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Bistum Dresden-Meißen

Religionsunterricht wichtig für Werteerziehung

Minister Rößler

Aue (leo) - Der Religionsunterricht spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung und Erziehung von Kindern zur Mündigkeit und Eigenverantwortlichkeit. Kirchen und Staat stünden dabei in einer gemeinsamen Verantwortung, betonte der sächsische Kultusminister Matthias Rößler im Rahmen der ökumenischen Herbstvorträge, die der ökumenische Bildungskreis Schwarzenberg und der ökumenische Arbeitskreis Aue organisierten. Der Staatsminister betonte den historischen Zusammenhang von Schule und Kirche, indem er darauf verwies, daß die Kirche die ersten Bildungseinrichtungen schuf und die Berufe Lehrer und Pfarrer zusammenfielen. Erst spät sei die "Bildung zum öffentlichen Gut in staatlicher Verantwortung" geworden. So stünden heute "Staat und Kirche in der gemeinsamen Verantwortung für die junge Generation". Die Kirche verkörpere ein "weitergehendes, lebenslanges Konzept" bei der Erziehung und Bildung: Während sich die Zuständigkeit des Staates auf die Bildung seiner Bürger im wesentlichen auf die neun bis 12 Schuljahre beschränke, begleite die Kirche ihre Mitglieder über die Schulzeit hinaus auf ihrem gesamten Lebensweg und biete zahlreiche Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Jugend- und Gemeindearbeit oder der Erwachsenenbildung. Die gemeinsame Verantwortung erstrecke sich über die weichenstellende Phase der Schulzeit

Rößler betonte, daß die bildungspolitischen Ziele gemäß Artikel 101 der Sächsischen Verfassung "Grundwerte des humanistischen wie auch des christlichen Menschenbildes" seien. So sollen die jungen Sachsen unter anderem zu Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Achtung vor der Überzeugung des anderen sowie zu sozialem Handeln erzogen werden. Durch diesen "hochrangigen Wertekatalog" seien im Zuge der friedlichen Revolution die "staatspolitischen Indoktrinierungsstrategien" der DDR beendet und der Bildungsbegriff neu formuliert worden, so der ehemalige wissenschaftspolitische Sprecher des "Demokratischen Aufbruchs". Als Leiter der Fachkommission "Wissenschaft und Bildung" arbeitete er ab Februar 1990 mit an der Erneuerung des Bildungswesens in Sachsen und war Strukturbeauftragter bei der Planung des Kultusministeriums

Zusammen mit dem weit verbreitetem Ethikunterricht gründete der Religionsunterricht die personellen Voraussetzungen für die Werteerziehung, betonte Rößler. Die Religionslehrer seien in den Schulen mehr als "Experten in religiösen Fragen". Sie seien am schulischen Lehr- und Bildungsauftrag ebenso beteiligt wie die Lehrer anderer Fächer. Religion als ordentliches Lehrfach steuere wichtige fachliche Gesichtspunkte bei, meint Rößler. Allein naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle reichten nicht aus, um die geforderten Werte bei Kindern auszuprägen, versicherte der promovierte Ingenieur. Die Kenntnis wissenschaftlicher Zusammenhänge, Berechnungen des Fortschritts und des Wachstums allein sind keine ausreichenden Grundlagen für ein gewaltfreies und solidarisches Zusammenleben. Das "Wissensdefizit im Fach Religion sei daher ein Bildungsdefizit im umfassenden Sinne", glaubt der Christdemokrat. Doch dürfe der Religionsunterricht nicht ausschließlich die Bibel als Anleitung für moralisches Handeln und "Reservoir von Tugendkatalogen" sehen. Andernfalls bliebe der Unterricht bei der bloßen Moralisierung stehen und diene nicht den geforderten Bildungszielen, mahnte Rößler. "Bildung soll die Fähigkeit vermitteln, über das Wissen zum Handeln und zur Bewältigung des Lebens zu finden", forderte er

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.12.1998

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