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...am 5. Dezember 1952

Damals

Über den Wiederaufbau der St.- Hedwigs-Kathedrale in Berlin: Der Wiederaufbau hat Bischof Weskamm viel Kopfzerbrechen gekostet, aber die Katholiken aus ganz Deutschland haben durch ihre Spenden geholfen. Aus einer trostlosen Trümmerstätte ist in monatelanger fleißiger Arbeit das Wahrzeichen des katholischen Berlin wiedererstanden. Vor genau 200 Jahren haben kunstfertige Zimmerleute die Kuppel von St. Hedwig aus vielen Holzstreben gebaut. Diesmal hat St. Hedwig eine Kuppel aus Eisenbeton erhalten

Architekten und Arbeiter haben ein wahres Meisterstück vollbracht. Als am 1. März 1943 die Kuppel abbrannte, blieben nur die Außenmauern erhalten. Diese wurden jetzt als erstes ausgebessert, sie müssen ja die ganze Last der Kuppel tragen. Wenn man auf der Außenmauer einmal rundherum läuft, ist man 128 Meter weit gegangen, und die Mauer ist 2,5 Meter dick

Jeder hat schon einmal eine Apfelsine in der Hand gehabt. Das schöne Rund der Apfelsine besteht aus lauter einzelnen Scheiben. Genauso wie eine Apfelsine hat man die große Kuppel in lauter einzelne Scheiben aufgeteilt und dann aus diesen Scheiben zusammengesetzt. Die neue Kuppel besteht aus 84 riesigen Betonscheiben. Jede Scheibe wurde auf der Oberkante der Außenmauer aufgesetzt, und alle Scheiben treffen oben an der Kuppelspitze zusammen. Jede dieser Betonstreben ist 23 Meter lang. Jede Strebe ist 8,3 Tonnen schwer, das sind 167 Zentner. Die Betonstreben haben die Arbeiter so ähnlich gemacht, wie Mutter einen Kuchen bäckt

Auf dem Platz vor der Kathedrale hatten sie sich 4 Steinformen gemauert. In die Steinformen legten sie ein Stahlrohrgeflecht. Darum wurde dann der Beton gegossen. Wenn er in der Form hart geworden war, konnten die Arbeiter die fertige Strebe herausnehmen und auf einem besonders angefertigten Wagen in den Innenraum der Kirche hineinschieben

Nun kam die schwierigste Arbeit. Wie sollte man der ersten frei in den Himmel ragenden Kuppelstrebe einen Halt geben? Der Baumeister ließ genau in der Mitte der kreisrunden Kirchenruine, einen gro- ßen, festen Holzturm errichten, so hoch, daß seine Spitze genau dort war, wo sich in 32 Meter Höhe die Betonstreben zur Kuppelspitze vereinigen mußten. Oben auf dem Turm legte er einen kreisrunden Schlußstein, der 84 Kerben hatte

In diesem Schlußstein wurden dann die einzelnen Streben verankert. Gleichzeitig hatte der Holzturm eine zweite Aufgabe. Für das Hinaufziehen der schweren Betonstreben war ein besonderer Kran gebaut worden. Diesen Kran müßt ihr euch so ähnlich wie einen Zirkel vorstellen. Das eine Bein des Zirkels stand in der Mitte des Holzturmes und das andere lief auf derAußenmauer herum. So konnte der Kran auf einer Schiene auf der runden Außenmauer rund um die ganze Kathedrale herumgefahren werden. Im Kuppelkran waren zwei Winden. Wenn die Betonstrebe in das Innere der Kathedrale gefahren war, wurde sie mit zwei Tauen fest gemacht und langsam hinaufgewunden. Jedesmal dauerte es vier Stunden, bis eine Strebe mit ihrem Unterteil fest im Mauerring und mit ihrem Oberteil im Schlußstein auf dem Holzturm eingefügt war.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.11.1998

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