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Aus der Region

Memorandum ist politisches Signal

Wanke

Erfurt (ep) - Bischof Joachim Wanke hat das in der vergangenen Woche veröffentlichte Memorandum "Mehr Beteiligungsgerechtigkeit" (siehe diese Ausgabe Seiten 1, 2 und 5) als "ein politisches Signal und eine konsequente Fortführung" des im "Gemeinsamen Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland" eingeleiteten Dialoges bezeichnet. Gegenüber der in Weimar erscheinenden Thüringer Landeszeitung (TLZ) sagte Wanke: "Die neun Thesen des Memorandums stellen einen auch für die neuen Bundesländer interessanten Versuch dar, darüber zu diskutieren, wie die im ,Gemeinsamen Wort' der Kirchen für alle Glieder der Gesellschaft eingeforderte Möglichkeit, den je eigenen Gemeinwohlbeitrag zu leisten, verwirklicht werden kann." Im Bistum Erfurt werde es dazu Gesprächsforen geben.

Um Bedingungen zu schaffen, die es jedem erlauben, seinen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten, müßten vor allem die Forderung nach einer Steuerreform, "die niedrige Steuersätze mit einer Verbreiterung der steuerlichen Bemessungsgrundlage verknüpft", und die Forderung nach "Anpassung der Bildungsinstitutionen an den beschleunigten ,lebensweltlichen Wandel'" umgehend verwirklicht werden.

Aus Sicht des Bischofs reicht es nicht, die Menschen "lediglich nur finanziell abzusichern": "Zur Würde des Menschen gehört, daß er die ihm von Gott gegebenen Fähigkeiten durch Teilhabe am Arbeitsprozeß auch entfalten kann". Diese Möglichkeit müsse durch entsprechende Rahmenbedingungen auch solchen Menschen offenstehen, die nicht aus eigener Kraft zu Arbeit und Einkommen finden, so Wanke. Basis dafür sei, daß Politik und Gesellschaft die Personenwürde jedes einzelnen achteten.

Zugleich erinnert der Bischof die Menschen in den neuen Bundesländern daran, "daß wir den Staat nicht für die Lösung aller Probleme verantwortlich machen können und daß wir im Vergleich zu anderen Ländern zu wenig in Forschung und Entwicklung investieren".

Wanke empfiehlt: "Wenn wir eigenverantwortliches Handeln ermöglichen wollen, müssen wir uns von einem Menschenbild leiten lassen, in dem Freiheit und soziale Verpflichtung untrennbar zusammengehören". Dieses Leitbild könnten Christen mit vielen Zeitgenossen teilen, die sich der Humanität verpflichtet fühlen, so der Bischof.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.11.1998

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