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Bistum Erfurt

Museum in Bad Liebenstein

Krippen (2)

Bad Liebenstein (epd) - Sie sind aus Holz, Ton, Metall und Bambus und stammen aus Bayern, Polen, Afrika und Südamerika: Die Krippen, die seit 28. November im thüringischen Bad Liebenstein in einer Dauerausstellung zu sehen sind, zeigen, wie Künstler auf der ganzen Welt die weihnachtliche Szene im Stall festgehalten haben. Insgesamt werden mehr als 250 Krippendarstellungen aus rund 60 Ländern präsentiert. Sie stammen aus der Sammlung von Renate und Hans-Jürgen Rau aus der hessischen Odenwaldgemeinde Reichelsheim bei Darmstadt

In der "Villa Georg" sind Schnitzarbeiten aus dem Erzgebirge sowie aus Bayern, Südtirol und Polen, riesige Tonkrippen und tragbare, bunt bevölkerte Weihnachtszenen aus Süd- und Mittelamerika zu besichtigen. Metallarbeiten aus afrikanischen Ländern und Webteppiche aus Ägypten sind ebenso ausgestellt wie die Heilige Familie in Streichholzschachteln oder in Bambusrohr. Zu den besonderen Kostbarkeiten zählen die unverwechselbaren Arbeiten des Kunsthandwerkers Hilario Mendívil aus Peru und des italienischen Künstlers Roberto Cipollone, der Fundstücke und Geröll aus Flußtälern zu eindrucksvollen Darstellungen der christlichen Weihnachtsgeschichte arrangiert

Doch diese Ausstellung sei erst der Anfang, sagt Hans-Jürgen Rau. Die Auswahl aus der rund 1500 Krippen umfassenden Sammlung, von der weitere Teile gegenwärtig in Erfurt, Schwerin, Kassel und Kamp-Lintfort zu sehen sind, sei der Grundstock eines "Internationalen Krippenmuseums", das der emeritierte Grafikprofessor und leidenschaftliche Volkskundler im alten Bahnhof der thüringischen Kurstadt einrichten will

Bis Ende nächsten Jahres, so hofft er, soll in dem denkmalgeschützten Gebäude auf 450 Quadratmetern am Beispiel von Weihnachtskrippen aus 65 Ländern internationale Volkskunst lebendig werden. Bis dahin habe die Stadtverwaltung die sanierungsbedürftige "Villa Georg", die seit dem Auszug des Kindergartens nach 1989 leer stand, als Übergangslösung zur Verfügung gestellt

Zunächst jedoch habe es gegen das Projekt erhebliche Widerstände gegeben, berichtet Rau. Bei einem Bürgerforum zur Erläuterung seines Vorhabens sei er auf eine "eisige Wand der Ablehnung" gestoßen: "Da kommt wieder so ein Wessi, der hier nur absahnen will", habe man ihm vorgeworfen. Hintergrund waren schlechte Erfahrungen mit westdeutschen Investoren, die in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung in der Kurstadt erhebliche Probleme verursachten

Inzwischen hätten sich jedoch Bürgermeister und Stadtrat eindeutig hinter das Museumsprojekt gestellt. Auch in der Bevölkerung habe er zunehmend Unterstützung für sein Vorhaben gefunden. So ist neben einem Förderverein für das künftige Museum auch ein Krippenweg durch den Ort geplant, der Bewohner und Kurgäste auf das neue Kleinod aufmerksam macht

In der Nähe des Tierparks soll eine Krippe aufgestellt werden, die das Weihnachtsgeschehen mit einem bunten Gewimmel von Tieren auf der Arche Noah illustriert. Für Rau erfüllt sich in Bad Liebenstein der lang gehegte Wunsch, seine über fünf Jahrzehnte gewachsene Krippensammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und weil ihm seine Sammelleidenschaft mittlerweile auch eine stattliche Anzahl von Engeln beschert hat, bereitet er für Anfang nächsten Jahres in Bad Liebenstein eine spezielle Ausstellung vor: "Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein", lautet das verheißungsvolle Motto der Schau

Die Ausstellung "Krippen aus aller Welt" in der "Villa Georg", Bad Liebenstein, Friedensallee 12, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und mittwochs

von 10 bis 20 Uhr geöffnet

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 52 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.12.1998

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