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Kirche in Tschechien

Dokumentation (2)

Bischof Duka

Eine große Erleichterung brachte der Prager Frühling 1968, in dem die genannten Organisationen, deren Vertreter jahrzehntelang in den Gefängnissen saßen, ihre Auferstehung feierten. Dazu gehörte auch die Kirche, die ihre Bischöfe, beispielsweise Stepán Trochta aus Leitmeritz, Dr. Josef Hlouch aus Budweis oder Josef Skoupy aus Brünn mit Freude begrüßen konnte. Der Prager Erzbischof Kardinal Josef Beran, der in der Zeit der Entspannung nach dem Wiener Abkommen zwischen dem amerikanischen Präsidenten J. F. Kennedy und N.S. Chruschtschow aus der Internierung freigelassen wurde und im Jahre 1965 nach Rom ging, durfte jedoch nicht aus dem Exil zurückkommen. Gleichzeitig setzte der Vatikan die Ernennung des apostolischen Administrators, Bischof Frantisek Tomásek, zum Ordinarius der Erzdiözese Prag durch. In dieser kurzen Zeitspanne wurde die Seelsorge durch die Priester und Ordensleute verstärkt, die ihre Zivilberufe aufgaben. Die Entspannungsperiode machte die Wiederherstellung des geistlichen Lebens möglich und kann deshalb als Erholungsphase betrachtet werden

Auch die Periode der Konsolidierung des kommunistischen Regimes kann in einzelnen Phasen verfolgt werden. Zuerst kam die Phase einer starken Depression und Resignation, die sich in der Verstellung und Anpassung der meisten Bürger an die neuen Verhältnisse äußerte. Diese Resignation war auch mit der sinkenden Teilnahme der Gläubigen am Gottesdienst sowie einer drastisch sinkenden Teilnahme der Kinder am Religionsunterricht verbunden. Eine verborgene Aktivität nahmen moderne Bewegungen wie die Charismatische Erneuerung und die Fokolare-Bewegung auf. Die Orden haben mit der Ausbildung von Ordensklerikern begonnen. Zu dieser Zeit entwickelte sich auch die Tätigkeit einer Gruppe um den Brünner Bischof Davidek (geheime Priesterweihen - die Redaktion). Einen Umbruch stellte 1977 die Proklamation der Charta 77 dar. Es war ein Signal zur Zivilcourage, das auch im kirchlichen Leben Widerhall fand. Der Tod von L. I. Breschnew rief Erwartungen hervor, die in der Tschechoslowakei seitens der Staatsregierung unterdrückt wurden. Ein bedeutender Höhepunkt des kirchlichen Lebens und ein Signal war im Jahre 1985 anläßlich des 1100. Todestages des heiligen Method, des Slawenapostels, die Wallfahrt nach Velehrad, an der auch der päpstliche Legat Agostino Casaroli teilnahm. Statt "wir können nicht zusammenarbeiten" hieß es "wir wollen nicht zusammenarbeiten". In den Jahren 1985-1989 wurde die Kirche zum aktiven Unterstützer des Widerstandes gegen das totalitäre Regime, was auch die massenhafte Unterzeichnung von Petitionen sowie die "Kerzendemonstration" in Bratislava beweisen. Der Prager Kardinal Tomásek war zu dieser Zeit nicht nur Vertreter der Kirche, sondern auch zum Sprecher der Tschechen und Slowaken

Die Wende im November 1989 brachte der Gesellschaft sowie der Kirche die politische und ökonomische Freiheit. In den Jahren 1989 bis 92 nahmen die Gläubigen die neu gewonnenen Freiheit wahr und arbeiteten unter Achtung der Toleranz mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zusammen. Die diskriminierenden Gesetze und Vorschriften wurden aufgehoben. Die Kirche konnte aus dem Untergrund hervortreten. Die Orden bekamen ihre Klöster zurück, in denen sie das geistliche und religiöse Leben wiederherstellten. Die theologischen Fakultäten kehrten an die Universitäten zurück. Auf der Grundlage neuer Gesetze wurden auch kirchliche Schulen aller Bildungsstufen errichtet. Die karitative Tätigkeit hat sich in neuen Einrichtungen entwickelt. Die Seelsorge der Diözesen wurde durch Priester verstärkt, die illegal geweiht worden waren (zirka 200 Priester)

(wird fortgesetzt)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.12.1998

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