Seit über 20 Jahren engagiert für Rußland
Helmut Kania
Cottbus (tdh) - "Eure Hilfe gibt vielen Bedürftigen in dieser so aussichtslosen Zeit die Möglichkeit, ihr schweres Los zu ertragen und durchzuhalten", schrieb Pfarrer Hartmut Kania kürzlich zum Jahreswechsel an seine Freunde und Spender in Deutschland. Wiederholt hat der Tag des Herrn schon über Pfarrer Kania und seine Arbeit als Caritasdirektor in St. Petersburg berichtet
Die Anfänge seines Engagements für Rußland reichen weit zurück. Schon seit den 70er Jahren fuhr der gebürtige Schlesier in seinem Urlaub immer wieder in die damalige Sowjetunion. Er liebte das russische Land und seine Menschen. In den Ostblock-Zeiten konnte er ihnen, besonders jenen, die ihr Christsein nicht öffentlich bekennen konnten, durch seine Besuche Trost und Ermutigung geben. Dabei riskierte er einiges. Seine perfekten russischen Sprachkenntnisse und seine große Aufgeschlossenheit diesem Land gegenüber bewogen die Deutsche Bischofskonferenz 1991, ihn zu einem längeren Aufenthalt nach St. Petersburg zu senden, damit er dort kirchliche Geld- und Sachspenden direkt und effektiv weitergeben könne
Mit großer Mühe mußte er immer wieder neu bürokratische Hürden überwinden, und doch gelang es ihm, in St. Petersburg eine Caritas-Sozialstation einzurichten. Von hier aus kann nun schon seit beinahe acht Jahren die allgemeine Not gelindert werden, die noch immer anwächst
Vor allem fehlt es den Menschen an Geld, um Kleidung und Lebensmittel zu kaufen. Auf den langen Wartelisten der Caritasstation für Kleiderspenden stehen nicht nur die Namen von Obdachlosen, Behinderten und Alten, sondern auch die Namen von Spitzenwissenschaftlern des Petersburger Astronomischen Observatoriums. "Wer einmal im Jahr etwas bekommen hat (maximal zehn Kilogramm), hat erst im nächsten Jahr wieder eine Chance, sich bei uns einschreiben zu lassen", steht in Pfarrer Kanias Brief zu lesen. In einer Malteser-Küche werden täglich fast 600 Bedürftige beköstigt, und in zwei weiteren Obdachlosenküchen außerdem noch 400 Menschen, um die sich bisher niemand gekümmert hat, auch kein Sozialamt. Mit Unterstützung der Hilfsaktion Renovabis konnte eine Küche nur für Tuberkulose-Kranke eröffnet werden. Sie mußten bisher mit der Angst leben, nicht mehr kommen zu dürfen, wenn sie ihre Krankheit zugeben oder gar zu einer ärztlichen Untersuchung gehen würden
Inzwischen erhält die Petersburger Caritas auch aus anderen Großstädten des Landes Bitten um Kleiderhilfe. Im vergangenen Jahr schickte Pfarrer Kania einen großen Lastzug mit Paketen aus Deutschland nach Astrachan ans Kaspische Meer. Neuerdings gelangen in kleineren Bahn-Containern monatlich Hilfssendungen von Petersburg an den Polarkreis, ins russisch-orthodoxe Bistum Murmansk
Hartmut Kania ist auf Geldspenden dringend angewiesen. Oft sind viele tausend Mark nötig, um den Zoll zu bezahlen. Die Görlitzer Diözesan-Caritas verfügt über sichere Wege, Geld und Pakete an den Bestimmungsort zu bringen. In Cottbus werden gegenwärtig Möglichkeiten vorbereitet, daß ständig "Bananenkartons" mit Textilien entgegengenommen und zwischengelagert werden können. Wenn eine Pfarrei genügend Pakete gesammet hat, kann die Caritas sie mit einem Kleintransporter abholen und nach Cottbus bringen. Jedes Paket verursacht Transportkosten von etwa 10 Mark. Nach Möglichkeit sollten Spender daran beim Abgeben eines Paketes denken und das Transportgeld gleich mit spenden
Genauere Auskünfte gibt Johannes Brosdetzko beim Caritasverband der Diözese Görlitz in Cottbus, Telefon 0355/38 06 50, Fax: 0355/79 33 22.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.02.1999