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Bistum Magdeburg

"Was ist eine Gemeinde? - Was nicht?"

Neue Phase des Pastoralen Zukunftsgesprächs eröffnet

PZG-Logo Magdeburg (ep) -Wer sollen wir als Kirche des Bistums Magdeburg sein? Wie sieht unser Leitbild aus, an dem wir unser Wirken messen? Was sollen wir als katholische Christen hier in der Region überhaupt tun, und was können wir mit unseren Kräften leisten? Welche Strukturen sind notwendig, um die Aufgaben bewältigen zu können? Welche Fähigkeiten, welche Kompetenzen sind dafür erforderlich? Valentin Dessoy, der als unabhängiger Organisationsberater die Arbeit des Pastoralen Zukunftsgesprächs (PZG) begleitet, brachte für alle Anwesenden auf den Punkt, was mit dem auf mehrere Jahre angelegten Prozess beabsichtigt ist, welche Fragen bedacht, beantwortet und am Ende als Ergebnis in die Praxis überführt werden sollen.
Um eine weitere PZG-Phase einzuläuten, waren am vergangenen Samstag all diejenigen nach Magdeburg eingeladen, die sich daran in den Arbeitsgruppen intensiv beteiligen wollen. Es galt, den Startschuss für die Gruppen zu geben, die sich mit den Themenbereichen "Leitbild", "Aufgabenschwerpunkte", "Struktur und Kompetenzen", "Mitarbeiter und deren Qualifikation" auseinander setzen sollen (Tag des Herrn berichtete).
An der Veranstaltung im Magdeburger Roncalli-Haus nahmen 130 Personen teil, mehr, als die PZG-Leitungsgruppe erwartet hatte, wie Seelsorgeamtsleiter Ordinaratsrat Raimund Sternal gestand. 66 von ihnen sind als Priester und Gemeindereferenten, Kirchenmusiker, Mitarbeiter des Ordinariats und der Caritas oder in anderen kirchlichen Arbeitsfeldern hauptamtlich tätig. Viele hatten sich für eine Mitarbeit in den Arbeitsgruppen beworben, 24 waren von Bischof Nowak berufen worden. In den Teams werden auch vier evangelische Mitchristen mitwirken, darunter der Leiter Arbeitsstelle Kirchliche Dienste der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Eberhard Bürger.

Die größte der nun konstituierten und von Bischof Nowak beauftragten Arbeitsteams ist mit rund 50 Mitgliedern Gruppe 2, die sich mit Aufgabenschwerpunkten der Kirche befassen wird. In dieser, aber etwa auch in Gruppe 3 ("Strukturen und Zuständigkeiten") werden vorfür die effektive Arbeit aussichtlich Untergruppen gebildet werden. Bei einer Runde in den vier Hauptgruppen wurden erste inhaltliche Aspekte erörtert. Wichtiger Schwerpunkt dürfte etwa die Frage werden, was eine katholische Gemeinde ist und was sie nicht ist und in welchem Verhältnis sie zu anderen Gemeinden und zum Dekanat steht. Die allermeisten Gemeinden und Gruppen stünden in dem Dilemma, eigenständig bleiben zu wollen, aber mit immer weniger Kräften ihre Aufgaben nicht leis-ten zu können, hieß es. Teilnehmer äußerten den Wunsch, auch über Fragen wie die Wahlmodalitäten von Gemeindegremien oder Kontrollmöglichkeiten der Arbeit von Priestern nachdenken zu können. Auf die Frage eines Teilnehmers, in wieweit Nichtchristen eine Sicht von außerhalb der Kirche in den Gesprächsprozess einbringen werden, hieß es, es sei von Anfang an daran gedacht, punktuell auch Nichtchristen mit ihrer Perspektive hinzuzuziehen.

Bischof Leo Nowak dankte allen, die sich auf die Mitarbeit im PZG einlassen. "Lasst uns den großen Schatz der Kirche anschauen und uns fragen: Wie können wir ihn vielen Menschen nahe bringen?" Nowak ermutigte dazu, nun "konsequent weiterzuarbeiten. Bei der Arbeit wird deutlich werden, wohin der Zug gehen kann", so der Bischof wohl auch angesichts des Stöhnens von Teilnehmern über die vielen formellen Dinge, die mit der eigentlichen Arbeit verbunden sind. In welcher Form am Ende mögliche Beschlüsse in die Praxis überführt werden sollen, als "Bitte", "Anregung" "Empfehlung" oder verbindliche Anordnung, werde sich mit der Zeit herausstellen, sagte Nowak.

Der Bischof nahm auf Anfrage auch dazu Stellung, wie mit Vorschlägen wie der Weihe von Frauen, der Zulassung Verheirateter zur Priesterweihe oder mit Eingaben zum Verhältnis von Ortskirche und Gesamtkirche umgegangen werden soll. Er erinnerte an die Vereinbarung zum PZG, in der es heißt: "Wichtige, aber gegenwärtig unrealistische Vorschläge, etwa solche, die nur auf der Ebene der Weltkirche entschieden werden können, kommen in einen Themenspeicher. Dieser wird transparent gemacht." Alle Gemeinden, Gremien und Verbände hätten die Möglichkeit, die Eingaben beim PZG-Büro abzurufen. Mit dem PZG könne "nicht die Lösung aller kirchlichen Probleme" angezielt werden, so Nowak. Der Bischof sagte zu, in den über- diözesanen Gremien wie der Bischofskonferenz und ihren Kommissionen "über den Verlauf des PZG zu berichten und dabei auch diese Eingaben zu erwähnen".

Im Rahmen der Diskussion wurde deutlich, wie sehr die Arbeit der vier Themengruppen mit den Ergebnissen der jeweils anderen Gruppen zusammenhängt. Alle vier Gruppen müssten zum Beispiel die Frage des Leitbildes in den Blick nehmen. Um einen guten Informationsfluss zu gewährleisten, soll intensiv das Internet genutzt werden. Über das World Wide Web haben auch Gemeinden, Verbände, Gruppen und Einzelpersonen die Möglichkeit, sich aktuell am Fortgang des Gesprächsprozesses zu beteiligen. Thomas Lazar, Pressereferent des Bistums Magdeburg, weist darauf hin, dass in das Internetforum eingebrachte Diskussionsbeiträge in Kürze durch Verantwortliche der einzelnen Arbeitsgruppen bearbeitet und zur Kenntnis für alle Interessierten im Netz "freigeschaltet" werden. Dabei gehe es nicht um Zensur von unterschiedlichen Meinungen, wohl aber darum, dass unqualifizierte Äußerungen nicht veröffentlicht werden. Zudem seien die Arbeitsgruppen durch diesen Modus gehalten, sich mit den Internetvoten auseinanderzusetzen.

Zur Verfügung gestellt wurden den Teilnehmern statistische Erhebungen etwa über die Katholikenzahlen, Taufen, Kirchenaustritte, Kirchensteuern, aber auch die Altersstruktur, und dies im Vergleich zur Bevölkerungsentwicklung in Sachsen-Anhalt. Alle diese Kennziffern sind rückläufig und insofern Herausforderung, sich den Themenbereichen des PZG zu stellen und zu fragen, wie Christen in der Region ihren Mitmenschen von der frohmachenden Botschaft des Glaubens Zeugnis geben können.

Infos/Arbeitsmaterialien:

PZG-Büro, M.-J.-Metzger-Str. 1, 39104 Magdeburg; Tel. (03 91) 5 96 11 96;

E-Mail: pzg@bistum-magdeburg.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 19.10.2001

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