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Aus der Region

Kinder gehen im Pfarrhaus ein und aus

Vratislavice

Vratislavice (tdh) - "Alle Kinder unseres Stadtteils sind täglich ins Pfarrhaus eingeladen", sagt Gemeindeassistentin Evelyn Bernard. Auch wenn dieses Angebot der Pfarrgemeinde im böhmischen Liberec-Vratislavice (früher Reichenberg-Maffersdorf) nicht mehr so intensiv wie 1989 / 90 angenommen wird - eine Gruppe von zehn bis 15 größtenteils ungetauften Kindern ist dennoch Tag für Tag im Pfarrhaus anzutreffen

"Es ist ganz wichtig, daß die Mädchen und Jungen Gemeinschaft erleben und merken, daß sie jemand gern hat", sagt Frau Bernard. "Nur dann bekommt man zu ihnen persönlichen Kontakt und kann ihnen weiterhelfen. Vielen Kindern fehlen grundlegende Erfahrungen des Zusammenlebens wie zum Beispiel des gemeinsamen Essens." Die Gemeindeassistentin hat für die Kinder unterschiedliche Angebote organisiert: Montags malen und basteln die Mädchen und Jungen mit einer der Mütter. In der Adventszeit vor einem Jahr sind dabei zwei schöne Weihnachtskrippen mit bemalten Tonfiguren entstanden (siehe Foto Seite 11). Mittwochs und donnerstags ist Religionsunterricht. Donnerstags ist für die Drei- bis Fünfjährigen den ganzen Tag "Kindergarten"- eine Mischung aus Katechese, Spielen, Singen. Zwei Jugendliche, Katharina (18) und Daniela (18), kümmern sich viel um die Kinder. Freitagnachmittag ist Naturzirkel, der oft im Freien stattfindet. Demnächst soll ein Gitarrenzirkel entstehen

Gleich nach der Revolution von 1989 war Diakon Václav Vánek in die neben dem Pfarrhaus gelegene Schule gegangen und hatte alle Kinder zum Religionsunterricht eingeladen. Damals hatten sich 100 Kinder verschiedensten Alters angemeldet, von denen 80 an der ersten Religionsstunde teilnahmen. Immerhin 40 der Mädchen und Jungen ließen sich Ostern 1992 taufen. Etwa die Hälfte von ihnen beteiligen sich heute als Jugendliche am Gemeindeleben

In den Räumen im ersten Stock des Pfarrhauses, wo sich die Kinder meistens aufhalten, finden im Winterhalbjahr auch die abendlichen Werktagsgottesdienste statt. Grund: In der barocken Pfarrkirche, die wegen hoher Luftfeuchtigkeit im Kircheninneren (die Kirche ist in einer Senke gebaut) aus Denkmalschutzgründen nicht beheizt werden darf, ist es im Winter sehr kalt und feucht. Weil die Pfarrhausräume für den Gottesdiesnt gebraucht werden, sind sie für die Kinder in dieser Jahreszeit nur begrenzt nutzbar. "Das wird jedoch anders, wenn erst einmal unsere neue Kapelle fertig ist", hofft Evelyn Bernard. Außerdem planen sie und Diakon Vánek, die Kleidersammelstelle, die sich bisher im Erdgeschoß des Pfarrhauses befindet, in einem Raum neben der neuen Kapelle unterzubringen. "Hier im Pfarrhaus soll dann für unsere offene Kinder- und Jugendarbeit eine Werkstatt entstehen."

Großen Wert legen die Seelsorger darauf, daß Kinder und Jugendliche regelmäßig gemeinsame Ferien und Wochenenden verleben. "Christliches Leben läßt sich dabei besonders gut einüben", sagt Frau Bernard. Andere Gemeinden halten dies genauso. Deshalb werden immer Übernachtungsmöglichkeiten für die Gruppen gesucht. Auch das Vratislavicer Pfarrhaus steht dafür zur Verfügung, zumal in der Umgebung schöne Ausflüge zum Beispiel ins Isergebirge oder zum Wallfahrtsort Heinice (Heindorf) möglich sind. "Auch deutsche Gruppen waren schon hier", sagt Frau Bernard. "Wenn der große Pfarrsaal unter der Kapelle fertig ist, werden wir noch mehr Platz haben."

"Es ist wichtig, immer wieder bei den Kindern anzufangen", sagt Gemeindeassistentin Bernard. "Wir müssen die Kinder einladen, damit sie die Kirche kennenlernen und sie nicht ablehnen, ohne etwas über sie zu wissen. Dann kann in ihnen auch der Glaube wachsen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.12.1998

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