Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

Zeichen gegen den Verfall

Aus der Redaktion

Eine Fahrt übers Land zeigt es immer wieder, in welchem desolaten Zustand sich viele evangelische Dorfkirchen befinden. Einige drohen in naher Zukunft zusammenzubrechen. Besonders schlimm ist die Lage in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, doch auch in anderen Ländern kann keine Entwarnung gegeben werden. Hilfe ist dringend erforderlich! Dieser Situation trugen einige Angebote der Messe "Denkmal 98" in Leipzig Rechnung, ein Bericht dazu auf Seite 14 in dieser Ausgabe.

Unter anderem wurde deutlich, wie wichtig die Kirchen nicht nur für die christlichen Gemeinden sind. Ihr Dasein und ihre Erhaltung sind letztlich Anliegen sowie Aufgabe der ganzen Gesellschaft. So sind neben den Gemeinden, auch die Kommunen, die Länder und die Bundesrepublik Deutschland auf Dauer in die Pflicht genommen. Doch ohne die engagierten Menschen vor Ort geht es nicht, sie müssen die Kirchen ja letztlich auch mit Leben füllen.

Vielleicht liegt darin auch eine Chance, der Ökumene einen neuen Schwung zu geben. Katholische Christen aus Schlesien, Ostpreußen, Ungarn und vielen anderen Regionen Mittel- und Osteuropas sind in den vergangenen Jahrzehnten in unseren Breiten heimisch geworden, haben Heimat gefunden. Und zu dieser Heimat gehören auch die evangelischen Kirchen in Städten und Dörfern, die übrigens in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg den Umsiedlern oft Gastrecht boten. Sollten sich nicht heute katholische Christen vor Ort überlegen, wie den benachbarten evangelischen Gemeinden geholfen werden kann? Es muß ja nicht gleich die ganze Gemeinde sein, vielleicht fühlen sich einzelne angesprochen, von sich aus zu helfen. Und wenn es heute zahlreiche Nichtglaubende gibt, die sich für alte Kirchen in ihrer Heimat engagieren, sollen da die katholischen Christen fehlen? Vielleicht ergibt sich in der späteren Nutzung auch manche Chance für das eigene Gemeindeleben. Warum nicht mal einen Vortrag, eine Buchlesung oder eine feierliche Firmung in einem evangelischen Gotteshaus abhalten? Gerade dann, wenn die eigenen Räumlichkeiten zu klein sind!

Abschließend noch ein Gedanke: Was wäre der Aufbau Ost, wenn er nur Industrieanlagen, Straßen, neue Einkaufszentren und Telekommunikationsnetze zum Ziel hätte und viele alte Kirchen eine nach der anderen verschwinden?

Nun noch eine Bitte, sollten Sie sich schon in Fördervereinen und anderen Initiativen für die Rettung bedrohter Kirchen engagieren, dann teilen Sie es uns bitte mit. Holger Jakobi

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.11.1998

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps