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Bistum Magdeburg

Jahrtausendkerzen leuchten in einigen Kirchen Sachsen-Anhalts

Expo 2000

Wittenberg / Bitterfeld (dw) - In einigen Gotteshäusern und kirchlichen Einrichtungen zwischen Dessau, Wittenberg und Bitterfeld wird am 1. Advent eine dicke dreifarbige Kerze entzündet. Die violett-weiß-grüne "Jahrtausendkerze" weist das Wittenberger Augustinuswerk, den Wörlitzer Bibelturm, die katholische Kirche in Bitterfeld und andere kirchliche Häuser als Stationen eines "Kirchenpfades" in der Expo-Korrespondenzregion Sachsen-Anhalt aus. Die erste Jahrtausend-Kirche steht in der Wittenberger Schloßkirche. Bei jedem Gottesdienst soll sie dort vom heutigen Sonntag an mit einem Satz aus einem "Gebet auf dem Weg in das neue Jahrtausend" angezündet werden. Die christlichen Kirchen begründen ihr Interesse an der Weltausstellung in Hannover nicht nur mit dem Termin, der mit der 2000-Jahr-Feier von Jesu Geburt zusammenfällt, sondern auch mit dem Expo-Thema "Mensch-Natur-Technik". Geistliche Aspekte und die Erfahrungen der Kirchen sollten bei einem solchen Thema keinesfalls unter den Tisch fallen. Darin ist sich die "Arbeitsgruppe Kirche" der Expo-Region Sachsen-Anhalt mit den kirchlichen Expo-Büros in Hannover einig

"In unserer Region hat sich jahrzehntelang eine ,Anti-Entwicklung' vollzogen", sagt der Leiter des Kirchlichen Forschungsheimes in Wittenberg, Dr. Hans-Peter Gensichen, der die "Arbeitsgruppe Kirche" koordiniert. "Wenn es jetzt um die Wiederbelebung geht, sollten wir als Kirchen dabei nicht fehlen."

Die Kirchen wollen für die Expo keine Extra-Projekte aus dem Boden stampfen. Sie bekommen auch keines der Projekte komplett aus der Expo-Kasse spendiert, sondern erhalten lediglich Finanzspritzen. Vorhandene Aktiväten zukunftsfähigen Lebens und Handelns wollen die Kirchen präsentieren. Eine besondere Aufgabe sehen sie darin, Gastfreundschaft zu üben. "Es geht nicht darum, spektakuläre Besuchermagnete zu schaffen", betont Akademiedirektor Hans-Joachim Marchio, der das Bistum Magdeburg gemeinsam mit dem Roßlauer Katholiken Günter Werner in der Arbeitsgruppe Kirche vertritt

30 Stationen der evangelischen Landeskirche Anhalts, der Kirchenprovinz Sachsen, des katholischen Bistums Magdeburg, der Baptisten und Methodisten haben sich seither unter dem Motto "Wege suchen, Orte finden" dem "Kirchenpfad" angeschlossen, im kommenden Jahr sollen weitere folgen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe suchen die Stationen nacheinander auf und entwickeln gemeinsam mit den Gemeinden Ideen, wie Besucher auf die jeweiligen Besonderheiten aufmerksam gemacht werden können

Die Katholiken gehen davon aus, daß sie einige Besucher der Baggerstadt Ferropolis, des Bauhauses, der Wittenberger Hundertwasserschule und anderer Projekte der Expo-Korrespondenzregion auch in ihren Sonntagsgottesdiensten begrüßen können. Die Maristen in Dessau-Süd wollen sich mit dem Angebot fremdsprachiger Gottesdienste in besonderer Weise auf die Gäste einstellen. Ihr Kloster präsentiert sich während der Expo-Zeit als geistliches Zentrum. Schon feiern Besuchergruppen des Wörlitzer Parkes häufig Gottesdienst in der katholischen Kirche von Oranienbaum. Dort ist eine Ausstellung über die Geschichte des Bistums Magdeburg und die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg geplant. Hier und an anderen Kirchenpfad-Stationen werden Bücher ausliegen, in die Besucher ihre Gebetsanliegen eintragen können. Eine Ausstellung über die Magdeburger Partnerschaftsaktion Ost soll im katholischen Altenheim Bitterfeld zu sehen sein

Größere Expo-Projekte sind in den evangelischen Kirchen angesiedelt: Das Christopherus-Haus liegt beispielsweise mitten in der Plattenbausiedlung Wolfen-Nord, die als Expo-Projekt innerhalb von zehn Jahren umgestaltet werden soll. In einer ehemaligen Kinderkombination richtet die Wolfener Gemeinde seit 1996 ein Nachbarschaftszentrum ein. Lieder des evangelischen Liederdichters Paul Gerhardt, dessen Geburtsstadt Gräfenhainichen in der Korrespondenzregion liegt, sollen bei einem großen offenen Singen im Sommer 2000 auf der Ferropolis-Bühne vorgetragen werden

Hinter dem Projekt "Kirchlicher Biotopverbund" verbirgt sich das Bemühen, kirchliche Ländereien zur Schaffung zusammenhängender Lebensräume für gefährdete Tierarten zur Verfügung zu stellen. Für diesen Biotopverbund engagiert sich in besonderer Weise das kirchliche Forschungsheim, das Kirchen auch bei der umweltgerechten Sanierung ihrer Immobilien berät. Für das kirchliche Expo-Programm der Korrespondenzregion hat es die gesamte organisatorische Arbeit übernommen und arbeitet dabei eng zusammen mit den kirchlichen Expo-Büros in Hannover. Expo-Generalkommissarin Birgit Breuel würdigte das gemeinsame Engagement der christlichen Kirchen zur Expo kürzlich als wichtiges Zeichen: "Es weist darauf hin, daß zu einer nachhaltigen Zukunftsentwicklung auch Werte wie Menschlichkeit, Menschenwürde und kulturelle Erfahrung gehören. Und es eröffnet den interreligiösen Dialog im Rahmen des globalen Dialogs der Weltausstellung."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.11.1998

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