Der Grundriß des Holzbaus ist in Fischform angelegt, eine Form, die sich im Altar wiederfindet. Die Idee hatte der Leiter des Baureferates des Görlitzer Ordinariates, Thomas Backhaus: "Form und Materialsprache sind der Natur entliehen und greifen das Thema des Baumbestandes und des angrenzenden Storkower Sees als Teil der Schöpfung Gottes auf." Ausgeführt wurde seine Idee von der Architektin Susanne Döbbel-Winkler aus Löbau

Auf das Fisch-Symbol ging Bischof Müller in der Predigt ein. Er hatte für den Weihegottesdienst das Evangelium von der Erscheinung des auferstandenen Jesus am See von Tiberias (Joh 21) gewählt: Dort - so erzählt Johannes - war der Auferstandene den Jüngern begegnet. Auf seine Weisung hin warfen sie das Fischernetz, das die ganze Nacht über leer geblieben war, noch einmal aus und konnten das volle Netz kaum an Bord ziehen. Der Fisch, von dessen griechischem Wort Ichtys die Urchristen die Buchstaben als "Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser" deuteten, sei in der Verfolgungszeit des Urchristentums das "Geheimzeichen der Gemeinden gewesen." Wer in diese Kirche komme, so der Bischof, begegne dem Auferstandenen im Zeichen des Fisches. Das prall gefüllte Netz, deutete er als Trost für eine kleine Diaspora-Gemeinde. Die Kirche werde nicht immer so gefüllt sein, wie zu diesem Gottesdienst (zur Gemeinde Storkow gehören etwa 250 Katholiken in 30 Dörfern, von denen etwa 40 regelmäßig zum Gottesdienst kommen). Das Bild des vollen Netzes aber zeige: "Wir gehören zu der großen Kirche, die sich über die ganze Welt ausbreitet", sagte der Bischof. Das Evangelium erzähle auch davon, das sich im Netz 153 Fische gefunden hätten. Nach damaligen Wissen gab es 153 Fischarten. Für Bischof Müller ein Bild dafür, daß in diese Kirche - ganz in der Nähe der Hauptstadt Berlin - Menschen aus allen Nationen kommen und sich hier zu Hause fühlen sollen

Die neue Kirche hat nicht nur bei den Gemeindemitglieder Freude und reges Interesse gefunden, betont Baureferent Backhaus: "Die beteiligten Handwerker berichteten von neugierigen Blicken und Fragen der Anwohner und zufälliger Besucher." Am Ende des Gottesdienstes betonte er, Kirchbau heiße immer auch Gemeindebau. Die Bauleute hätten ihre Arbeit getan: "Jetzt muß die Gemeinde weiterbauen!"

Die katholische Pfarrgemeinde Storkow besteht seit 1911. Zuerst war Storkow Außenstation von Fürstenwalde (heute Erzbistum Berlin). Seit 1929 gehört es offiziell zu Beeskow. Der damalige Breslauer Erzbischof, Kardinal Adolf Bertram, habe Wert darauf gelegt, daß die Gebiete, die von Neuzelle aus missioniert worden waren, zu seinem Bistum gehörten, berichtet Pfarrer Jana. Und deshalb gehört Storkow heute zu Görlitz und nicht zu dem 1930 gegründeten Bistum Berlin

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 43 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.10.1998

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