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Bistum Erfurt

Kirchengemeinde hilft Orkanopfern in Honduras

Mhlhausen

Mhlhausen / La Lima - "Manche Honduraner glauben bis heute, es wre alles ein schrecklicher Traum. Aber es war Realitt. Wir werden es nie vergessen. Wir haben alles verloren einschließlichunseres Hauses. Die gesamte Kolonie ist weggesplt." So berichtet die neunjhrige Nimia Lojana Hermandez aus La Lima von den Schden durch den Orkan "Mitch", der von Ende Oktober bis Anfang November vergangenen Jahres weite Landstriche Mittelamerikas verwstete. In ihrem Brief wendet sich die Viertklsslerin an ihre Patenfamilie in der Gemeinde St. Josef in Mhlhausen, die mit einer monatlichen Spende fr Kleidung und Schulbildung des Mdchens sorgt

Diese und fnf weitere Patenschaften entstanden durch die Kontakte von Christine Hhne, die seit 1993 in einem Institut fr landwirtschaftliche Entwicklung in La Lima arbeitet. Angesichts des Elends in dem Karibik-Staat entschlo sie sich, gemeinsam mit ihrer Heimatgemeinde und den beiden Kirchengemeinden in La Lima Hilfe zu leisten. Durch die Flutkatastrophe, die "Mitch" mit sich brachte, ist diese Hilfe besonders gefragt. "Ganz La Lima war ein einziger See", schildert Christine Hhne die Situation in der 50 000-Einwohner-Stadt im Norden Honduras. Von den sechs Mhlhuser Patenkindern haben vier ihr Haus verloren. Viele Todesflle sind zu beklagen. Der Familie der sechsjhrigen Cindy wurde mit dem Haus auch das gesamte Grundstck weggesplt. Natamys Haus ist regelrecht zerbrochen, Karina hat die Flut die gesamte Einrichtung entrissen. Viele Familien knnen auch Wochen nach der Katastrophe nicht in ihre Huser zurckkehren, da sie noch voll Wasser stehen. Manche Menschen saen tagelang ohne Versorgung auf den Dchern ihrer Huser

Wegen der groen Schlammassen grassieren Cholera, Ruhr und Pilzkrankheiten. Immer noch liegen Tierkadaver und Leichen im Schlamm verborgen. Das Abwasser hat sich mit dem Regenwasser vermischt. Trocknet der Schlamm, ist die Luft mit Staub vermischt und es drohen Atemwegserkrankungen. "Das nchste Problem wird der Hunger sein, da alle Plantagen zerstrt sind", so Christine Hhne

Gerade La Lima ist besonders stark betroffen, da es im Delta zweier groer Flsse liegt, die durch starke Regenflle anschwollen und sich zu einem Strom vereinigten. ƒrztebrigaden aus den USA, aus Costa Rica und Mexiko versorgen die Einwohner La Limas medizinisch, die US-Armee beseitigt mit schwerem Gert die Schlammassen. "Zunchst wurden Pilzkrankheiten noch mit Diesell desinfiziert", beschreibt die promovierte Biologin die ersten Tage nach der Flut. Groe Flchen mssen gekalkt und mit Rattengift bestreut werden

In ihrer Heimatgemeinde hat Christine Hhne fr die Arbeit in La Lima viele Krfte mobilisiert. Der Erls der Sternsingeraktion kommt den Menschen dort zu- gute und ein Spendenkonto wurde eingerichtet. Sogar die Kinder der Gemeinde sammeln etwas von ihrem Taschengeld. Rudolf Hhne, Diakon von "St. Josef" und Missio-Dizesanreferent im Bistum Erfurt, vermittelte fr die Projekte seiner Frau Kontakte zu Adveniat und zum Kinderhilfswerk und koordiniert die Hilfe der Gemeinde

Doch schon lange vor der Flutkatastrophe war die Gemeinde fr La Lima aktiv. Nach einem Besuch in Deutschland nimmt Christine Hhne stets Medikamente, gebrauchte Brillen oder sogar Nhmaschinen mit nach Honduras. "Ich komme mit zwei leeren Koffern und fliege mit zwei vollen wieder zurck", schmunzelt sie

