Maria Josephas verwandeltes Brautkleid
Domschatzkammer Bautzen stellt barocke Messgewänder vor
Bautzen (tg) -In einer Sonderausstellung unter dem Titel "Goldener Faden und Seide" zeigt die Domschatzkammer St. Petri in Bautzen bis zum 20. Dezember wertvolle barocke Messgewänder. Zu sehen sind zwölf der schönsten dieser Gewänder sowie ein Fronleichnamsbehang, allesamt aus dem 18. Jahrhundert. Bislang wurden sie nur im Depot aufbewahrt. Die kostbaren Stoffe wie Atlas, Damast, Rips und Seide, aus denen sie bestehen, stammen aus den bekanntesten Textilzentren der damaligen Zeit, dazu zählten Italien, Frankreich und Deutschland (Rheinland, Sachsen).
"Oft wurden abgelegte Festkleider des Adels zu Messgewändern umgearbeitet", sagt Dr. Siegfried Seifert, Leiter der Domschatzkammer. So zum Beispiel die Brautkleider der Erzherzogin Maria Josepha nach ihrer Heirat mit dem Kronprinzen Friedrich August im Jahr 1719. Die Stoffe wurden dem Domkapitel geschenkt oder verkauft. In den Paramentenwerkstätten von Klöstern und in Stickereien verzierten Frauen sie in langwieriger und mühsamer Kleinarbeit mit Gold- und Silberfäden, mit Klöppelspitze, Pailletten aus Metall und Perlen.
"Diese Textilerzeugnisse von hohem kunsthandwerklichem Wert sind die eine Seite unserer Ausstellung", so Siegfried Seifert. "Zum anderen wollen wir auch zeigen, dass der Gottesdienst für die Menschen damals ein Fest war." Entsprechend feierlich hätten sich sowohl Gottesdienstbesucher als auch die Geistlichen gekleidet. Die Ausstellungsstücke kündeten vom Barock als einer Ausdrucksform, die alle Sinne ansprechen wollte. Davon zeuge der große Prunk dieser Gewänder. Darin zeige sich zugleich jedoch die künstlerische Seite von Kirche. Siegfried Seifert: "Die Kirche würde verarmen, wenn sie den Aspekt des Schönen vernachlässigt."
In den vergangenen 16 Jahren waren die Messgewänder restauriert worden. Unter anderem in der Werkstatt von Antonia Scheffel im ostsächsischen Großräschen. So wurden die Stickereien eines der Messgewänder beispielsweise vollständig auf neue Seide übertragen, da die alte verschlissen war. Die Gewänder seien zum Teil noch heute bei Gottesdiensten in Gebrauch, so der Leiter der Domschatzkammer. Altersbedingte Schäden würden deshalb schneller bemerkt und könnten sofort von Restauratoren ausgebessert werden. Siegfried Seifert: "Die beste Form der Erhaltung ist der Gebrauch."
Die Ausstellung in der Domschatzkammer St. Petri Bautzen (An der Petrikirche 6) ist bis 20. Dezember geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.10.2001