Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

Bischof Duka: Kirche muß Prioritäten festlegen

Tschechien

Leipzig (jk) - Vor zwei Monaten wurde Dominikanerpater Dominik Duka aus der tschechischen Provinz Hradec Králové (Königgrätz) zum Bischof geweiht. Jetzt war er anläßlich der Festakademie am Hochfest des Heiligen Albertus Magnus zu Besuch im Konvent St. Albert. Dort hielt er einen Vortrag zum Thema "Kirche und Gesellschaft in der Tschechischen Republik". Er sprach über die Erfahrungen und Entwicklungen in der tschechischen katholischen Kirche nach 1989. Die Wende brachte der Kirche die politische und ökonomische Freiheit. "Die Kirche konnte aus dem Untergrund hervortreten. Die Orden bekamen ihre Klöster zurück, in denen sie das geistliche und religiöse Leben wiederherstellen konnten", so Bischof Duka. Auch die theologischen Fakultäten kehrten an die Universitäten zurück. Außerdem entstanden kirchliche Schulen. Trotzdem begann bereits zu dieser Zeit eine Entfremdung von Kirche und Gesellschaft. Die Kirche verwendete einen großen Teil ihrer Energie für die Wiederherstellung kirchlicher Strukturen und für die Renovierung verfallener Gebäude und Kirchen

Die Teilung der Tschechoslowakei in zwei souveräne Staaten bedeutete für die Kirche zugleich auch eine Spaltung in der Laiengesellschaft. Duka sprach von einer Stagnation des religiösen Lebens. "Die Kirche hat als Institution zahlreiche herausragende und angesehene Laienmitarbeiter verloren, die in die Staatsdienste, politische und gesellschaftliche Institutionen übergegangen sind", so der Bischof. Es kam zu großen gesellschaftlich-politischen Polarisierungen innerhalb des tschechischen Kirchenvolks. Zum Beispiel sieht ein Teil der Laienöffentlichkeit in der Kirche einen Verbündeten der Regierung nach 1989 und macht sie für alle Mißerfolge mit verantwortlich. Duka betonte beim Festvortrag die dringlichsten Aufgaben der tschechischen Kirche: "Es ist an der Zeit, daß die Kirche ... ihre Prioritäten festlegt, ihre übermäßig ehrgeizigen Pläne revidiert und erneut einen Dialog mit der Gesellschaft aufnimmt."

Bischof Duka gab außerdem einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Kirche von 1918 bis zur Wende 1989, denn "sollen wir die jetzige Situation verstehen können, müssen wir auf die Vergangenheit zurückschauen." Er zitierte Václav Havel, der einmal sagte, daß die römisch-katholische Kirche mehr als alle anderen ein Opfer des Kommunismus war. Bischof Duka hat selber die Repressalien der kommunistischen Diktatur gespürt. Er bekam 1975 die staatliche Erlaubnis, seelsorgerlich tätig zu sein. Kurze Zeit später wurde ihm diese entzogen. Duka verdiente sich als Fabrikarbeiter sein Geld. Von 1981 bis 1982 saß er wegen seiner religiösen Überzeugung im Gefängnis. Václav Havel war damals einer der Mitinhaftierten

Nun ist der neuernannte Bischof bemüht, in seiner Provinz die Kirchenbasis in Entscheidungen einzubeziehen. Als er jetzt einen neuen Generalvikar bestimmen mußte, startete er eine Umfrage unter den Priestern seiner Diözese. Von den drei am häufigsten genannten Kandidaten wählte er einen aus

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.11.1998

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps