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Aus der Region

Helmut Ladewig erster hauptamtlicher Militärpfarrer des Bistums Magdeburg

Vorgestellt

Magdeburg (dw) - In seinem jahrzehntelangem Dienst als Gemeindeseelsorger ist Pfarrer Helmut Ladewig (57) nur selten von Jugendlichen nach seinem Glauben gefragt worden. Seit er im vergangenen Jahr als erster Priester des Bistums Magdeburg hauptamtlicher Militärseelsorger geworden ist, passiert ihm das verblüffend häufig

Die jungen Wehrpflichtigen, die er im lebenskundlichen Unterricht und bei Einzelgesprächen in seinem Burger Büro erlebt, stellen viele Fragen, interessieren sich für die Einstellung der Kirche zu ethischen Fragen und für Pfarrer Ladewigs persönliche Überzeugungen. Sie bringen auch ihre Vorurteile gegenüber Kirche und Christentum auf den Tisch. Wenn es im lebenskundlichen Unterricht um Themen geht wie "Leben und Sterben" oder "Beseitigung von Schuld", sind sie hellwach. Dabei ist kaum einer der jugendlichen Gesprächspartner Christ

Die bisherigen Erfahrungen im neuen Amt haben Helmut Ladewig bestätigt, wie wichtig es ist, daß Christen, wo es möglich ist, über die "Nischen ihrer Gemeindchen und Grüppchen" hinausgehen. Durch seine Anwesenheit bei der Bundeswehr zeigt er den jungen Männern, die zum überwiegenden Teil in Ostdeutschland aufgewachsen sind, daß das Christentum lebbar ist. "Ohne die evangelischen und katholischen Militärseelsorger würde in den Kasernen etwas Menschliches, Warmherziges fehlen", glaubt er

Die Wehrpflichtigen in Burg und in den anderen Militärstandorten, die von dort aus betreut werden, genießen den Kontakt mit Menschen, die "ganz locker" mit ihnen reden, in Zivilkleidung und ohne zu brüllen. Sie gehen lieber zum Pfarrer als zum Psychologen, wenn sie bei privaten Sorgen oder bei Frust über die Militärzeit einen Zuhörer suchen. Ladewig legt es nicht darauf an, die Soldaten zur Taufe zu führen. Eine unerwartete, aber umso tiefere Freude war es für ihn, als ihn ein ehemaliger Wehrpflichtiger anrief, den er einige Zeit hindurch begleitet hatte. Er erzählte ihm von seiner Taufe in der evangelischen Kirche

Trotz seiner positiven Erfahrungen in der Militärseelsorge kann der Priester verstehen, daß viele ostdeutsche Christen Vorbehalte haben gegenüber der kirchlichen Präsenz in den Kasernen. Das Bild, das viele von den Streitkräften hätten, sei eben noch stark von der Nationalen Volksarmee geprägt

Ladewig wünscht sich, daß junge Christen in ihrer Entscheidung "Bundeswehr oder Zivildienst?" freier gelassen würden. Wichtig sei, den Jugendlichen zu vermitteln: "Egal, wofür ihr euch entscheidet, ihr müßt euch dort als Christen bewähren." Wenn sich ein junger Mann für den Wehrdienst entscheide, sollte der Pfarrer ihn auf die Militärseelsorge hinweisen. Pfarrer Ladewig würde sich freuen, wenn katholische Wehrpflichtige bei ihm anklopften und sich vorstellten "Ich bin auch Christ." Bisher hat er das allerdings noch nie erlebt

Dorothee Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.11.1998

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