Ein Kubaner in der Lausitz
Bischofsbesuch
Görlitz /Ostritz (tdh) - Der Bischof der kubanischen Diözese Cienfuegos, Emilio Arangura Echeverria, war im Rahmen der Eröffnung der diesjährigen Weihnachtsaktion von Adveniat vom 3. bis 7. Dezember gemeinsam mit einer Vertreterin des katholischen Hilfswerkes im Bistum Görlitz. Auf dem reichhaltigen Reiseprogramm standen Gemeindestunden in Cottbus und Görlitz, gemeinsame Feiern der Heiligen Messe und Besuche in Wittichenau und Hoyerswerda. Daneben boten die Tage Möglichkeit zu Begegnungen, unter anderem mit Bischof Rudolf Müller sowie deutschen und polnischen Priestern. Während des Besuches hatte Bischof Emilio Gelegenheit, die Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal mit dem Internationalen Begegnungszentrum sowie das St. Carolus-Krankenhaus in Görlitz kennenzulernen. Der kubanische Geistliche war mit dem Anliegen nach Deutschland gekommen, der Öffentlichkeit über die Lage auf Kuba und das sich daraus ergebende kirchliche Leben zu berichten
Mit der diesjährigen Adveniat-Aktion "... und machen einander reich" haben sich die Verantwortlichen Kuba als Informationsschwerpunkt ausgesucht. Das bedeutet nicht, daß sämtliche Spendenmittel der Adveniat-Aktion auf die lateinamerikanische Insel gehen, da auch Projekte in anderen mittelamerikanischen Ländern weiterhin unterstützt werden, wie etwa in Honduras und Nikaragua. Kuba wurde ausgewählt, da die katholische Kirche hier in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufbruch erlebt hat
Ein Blick in die Geschichte: Seit der Machtübernahme Fidel Castros im Jahr 1959 mußte die Kirche in Kuba Diskriminierung erleben. Wie Bischof Emilio berichtete, sei eine große Anzahl von Kapellen dem Verfall preisgegeben worden. Den Christen seien nur noch ihre Kirchengebäude und Gemeinden als Handlungsort geblieben. So beschränkten die Katholiken sich darauf, zu bewahren, was sie hatten. Seit einem Beschluß der Nationalen Synode1986 begann die katholische Kirche langsam mit einer Neuevangelisierung. Gemäß dem Missionsbefehl Christi: "Gehet hinaus...",wollte sie nicht mehr nur warten auf die Leute, die kommen könnten, sondern auf sie zugehen. Ein mutiges Hirtenwort von 1993, das Kritikpunkte des Systems ansprach, brachte den Bischöfen Respekt ein. Entscheidend für den von da an Schritt für Schritt beginnenden Aufbruch war der Besuch des Papstes im Januar diesen Jahres. Im Vorfeld gingen Christen in Kuba von Haus zu Haus und erzählten den Menschen von Jesus Christus. Zirka 92 Prozent aller Haushalte waren einverstanden mit dem Besuch, so Bischof Emilio. Das Interesse an der Kirche ist sehr groß, gerade auch unter Jugendlichen. So konnten viele neue Gemeinden gegründet werden. Die Anzahl von Taufen stieg an. Ein Kubaner, der in seinem Wohngebiet Christen kennengelernt hat, drückt es so aus: "Wir fangen an, das Leben mit anderen Augen zu sehen."
Auch seitens der Regierung wurden Zugeständnisse gemacht: So berichtete Bischof Emilio davon daß im letzten Jahr zum ersten Mal seit Jahrzehnten Weihnachten offiziell wieder gefeiert werden durfte. Auch Gläubige dürfen jetzt Mitglieder in der Einheitspartei werden. Auf ein Gesuch des Papstes wurden 300 Gefangene freigelassen. 50 Priester und Ordensleute erhielten eine Einreisegenehmigung. Einige verfallende Kirchen dürfen wieder restauriert werden. Sogar eine Radioansprache wurde dem Erzbischof genehmigt
In einer Broschüre, von Adveniat herausgegeben, ist zu lesen: "Die Impulse, die Johannes Paul II. gesetzt hat werden vielleicht erst in Jahtren spürbar sein. Aber die Kirche von Kuba [...] spürt jetzt Freiräume auf. Die Tür hat sich geöffnet, ein wenig." Adveniat hat Kuba schon seit den 60er Jahren unterstützt. Doch nun kann das Hilfswerk ganz offiziell am Aufbau der Kirche mitarbeiten. Für einige Kirchgebäude erteilte die Regierung eine Erlaubnis zur Restaurierung. Dafür stellt Adveniat Gelder zur Verfügung. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Finanzierung von Laienausbildungen. Die Laienarbeit sei in der kubanischen Kirche, wo Mangel an Priestern herrscht, von großer Bedeutung, bestätigte Bischof Emilio. Ein dritter Bereich, der breite Unterstützung erhält, ist die Versorgung von Missionaren und Ordensfrauen auf Kuba
Die Diözese Görlitz hat die Möglichkeit, ihre eingebrachten Spendenmittel einem ganz bestimmten Projekt zuzuordnen. Beispielsweise gäbe es die Möglichkeit, den Wiederaufbau einer Dorfkirche nahe Cienfuegos zu unterstützen oder sich an der Finanzierung eines Mehrzweck-saales für eine Havannaer Pfarrei zu beteiligen. Die Entscheidung darüber wird die Bistumsleitung in Absprache mit Adveniat treffen, so Prälat Bernd Richter
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.12.1998