Herz-Jesu-Missionar Fritz Biermann in Wolfen
Vorgestellt
Im Wolfener Pfarrhaus eröffnen sich neue Horizonte. Die Zimmer heißen seit kurzem "Peru", "Neuguinea" und "Oberhausen". Der neue Hausherr, der wichtige Orte seines Lebens auf den Türschildern und in der Raumgestaltung verewigt hat, gehört zu den Hiltruper Herz-Jesu-Missionaren. Pater Fritz Biermann war bisher Hausoberer im Ordenssitz Münster-Hiltrup und lebt seit vergangenem Frühjahr im Wolfener Pfarrverband
Er war Mitglied der "Gruppe Aufbruch", die sich in dem Orden herausgebildet hatte, um nach neuen Wegen für die Gemeinschaft zu suchen. Als die Mauer fiel, wäre Biermann, der oft in die DDR und nach Polen gereist war, am liebsten sofort in die neuen Bundesländer gegangen. Er wollte hier in einer Großstadt als "Cityseelsorger" Menschen ansprechen, die bisher keine Berührungspunkte mit dem christlichen Glauben hatten. Da er aber gerade erst das Amt des Hausoberen übernommen hatte, konnte er seinen Wunsch nicht verwirklichen. Zwei seiner Mitbrüder, Klaus Gräve und Bernhard Trilling, nutzten die Gelegenheit zum Umzug gen Osten und wurden Pfarrer in Leipziger Gemeinden
Fritz Biermann fühlt sich in Wolfen gut aufgehoben. Er kann sich einfühlen in die Lage von Menschen in einer zerstörten Industrieregion. Sein Wunsch ist es, gemeinsam mit den katholischen Gemeindemitgliedern immer mehr auch auf die ungetauften Mitbürger zuzugehen
Von jeher hatte er davon geträumt, Missionar zu werden. Als er in den Orden eintrat, stellte sich allerdings schon bald heraus, daß er nicht tropentauglich war. Die traditionellen Missionsgebiete der Hiltruper Missionare, Papua-Neuguinea und Peru, kennt er daher nur als Reisender. Lange Zeit arbeitete er beim Hilfswerk Missio in Aachen und in einer Oberhausener Gemeinde. Dort demonstrierte er gemeinsam mit den Stahlwerkern gegen die seinerzeit geplante Thyssen-Schließung
In Wolfen widmet er gut die Hälfte seiner Zeit der Seelsorge im Pfarrverband. Unter anderem leitet er gemeinsam mit Pfarrer Markus Lorek einen Bibelkurs, bei dem es auch darum geht, über den eigenen Glauben sprechen zu lernen. Darüber hinaus hilft er in der Gemeinde Bitterfeld aus, hält Vorträge und arbeitet für seinen Orden. Den Kontakt zu Nichtchristen sucht der journalistisch versierte Pater, der in Münster die Zeitschrift seines Ordens leitete, nicht zuletzt auch durch Beiträge über das kirchliche Leben in der örtlichen Tageszeitung
Dorothee Wanzek
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.02.1999