Ohne Ausbildung droht Arbeitslosigkeit
Kolping-Gedenken 98
Dresden (ml/tdh) - Kolping müsse als ein Mann geehrt werden, der in der Zerrissenheit des 19. Jahrhunderts ein streitbarer Zeitgenosse, Querdenker und Vertreter seiner christlichen Überzeugungen war, betonte der erste Vorsitzende des Kolping-Bildungswerkes Sachsen e.V. und Präsident des sächsischen Landtages Erich Iltgen zur Eröffnung des diesjährigen Kolping-Gedenktages im Dresdner Kulturpalast. In der heutigen Zeit, so Iltgen, erkenne man viele Parallelen zur Lebzeit Kolpings. Das Grundproblem bleibe: Ohne Bildung und Ausbildung drohe die Abschiebung auf das Abstellgleis, sprich Arbeitslosigkeit. Lernen und Fortbilden seien Grundelemente, sich heute und in der Zukunft zu behaupten. Dazu solle und werde das Kolping-Bildungswerk Sachsen seinen Beitrag leisten.Das Thema Solidarität griff danach der Generalsekretär des internationalen Kolpingwerkes Hubert Tintelott in seiner Festrede mit dem Thema "Wozu soziales Engagement?" auf. Unter anderem zeigte er auf, was "sozial" bedeute: Erstens "die Gemeinschaft betreffend" und zweitens "gemeinnützig und mildtätig". Das christliche Menschenbild verstünde die gesellschaftliche Gruppe als soziale Einrichtung, in der die Freiheit des Einzelnen mit seinen naturgegebenen Rechten mit der Verantwortung für die Gesellschaft vereinbart werden müßte. Dabei spielten Solidarität und Subsidiarität eine wichtige Rolle. Menschliche Gemeinschaften könnten nur überleben, wenn der Einzelne durch soziales Engagement das Ganze unterstütze, ohne zu vergessen, daß jedes Mitglied der Gemeinschaft Freiheit und Rechte habe. Subsidiarität meine, was kleine Gemeinschaften leisten könnten, dürfe ihnen nicht von übergeordneten Stellen weggenommen werden. Probleme müßten so nahe wie möglich am Menschen gelöst werden
In seinem Grußwort betonte Bischof Joachim Reinelt, daß auch die Wirtschaft als "Gemeinschaft" aufgefaßt werden müsse. Denn so wichtig Umsatz und Gewinn in der Wirtschaft seien, so wichtig sei auch der Mensch im wirtschaftlichen Prozeß. Den Jugendlichen, die sich zur Zeit bei Kolping in Ausbildung befinden, wünschte der Bischof, daß sie in einen Betrieb geraten mögen, der Gemeinschaft vor den absoluten Profitwillen stelle
Verlesen wurde auch ein Grußwort der Stadt Oppeln (Polen), die sich für die Unterstützung nach dem Hochwasser im vergangenen Jahr bedankte. In diesem Zusammenhang wurde auf die Aufgabe der Kolpingverbände in Deutschland, als Bindeglied zwischen Mittel- und Osteuropa hingewiesen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.12.1998