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Aus der Region

Verschiedene Aktionen laden zum bewußten Verzicht ein

Fastenzeit

"Leben mit Sozialhilfe": Zu einer ungewöhnlichen Aktion lädt das Bistum Speyer während der Fastenzeit ein. Mit der Fastenaktion "Leben mit Sozialhilfe" will das Bistum auf die Lebensbedingungen der rund 2,9 Millionen Sozialhilfeempfänger in Deutschland aufmerksam machen. Möglichst viele Menschen sollen dafür gewonnen werden, im März testweise von dem Betrag zu leben, der ihnen von der Sozialhilfe her zustünde. "Wir können damit ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen unter uns setzen, die oft ,arm dran' sind und deren äußere und innere Not meist unbeachtet bleibt", schreibt Bischof Anton Schlembach (Speyer) in einem Aufruf. Wie funktioniert die Aktion praktisch? Wer mitmachen will, errechnet seinen persönlichen Sozialhilfesatz nach den Richtlinien des Bundessozialhilfegesetzes (siehe nächster Bericht). Im Monat März versuchen die Teilnehmer dann von der errechneten Summe ihre laufenden Lebenshaltungskosten zu bestreiten

Bei der Aktion zählen zu den Lebenshaltungskosten die Ausgaben für Ernährung, Körperpflege, Haushaltsreinigung, kleinere Anschaffungen, persönliche Dinge wie Versicherungen, Zeitungen, Porto, Eintritt zu Veranstaltungen, Genußmittel, Geschenke, Feiern, Vereinsbeiträge, Taschengeld, Bücher, Musikunterricht, Kabelfernsehen, Abonnements, Raten für Konsumkredite..., Haushaltsstrom (auf den monatlichen Betrag berechnet), Telefon abzüglich der Hälfte der Grundgebühr, Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Nicht mitgerechnet werden Ausgaben für GEZ-Gebühr, Beiträge für Kindertagesstätte, Medikamentenzuschlag. Hierfür erhalten Sozialhilfeempfänger Ermäßigung oder sind davon befreit. Außerdem werden nicht mit berechnet die Warmmiete (plus Nebenkosten außer Strom), berufliche Telefonate, größere Anschaffungen und Reparaturen, Kleidung (außer Wäsche), da hierfür verschiedene einmalige Beihilfen beantragt werden können

Wer Bedenken hat, daß es nicht möglich ist, tatsächlich mit den angegebenen Regelsätzen zu leben, kann eine "Luxusliste" nutzen. Dort können Ausgaben eingetragen werden, auf die die Teilnehmer nicht verzichten können (zum Beispiel Versicherung, Konsumkreditraten, Telefon, Urlaub ...), die ihnen jedoch als "richtiger" Sozialhilfeempfänger nicht möglich wären. Einen Sonderfall stellt das Auto dar: Bei tatsächlichem Bezug von Sozialhilfe wäre das Betreiben eines Autos nicht erlaubt (nur in wenigen Fällen gibt es Ausnahmegenehmigung). Für die Teilnehmer der Aktion bedeutet das: keine Beträge für Benzin, Versicherung, Reparatur in die Listen aufnehmen, berufliche Nutzung unberücksichtigt lassen, für private Fahrten aber 52 Pfennige pro Kilometer berechnen

Nähere Informationen zur Aktion gibt es beim Bischöflichen Ordinariat Speyer , "Leben mit Sozialhilfe", Webergasse 11, 67346 Speyer, Tel. 0 62 32 / 10 24 51.

"Sieben Wochen ohne": Im Mittelpunkt der traditionellen Fastenaktion der evangelischen Kirche "Sieben Wochen ohne" steht in diesem Jahr der Umgang mit den Medien. Konkret geht es um den zeitweisen Verzicht auf Fernsehen, Radio oder das Internet. Nach Schätzungen werden sich rund zwei Millionen Menschen in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern daran beteiligen. Immer mehr Menschen fühlten sich angesichts der unüberschaubaren Informationsflut nicht besser informiert, sondern desorientiert, erklären die Organisatoren. Durchschnittlich drei Stunden verbringt jeder Deutsche pro Tag vor dem Fernsehgerät. Die Organisatoren der Fastenaktion wollen aber keine Medien-Askese predigen, sondern zum kritischen Umgang mit Fernsehen und Radio anregen. In den sieben Wochen bis Ostern soll das private Medienverhalten unter die Lupe genommen werden

Ein kostenloses Faltblatt gibt es bei der Aktion "Sieben Wochen ohne", Postfach 1307, 34603 Schwalmstadt-Treysa, Tel. 0 66 91 / 91 92 61.

"Exerzitien im Alltag": Die seit einigen Jahren in den deutschen Bistümern angebotenen "Exerzitien im Alltag" haben sich als "echter Renner" erwiesen. Anliegen ist es, die spirituelle Dimension auch und gerade im alltäglichen Leben zu entdecken - ob im Büro oder zwischen den Kochtöpfen. Das Konzept ist einfach: Vier Wochen lang nehmen sich die Teilnehmer täglich etwa eine Dreiviertelstunde Zeit. Jeder meditiert dann, wann es ihm der individuelle Tagesrhythmus erlaubt. Für jeden Tag werden für die Besinnung Bibelstellen und andere Texte ausgegeben, eine abendliche Rückschau beschließt den Tag. Die Teilnehmer werden außerdem ermuntert, auch tagsüber Spuren Gottes in ihrem Leben wahrzunehmen. Die vier Wochen sind oftmals ein erster Impuls, sich in einen längeren Wandlungsprozeß mit Gott zu begeben. Diese Alltagsexerzitien werden in allen Diözesen angeboten. Inzwischen gibt es auch Brief- und Internetexerzitien

Informationen bei der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Diözesan-Exerzitien-Sekretariate, Kaiserstraße 163, 53113 Bonn. Literaturhinweise: Edeltraud Schubert: Gottes Spur auf meinem Weg. Exerzitien im Alltag, Lahn-Verlag, Lahn 1997, 160 Seiten, 29,80 Mark. Anne Granda, Inge Jaumann, Leonore Körner, Günther Lohr (Hrsg.): Exerzitien im Alltag. Geistliche Übungen für Advent, Fastenzeit und andere Anlässe im Jahr, Kösel-Verlag, München 1998, 212 Seiten, 24,90 Mark.

"Einen Monat ohne Auto": Den Verzicht auf das Auto stellen das Bistum Trier und die Evangelische Kirche im Rheinland in den Mittelpunkt der Fastenaktion "Autofasten 99": Im Monat März sollen Autofahrer ihren Wagen stehen lassen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad fahren. Fasten könne sehr viel weiter verstanden werden als der Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten oder Zigaretten, sagte Christoph Klemann, Mitglied der Umweltkommission des Bistums Trier. Die Aktion "Autofasten 99" wird von beiden Kirchen verantwortet. Mitveranstalter sind das saarländische Umweltministerium und die Landeszentrale für Umweltaufklärung in Rheinland-Pfalz. Zahlreiche Nahverkehrsunternehmen stellen kostenlose "Fastentickets" zur Verfügung, die unter den Teilnehmern der Aktion verlost werden. Im vergangenen Jahr hatte die Aktion den Kirchen zufolge "großen Erfolg" gezeigt. Der Verzicht auf das Auto sei nicht als Selbstkasteiung gedacht, sondern soll zu neuer Lebensqualität führen

"Stell dich quer": Das Blaue Kreuz in Deutschland, Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland, ruft unter dem Motto "Stell Dich quer!" dazu auf, während der Fastenzeit auf schlechte Gewohnheiten wie Rauchen, zuviel Süßigkeiten oder langes Internet-Surfen zu verzichten. Querstellen könne man sich auch gegen übermäßigen Alkoholkonsum, gegen Fernsehen aus Langeweile oder Computerspiele, heißt es im Aufruf

Aktionsprospekte mit einem Mitmachcoupon und eine Arbeitshilfe gibt es beim Blauen Kreuz in Deutschland, Postfach 200252, 42202 Wuppertal, Telefon 02 02 / 62 00 30.

tdh / epd / kna

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.02.1999

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