Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Magdeburg

Hoffen auf neues Klosterleben

Gemeinde Mühlberg

Mühlberg (dw) - Die Festtagsfreude der Mühlberger St.-Marien-Gemeinde, die zu Allerheiligen den 50. Gründungstag ihrer Kuratie feiert, ist mit Traurigkeit gemischt. Der langjährige Pfarrer Hans-Rudi Thiersch wird zwar nach wie vor noch für Mühlberg zuständig sein, er zieht aber bald ins 17 Kilometer entfernte Bad Liebenwerda

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als würde das einst von Mühlberger Gemeindemitgliedern eigenhändig erbaute Pfarrhaus nicht lange leerstehen. Die Katholiken hatten sich mitsamt ihrem Pfarrer monatelang darauf gefreut, daß eine benediktinische Gemeinschaft neues Leben in das frühere Mühlberger Zisterzienserinnenkloster vis a vis der kleinen katholischen Kirche bringen würde

Vier Benediktiner aus Süddeutschland wollten die schöne Backsteinkirche, die vor Jahrzehnten bereits Bischof Rintelen als besonderes Kleinod entdeckt hatte, mit neuem Leben erfüllen. Die Stadträte hatten der benediktinischen Gemeinschaft bereits Tor und Tür geöffnet, sie wollten den Katholiken nicht nur die Klosterkirche, sondern auch benachbarte Gebäude mitsamt der alten Klostergärtnerei übertragen

Auch die Denkmalbehörde hatte großzügige Unterstützung zugesagt. Für Pfarrer Thiersch schien die Neubelebung des Klosters bereits zum Greifen nahe, als er mit den süddeutschen Brüdern in der Klosterkirche stand und sie probehalber die Vesper sangen. Das abrupte Aus für die Pläne, die eigentlich im März verwirklicht werden sollten, kam Ende vergangenen Jahres mit einer schweren Erkrankung des Initiators

Seither sucht die Mühlberger Gemeinde mit Unterstützung der Magdeburger Bistumsleitung deutschlandweit eine neue Ordensgemeinschaft, die in der Elbe-Kleinstadt ein geistliches Zentrum errichten will. Pfarrer Thiersch hat bereits etliche Absagebriefe gesammelt; den Klöstern fehlt der Nachwuchs. Viele Gemeinschaften machten den Mühlbergern dennoch Mut und versprachen, sie im Gebet zu unterstützen. In der Gemeinde selbst wird ebenfalls für die Neubelebung des Klosters gebetet

Mit der Klosterkirche verbindet die Gemeinde nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft und das Läuterecht. Vor der Fertigstellung des katholischen Gemeindezentrums im Jahr 1971 nutzten die Katholiken neben der Schloßkirche und der evangelischen Friedhofskirche auch die Klosterkirche als Gottesdienstraum. In jüngerer Zeit haben eine Fronleichnamsfeier und ein Dekanatstag hier stattgefunden

Seit der Wende erlebt die Gemeinde einen starken Wegzug, nicht zuletzt wegen fehlender Arbeitsplätze. Von den fünf Familienkreisen, die es 1989 gab, ist beispielsweise nur noch einer übrig geblieben. Nach wie vor zählt die Gemeinde 70 bis 80 Sonntagsgottesdienstbesucher, es gibt einen Bibel- und einen Frauenkreis

Zur Gründung einer Kuratie hatte man sich nach dem Zweiten Weltkrieg entschlossen, als es Heimatvertriebene aus Schlesien, dem Sudetenland, West- und Ostpreußen sowie der Bukowina (Rumänien) nach Mühlberg verschlug. Zu den Vertriebenen, die sich hier ansiedelten, zählte auch die Familie des Görlitzer Altbischofs Bernhard Huhn, der nach wie vor einmal im Jahr gern gesehener Gast in der St.-Marien-Gemeinde ist

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatten Seelsorger von verschiedenen Nachbargemeinden aus sporadisch Gottesdienste in Mühlberg gefeiert, unter anderem für die katholischen Soldaten, die hier zeitweise kaserniert waren

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.11.1998

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps