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Aus der Region

Über das Schreiben des Papstes zur Vorbereitung auf das Jahr 2000

Bischof Joachim Reinelt

Gern erinnere ich mich an die diesjährige Bistumswallfahrt der Diözese Dresden-Meißen nach St. Marienstern, das sein 750jähriges Jubiläum feierte. Allein schon die überwältigende Wirkung der damit verbundenen Landesausstellung - ein Hoffnungszeichen!

Über 360 000 Besucher wollten dieses Zeichen aus Geschichte und Gegenwart sehen, ein Stück Hoffnung schöpfen aus dem nie versiegenden Brunnen der Tradition, aus den Quellen der Treue und dem Strom der Gnaden eines solchen Ortes. Hoffnungszeichen waren es auch, die wir mit vielen tausend Gläubigen zur Wallfahrt gemeinsam entdeckt und ausgetauscht haben

Das Jahr des Geistes neigt sich seinem Ende zu. Dem Wort des Paulus von Glaube, Hoffnung und Liebe, diesen dreien (vgl. 1 Kor 13), würde an zweiter Stelle auf Weg zum Jahr 2000 der Heilige Geist eben jener Hoffnung entsprechen

Hoffnung ist die Spannkraft im täglichen Leben, die Begeisterung für das Alltägliche wie für das Außerordentliche, das Gott uns schenkt. Der Papst erinnert nicht zufällig an Maria, die guter Hoffnung wurde, weil sie immer schon guter Hoffnung war in der Erfüllung des Willens Gottes

Das "hoffentlich" unseres Alltags ist oft mit Skepsis vermischt. Wir planen alles bis zum Ende und "hoffen", daß uns nichts dazwischen kommt. Diese Hoffnungen sind selten ein Hoffen im Geist Gottes. Dieses hat immer eschatologische Dimension, wie der Papstes betont, es tut die Dinge im Blick auf Vollendung hin

Hoffnung als Haltung im Heiligen Geist erwächst aus tiefem Gesammeltsein im Augenblick und im Blick über jeden vorgegebenen Horizont hinaus. Sie ist tägliches Weiterlaufen, den Weg immer neu aufnehmen zu neuen Horizonten

Die jüngste Enzyklika des Papstes "Fides et ratio - Glaube und Vernunft" (vgl. Tag des Herrn Nr. 43) führt einen Gedanken aus, der im heutigen Abschnitt anklingt: Hoffnungszeichen steigen aus den Horizonten von Wissenschaft und Glauben gleichermaßen auf, sie sind sichtbar für die Augen des Leibes und des Geistes. So macht Hoffnung ein neues Medikament gegen bisher unheilbare Krankheiten, wie ebenso eine ermutigende Predigt für unser geistliches Leben. Hoffnung erwächst aus Friedensverhandlungen, wie sie ebenso in der gemeinsamen Suche nach der Botschaft Gottes in geistlichen Gemeinschaften deutlich wird

Auch wir können mit Hilfe des Heiligen Geistes viele Hoffnungszeichen entdecken und setzen: Gesten der Versöhnung, ein Wort nach langem Schweigen, eine Bitte um Gebet, ein Besuch am Krankenbett. In der tiefen inneren Dankbarkeit für das kleinste Zeichen und im Weitblick auf die Vollendung werden wir selbst für unsere Mitmenschen Hoffungszeichen. "Wie schön, Sie zu sehen!", das sollten uns viele Menschen zurufen können, und auch wir sollten es vielen zurufen, um ihre Hoffung zu stärken. Bischof J. Reinelt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.11.1998

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