Neues Buch des St. Benno-Verlags auf dem Markt

Dresden - Außerhalb der Elbestadt ist die erste Frage an viele Dresdner oft nicht die nach dem Befinden - vielmehr heißt es: "Wie weit seit Ihr mit der Frauenkirche?". Ob in Köln oder Tokyo - der Wiederaufbau des Monuments ist ein weltweit beachtetes Ereignis

Dieser Tage fand die Jahreshauptversammlung der "Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche" statt. Deren Sprecher, Professor Ludwig Güttler, lud aus diesem Anlaß zu einer Pressekonferenz ein: Spenden wurden übergeben, das neueste Jahrbuch der Gesellschaft sowie die vierte Ausgabe des Videos "Die steinerne Glocke" vorgestellt. Noch interessanter war für die anwesenden Journalisten aber noch etwas anderes: Zum ersten Mal beschäftigt sich ein Kinderbuch mit dem Thema Frauenkirche, und auch dieses "Abenteuer Frauenkirche" gab es für die Presse in der Unterkirche zu bestaunen. Eigens angereist war Pädagogik-Professor Hans-Ferdinand Angel aus Graz. Er hatte, damals noch an der Technischen Universität Dresden beschäftigt, mit Studenten und Teilnehmern der Seniorenakademie die Ideen für das Buch entwickelt und es schließlich herausgegeben - im Leipziger St. Benno-Verlag

Hauptperson im Buch ist die kleine Katrin aus dem Schwarzwald. Sie ist eine Woche lang bei ihrer Oma in Dresden zu Besuch, und die Baustelle der Frauenkirche läßt sie nicht mehr los. Katrin und ihre Oma treffen den Leierkastenmann Paul, ein echtes Dresdner Urgestein und genauer Kenner der Frauenkirche. Er erzählt die Geschichte des Bauwerks von der Entstehung bis zur Zerstörung im Krieg

Viel Wert legten die Autoren und Gestalter des Buches auf die Hoffnung, die aus dem Wiederaufbau erwächst. "Die Frauenkirche - auch die fertige - soll als ein Symbol für Frieden und Versöhnung verstanden werden", so Professor Angel. Daher ist im Buch auch ein Abschnitt über die Kathedrale von Coventry und die von dort aus verteilten Nagelkreuze enthalten

Am Ende des Buches möchte Katrin mitmachen. Sie fragt den Drehorgelmann: "Sag mal Paul, was kann ich tun, damit die Frauenkirche schnell fertig wird?" Im Buch werden Möglichkeiten erläutert, wie die Gesellschaft an Spenden kommt - durch Benefizkonzerte, den Verkauf von Uhren oder Freundeskreise

"Abenteuer Frauenkirche" ist ein Kinderbuch, das sicher auch vielen Erwachsenen den Wiederaufbau näher bringen wird. Die liebevolle Gestaltung, unter anderem mit lustigen Zeichnungen, Ansichten von Canaletto und aktuellen Fotos der Bauarbeiten, machen den Band zu einer lohnenden Anschaffung. Aber nicht nur der Inhalt des Bandes ist perfekte Werbung für die Sache des Wiederaufbaus - auf den Kaufpreis kommen noch fünf Mark, die der Frauenkirche direkt zugute kommen

Neben der Buchvorstellung konnte Professor Ludwig Güttler aber auch mit handfesten Informationen aufwarten. Schon vor kurzem wurde bekannt, daß der Bau aufgrund der guten Fortschritte voraussichtlich ganze zwei Jahre früher fertig wird als geplant. Schwierig ist es nur, das nötige Geld auch schneller einzuwerben - andererseits verringern sich durch die kürzere Arbeitszeit aber auch die Kosten. Schon jetzt verweist Güttler auf den Sommer des Jahres 2004, wenn voraussichtlich der gesamte Steinbau abgeschlossen sein wird. Dann nämlich wird in 70 Meter Höhe eine Aussichtsplattform errichtet. Mit einem Aufzug kann man dann bis zum Hauptsims der Kirche fahren; ein stolze 450 Meter langer Gang windet sich dann zwischen Außen- und Innenkuppel bis zur Plattform

Einen schönen Aspekt hob Ludwig Güttler am Ende hervor: Zum Wiederaufbau der (evangelischen) Frauenkirche spenden beileibe nicht nur Christen - auch Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens beteiligen sich an dem großen Werk. Die versöhnende Symbolik des Wiederaufbaus reicht somit weit über Dresden und Deutschland hinaus

Christian Saadhoff

Website des St. Benno Verlags

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.11.1998