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Bistum Erfurt

Internationales Flair beim Tag der Offenen Tür

Edith-Stein-Schule

Erfurt (leo) - Ob mit dampfendem Tee aus dem Samowar, ob mit dem Duft italienischer Spezialitäten und französischer Crèpes oder durch sachliche Informationen über Osteuropa und zur Euro-Einführung - der "Tag der Offenen Tür" an der Edith-Stein-Schule in Erfurt tauchte das Schulgebäude einen Tag lang in ein internationales Flair. Irischer Volkstanz, selbstgebastelte Gesellschaftsspiele oder eine Ausstellung zu europäischer Baukunst zeigten, daß sich die Schüler während dreier Projekttage im Vorfeld des Schulfestes intensiv und auf verschiedenen Ebenen mit dem Thema Europa auseinandergesetzt haben

Neben kreativen Angeboten wie Malen und Basteln wurde zur theoretische Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen rund um Europa eingeladen. Die Schüler bewiesen aber auch schauspielerisches Können: Eine Projektgruppe zeigte zwei Szenen aus Shakespeares Sommernachtstraum. Der "Hades" der Edith-Stein-Schule entführte die Besucher in die Tiefen der griechischen Sagenwelt und Philosophie: Hier konnten die Besucher den "gequälten Sisyphos im Streitgespräch mit allerlei Philosophen" erleben. Die Vertonung eines afrikanischen Märchens weitete den Blick über Europa hinaus

Breiten Raum nahm das Thema "Sinti und Roma in Europa" ein. Eine Musikgruppe in Deutschland lebender Sinti kombinierte traditionelle Sinti-Musik mit eingängigen Swing-Melodien der 20er Jahre und sorgte so für stimmungsvolle musikalische Untermalung des Festes. Eine Schülergruppe hatte sich mit Geschichte, Sprache und Religion der Sinti und Roma auseinandergesetzt und die Ergebnisse in Form einer Wandzeitung präsentiert. Insbesondere die Verfolgung der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus wurde angesprochen

Zunächst befragten die Schüler Passanten auf der Straße nach ihrer Meinung zu Sinti und Roma. "Die meisten Leute wußten nicht viel über die beiden Volksgruppen und hatten nur Vorurteile" so Gabriele Lassak vom Kulturamt der Stadt Erfurt, die das Projekt begleitet und mit Info-Material und Dokumentarfilmen unterstützt hat. Ziel sei gewesen, die Neugierde der Schüler zu wecken, damit sie eventuelle Vorurteile überdenken und durch neue Kenntnisse überwinden. Die Schüler seien sehr interessiert gewesen und hätten selbst weniger Vorurteile als ihre Mitbürger gehabt

Schulleiter Siegfried Schnauß will durch die Projekttage und das Schulfest "anhand der kulturellen Vielfalt in Europa Offenheit und Toleranz vermitteln". Zudem eröffne das Thema viele Möglichkeiten und Darstellungsweisen

Schnauß versteht die Edith-Stein-Schule, die seit 1992 in bischöflicher Trägerschaft ist, als "personale Schule, die jeden Schüler in seiner Einmaligkeit ernst nimmt" und als "solidarische Schule", die soziale Verantwortung bei den Schülern entwickelt. Wichtig ist ihm ferner ein integratives Klima, in dem Christen verschiedener Konfession und konfessionslose Schüler eine Gemeinschaft bilden. Die Edith-Stein-Schule verfügt pro Jahrgang über drei Gymnasial- und eine Regelschulklasse. Trotz eines gewissen Leistungsanspruchs solle keine Bildungselite herangezüchtet werden, betont Schnauß. Ein Übergang vom Regelschul- zum Gymnasialzweig ist möglich

Stolz ist Schnauß auf die moderne Ausstattung des erst 1996 eröffneten Neubaus und auf das bunt gemischte, junge Lehrerkollegium. Doch zur Ausstattung müsse auch eine innere Einstellung kommen, den Einzelnen ernst zu nehmen, um das Rauhe des Schulalltages zu überwinden. Das sei in der Praxis manchmal schwierig, müsse aber dennoch Ideal bleiben. Schnauß geht es auch darum, die Schule "vom Christlichen her zu durchdringen". So gibt es im Laufe des Kirchenjahres regelmäßig religiös geprägte Feiern und Projekte. Wissen, Persönlichkeit und Reife sollen verbunden werden mit der Möglichkeit einer religiösen Lebensgestaltung. Dennoch sind religiöse Angebote keine Pflichtveranstaltungen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.02.1999

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