Ein Problem bei der Verteilung der Spenden sei die Korruption in Honduras, meint Christine Hhne. Der Prsident habe die Verwaltung der Spenden in die Hnde beider Kirchen gelegt, so da es sicher sei, da die Spenden auch ankommen, hofft sie

Gemeinsam mit den Schwestern zweier Orden und zwei spanischen Patres, die als Gemeindepfarrer dort ttig sind, baut Christine Hhne in La Lima verschiedene Sozialprojekte auf. So soll eine bereits bestehende Berufsschule ein eigenes Gebude bekommen. Bislang mietet sich die Schule in Rume verschiedener Werksttten von Firmen ein. Die Mhlhausener Sternsinger sammeln seit einigen Jahren fr dieses Projekt, das auch vom Kindermissionswerk untersttzt wird. Rudolf Hhne hofft, da der Bau der Schule bald ein offizielles Projekt der Europischen Union wird, so da sie die Kosten von 120 000 Dollar bernimmt. Das Grundstck fr den Neubau wurde von der Stadt La Lima gespendet

Ein Heim fr rauschgiftschtige und kriminelle Jugendliche steht jedoch bislang nur auf dem Papier. Durch Arbeitstherapie und psychologische Hilfe soll in diesem Heim den Amaras-Kinderbanden entgegengewirkt werden. "Bewaffnete und hufig drogenabhngige Jugendliche durchziehen die Stdte und versetzen die Bevlkerung in Panik", schildert Christine Hhne die Situation, die sich in den letzten sechs Jahren erheblich verschrft habe. Das Land fr eine entsprechende Einrichtung fr die Arbeitstherapie wrde die Chiquita-Company stellen, ein spanischer Grohndler die Erzeugnisse abkaufen

Christine Hhne untersttzt auch ein Altenheim, das von zwei Frauenorden aus Mittelamerika gefhrt wird und auf Spenden angewiesen ist. Die Chiquita-Company stiftete ein Stck Land, auf dem sie 500 Obstbume pflanzen lie, so da ein Garten entstanden ist, der die 85 Bewohner versorgt. Ein kleiner berschu kann verkauft werden

Mit Hilfe aus Spanien und Italien sowie von der Caritas in Honduras lassen die Schwestern Huser fr mittellose Familien errichten. An den Nhmaschinen aus Mhlhausen geben sie Nhkurse fr Hausfrauen, die allein mit dem Gehalt ihres Mannes die Familie nicht ernhren knnen und auf Heimarbeit angewiesen sind. Die Medikamente gehen an eine Sozialstation, wo mittellose Menschen gegen ein geringes Entgelt medizinisch versorgt werden. Die Brillen bringt Christine Hhne zu einer Augenklinik in St. Pedro Sula

Auch ohne Spenden hilft sie, wo sie kann. Der Familie einer Kollegin, die ihr Haus verlor, stellte sie kurzerhand ein Zimmer ihres Hauses zur Verfgung. Einer weiteren Familie kaufte sie ein neues Baugrundstck. Da die gesamte Einrichtung, alle Matratzen und smtliche Wsche verschlammt und na sind, stiftete sie Doppelbetten und Matratzen. "Wenn man das ganze Elend dort sieht, ist das etwas anderes als wenn man von Deutschland aus eine Spende gibt", betont die engagierte Biologin, die eigentlich aus Interesse an ihrem Beruf nach Honduras gekommen war

Leonhard Herrmann

Wer das Engagement von Christina Hhne untersttzen will, kann sich an die Pfarrei St. Josef in Mhlhausen, Tel. 0 36 01 / 44 77 00 , Fax: 0 36 01 / 44 77 14 oder an Diakon Rudolf Hhne, 99976 Eigenrieden, Bei dem Hainstieg 15, Tel. 03 60 26 / 9 06 65, wenden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.01.1999

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