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Bistum Magdeburg

Gedenken an über 200000 ermordete Priester aus Rußland

Partnerschaftsaktion Ost

Magdeburg / Moskau (tdh) - Priester wurden an den Toren ihrer Kirchen gekreuzigt, lebendig begraben, barbarisch hingerichtet. Priester, Mönche und Nonnen wurden auf Barken zusammengepfercht, die mitten im Fluß Irtisch versenkt wurden. Unvorstellbare Grausamkeiten wurden am orthodoxen Klerus begangen. Die Kirche war für die Bolschewiki der ideologische Gegner schlechthin

Am ersten Sonntag im Februar gedenkt die russisch-orthodoxe Kirche der Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Für die Partnerschaftsaktion Ost in Magdeburg ist dieses Fest Anlaß, die neuen Heiligen Rußlands als "wertvolles Erbe" der gesamten Christenheit auch in der hiesigen Kirche bekannter zu machen

Die Mitarbeiter der Partnerschaftsaktion haben deshalb Literatur und Farbdias zum Thema "Spuren Gottes in Rußland / Gotteserfahrung Heiliger" zusammengestellt und bieten an, damit auf Einladung während der Fastenzeit Gemeindeabende zu gestalten. Sie haben unter anderem einige Forschungsergebnisse und Lebensbilder übersetzt, die das Orthodoxe Theologische Institut St. Tichon in Moskau über die zeitgenössischen Märtyrer veröffentlicht hat. Mit diesem Institut, das die jüngste Geschichte der russisch-orthodoxen Kirche erforscht, arbeitet die Magdeburger Partnerschaftsaktion seit Jahren zusammen

"Je größer die Zahl (der Priester), die es uns ... zu erschießen gelingt, desto besser", schrieb Lenin 1922 in einem geheimen Brief, der erst vor kurzem veröffentlicht wurde. Bis 1941 war diese Weisung Lenins in der Sowjetunion sehr gründlich befolgt worden: Rund 200 000 Angehörige des Klerus wurden ermordet, das waren über 80 Prozent der orthodoxen Geistlichkeit; alle tausend Klöster und die Priesterseminare wurden geschlossen. Weit über 50 000 Gotteshäuser wurden geplündert, zerstört, ausgelöscht

Als Heiner Hesse, der Leiter der Partnerschaftsaktion Ost, vor einigen Jahren über die Hügel am Rande des Rybinsker Meeres lief, wußte er noch nicht, daß dies die von Planierraupen zusammengeschobenen Leichenberge der im stalinschen Gulag umgekommenen Zwangsarbeiter waren. Vom Schießplatz des KGB in Butowo südlich von Moskau, den er ebenfalls besuchte, wußte er nur, daß es eine Erschießungsstätte gewesen war. Von dem Priester, der dort Dienst tut, erfuhr er, daß das ganze Gelände ein einziges, riesiges Massengrab ist. Hier wurden von August 1937 bis Oktober 1938 über 20 000 Menschen erschossen, unter diesen vielen auch der inzwischen heiliggesprochene Metropolit Serafim

Der schwerkranke 81jährige wurde mit der Schnellen Medizinischen Hilfe zum Erschießen gefahren. Eine kleine Holzkirche an der Hinrichtungsstätte erinnert jetzt an ihn und die anderen Märtyrer. In den späteren Jahren sank die Zahl der Vollstreckungen, die letzten fanden kurz vor dem Tod Stalins im Jahr 1952 statt

Zu den am meisten verehrten russisch-orthodoxen Märtyrern des 20. Jahrhunderts gehört die heilige Elisabeth, eine geborene Prinzessin von Hessen-Darmstadt, die Schwester der Zarin Alexandra. Elisabeth genoß wegen ihrer liebenswürdigen Art und ihres sozialen Engagements hohes Ansehen. Nach dem Tod ihres Mannes wurde sie Nonne und Vorsteherin eines Klosters in Moskau. Nach dem Vorbild der deutschen evangelischen Diakonissen pflegte sie selbstlos Kranke, Sterbende, Arme. Obwohl sie 1918 die Möglichkeit hatte, ins Ausland zu fliehen und der Tod ihr in Moskau sicher war, blieb sie ihren Aufgaben treu. Sie schrieb: "Jetzt machen wir alle das Gleiche durch, und allein bei Ihm finden wir Trost und Kraft, unser gemeinsames Kreuz des Abschieds zu tragen. Der Herr hat befunden, daß es für uns an der Zeit ist, Sein Kreuz zu tragen, und wir bemühen uns, dieser Freude würdig zu sein." In der Nacht des 28. Juli 1918 wurde Elisabeth mit Gewehrkolbenschlägen lebendig in einen Bergwerksschacht gestürzt, der dann gesprengt wurde

"Die Zeugnisse vom Leben all dieser Heiligen, die für ihren Glauben gestorben sind, gehören zu den Reichtümern der einen Kirche Christi", heißt es in einer Veröffentlichung der Partnerschaftsaktion Ost zum orthodoxen Feiertag am 7. Februar. "Sie können eine wichtige Lebenshilfe sein. Wir wollen diese Geschenke der Ostkirche dankbar annehmen. Sie bekanntzumachen ist eine wichtige Aufgabe unserer Zeit."

Wer die Partnerschaftsaktion Ost zu einem Gemeindeabend einladen möchte oder Infomaterial über orthodoxe Märtyrer dieses Jahrhunderts wünscht, erhält Informationen bei: Geschäftsstelle der Partnerschaftsaktion Ost, Max-Josef-Metzger-Straße 1, 39104 Magdeburg, Telefon 0391 /5961-182, Fax: -100

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 5 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.02.1999

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