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Bistum Magdeburg

Elisabeth-Schwestern sind Markenzeichen

Halberstdter Altenheim

Halberstadt (dw) - Als die Schwestern von der heiligen Elisabeth vor 100 Jahren begannen, in Halberstadt alte und kranke Menschen zu pflegen, gab es weder Pflegestufen noch elektrische Waschmaschinen, Fahrsthle oder hhenverstellbare Pflegebetten. Vieles hat sich seither verndert im Elisabeth-Heim, das am 17. Januar sein 100jhriges Bestehen feiert. Dabei haben die Schwestern nie leichtfertig Bewhrtes ber Bord geworfen, und nicht zuletzt aus diesem Grund ist das Haus in der Halberstdter Bevlkerung sehr beliebt

Nach wie vor wohnen und arbeiten hier fnf Ordensschwestern, die die Atmosphre im St.-Elisabeth-Heim prgen. Sie halten sich an keinen Acht-Stunden-Tag und nehmen sich viel Zeit fr die 35 Bewohner. "Die Schwestern sind das Markenzeichen des Hauses, und das schon seit Generationen", sagt der zustndige Gemeindepfarrer Karlheinz Rohde

Von jeher gibt es ein enges Miteinander zwischen der Katharinen-Gemeinde und den beiden kirchlichen Altenheimen, dem Elisabeth-Heim und dem 1920 gegrndeten St.-Josef-Heim der Karmelitinnen. Besonders hufige Gste im Elisabeth-Heim sind die Kinder des katholischen Kindergartens. Die Sommer-Gartenfeste sind ohne Helfer der Gemeinde nicht zu denken, und bei den tglichen Gottesdiensten in der Hauskapelle haben die Bewohner der Gleimstrae ebenfalls hufig Besuch. "Unser Jubilum mchten wir deshalb mit der Gemeinde feiern", sagt die Oberin Schwester Angelika. Der Tag beginnt um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Katharinenkirche

Genau vor 100 Jahren, am 17. Januar 1899, trafen drei Elisabeth-Schwestern in Halberstadt ein. Der damalige Halberstdter Dechant hatte um die Entsendung der "Grauen Schwestern" fr die ambulante Krankenpflege in der Gemeinde gebeten, nachdem eine von ihnen eigens aus Berlin zur Pflege seiner erkrankten Mutter angereist war. Anfangs widmeten sich die Schwestern nur der Gemeindekrankenpflege, nach einiger Zeit begannen sie, einige alte Menschen bei sich aufzunehmen

Bis zu zehn Schwestern wirkten in dem Heim in der Halberstdter Gleimstrae unter Bedingungen, die heute kaum mehr vorstellbar sind: So lebte das Heim jahrzehntelang nur von Spenden. Die gesamte Hauswsche muten die Schwestern mit der Hand waschen und auf dem Rcken ber eine steile, enge Bodentreppe auf den Trockenboden tragen. Zustzlich erschwerte Bedingungen brachte die Nachkriegszeit: Da die Bombenangriffe im April 1945 kurz hinter der Gleimstrae haltgemacht hatten, konnten die "Grauen Schwestern" viele obdachlos gewordene aufnehmen

An eine komplette Sanierung der Einrichtung war erst nach der Wende zu denken. Zu DDR-Zeiten blieb vieles Flickwerk. Zeitweise folgte beispielsweise ein Rohrbruch dem nchsten, immer wieder wurden die Leitungen durch Rohrschellen notdrftig zusammengeflickt

Besonders nachhaltige Spuren in den Herzen und der Erinnerung der Bevlkerung hat Schwester Bonita hinterlassen, die von 1936 an ber 50 Jahre lang in Halberstadt wirkte, zunchst in der Hauskrankenpflege, spter im Altenheim und nebenbei auch als Sakristanin der Katharinenkirche. "Sie ist eine Legende" sagt Pfarrer Rohde ber die Schwester, die in allen Familien der katholischen Gemeinde bekannt war. In der Zeit des Nationalsozialismus scheute sie sich nicht, auch jdische Familien zu pflegen

Eine Fotodokumentation, die Schwester Angelika gemeinsam mit einer Mitarbeiterin zusammengestellt hat, soll whrend der Jubilumsfeier Hhepunkte und wertvolle Erfahrungen aus der Geschichte des Elisabeth-Heims ins Gedchtnis rufen. Selbst der Hund Candy, der jahrelang der Liebling vieler Heimbewohner war, fehlt in der kleinen Ausstellung nicht

Zu den regelmigen Angeboten im Heim der Elisabeth-Schwestern gehrt gemeinsames Basteln und Singen, Gedchtnistraining und die Feier fr die Geburtstagskinder des Monats. Zwei ABM-Krfte und ein Zivildienstleistender kmmern sich unter anderem darum, da die Rollstuhlfahrer an die frische Luft kommen und an der Entwicklung des Stadtlebens teilnehmen knnen

Einige von ihnen werden sicher auch den Festgottesdienst in der Katharinenkirche mitfeiern. Die lteste Bewohnerin ist dafr leider derzeit zu schwach und krank. Mit 99 Jahren ist sie fast genauso alt wie das Elisabeth-Heim

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.01.1999

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