Laien werden bei Übernahme von Leitungsaufgaben unterstützt
Gemeindeberatung
Magdeburg (dw) - "Durch die Personalnot will der Heilige Geist uns auch etwas Positives sagen", glaubt Willi Kraning, Leiter der Pastoralabteilung im Bischöflichen Ordinariat Magdeburg. Die sinkende Zahl der Priester versteht er als Anstoß, erneut über die Umsetzung einiger Themen des Zweiten Vatikanischen Konzils nachzudenken. Er erinnert an die Konzilsaussage vom priesterlichen Gottesvolk. Das Weihepriestertum werde als notwendiger, aber nachgeordneter "Sonderfall" beschrieben, die Kirche als Sakrament für die Welt
Als vor zwei Jahren in der Magdeburger Pastoralabteilung eine Personalstelle für Gemeindeberatung eingerichtet wurde, geschah dies vor allem, um Gemeinden auf die veränderte Situation durch die kleiner werdende Zahl von Priestern vorzubereiten. "Es ist wichtig, die Menschen, die nun neu mit Leitungsaufgaben konfrontiert werden, auf ihre Rolle vorzubereiten und sie nicht zu überfordern", betont Ordinariatsrat Kraning
Immer mehr Gemeinden nehmen das Beratungsangebot der Pastoralabteilung wahr. Pfarrgemeinderäte ziehen sich zum Beispiel gemeinsam mit dem Magdeburger Gemeindeberater Peter Neumann ein Wochenende lang zu einer "Denkpause" zurück, um darüber zu sprechen, was sich in der eigenen Gemeinde verändern sollte und wie das umzusetzen ist. Bei den halbjährlichen Tagungen der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden der Diözese steht das Thema "Führen und Leiten" fast immer auf der Tagesordnung. Dabei bekommen die Ratsvorsitzenden praktische Tips zum Vorbereiten einer Versammlung, zur Gesprächsleitung oder zur Organisation einzelner Projekte
Erstmals bieten Pastoralabteilung und Katholische Erwachsenenbildung in diesem Jahr ab Mai einen vierteiligen Kurs für Ehrenamtliche in Leitungsaufgaben an. Unter anderem geht es darum, einen eigenen Leitungsstil zu finden, mit Konflikten besser umzugehen und Gestaltungsmittel bei der Arbeit mit Gruppen einzusetzen
In den ersten Monaten sei die Gemeindeberatung in Magdeburg vorwiegend als Schlichtungsstelle wahrgenommen worden, bedauert Kraning. Es gehöre zwar auch zu den Aufgaben des Gemeindeberaters, bei aufeinanderprallenden Meinungen in den Gemeinden das Gespräch wieder neu in Gang zu bringen, hier liege aber nicht der Schwerpunkt. Wenn es zum Beispiel zu Konflikten zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinderat komme, versuche der Berater, Emotionen und sachliche Gründe zu trennen und vergessene Gesichtspunkte in den Blick zu bringen. In letzter Zeit steigt aber die Zahl der Gemeinden, die auch ohne Konflikt die Gemeindeberatung in Anspruch nehmen
Trotz der wachsenden Akzeptanz gibt es nach wie vor auch kritische Stimmen: "Was sollen jetzt plötzlich diese Managementmethoden in der Kirche? Wenn wir richtig beten lernen und die entsprechende geistliche Haltung haben, dann läuft es in unseren Gemeinden." Willi Kraning hält frommen Vorbehalten dieser Art entgegen, daß auch Leiten ein Charisma ist. Es gehöre zum Christsein, seine Begabungen ausbilden zu lassen, betont er, auch dies sei ein Element der Frömmigkeit und Spiritualität. Er wünscht sich, daß das Erkennen eigener Begabungen, das Anerkennen der Begabungen anderer und das Zusammenfügen von beidem in wachsendem Maße auch Inhalt der Priesterausbildung wird
In der Diözese Mainz und in einigen anderen westdeutschen Bistümern hat sich die Gemeindeberatung bereits etabliert. In den ostdeutschen Diözesen hat Magdeburg die Vorreiterrolle übernommen. Willi Kraning würde diesen Dienst an den Gemeinden gerne weiter ausbauen. Er wünscht sich ein flächendeckendes Netz mit nebenberuflichen Beratern, die von Magdeburg aus angeleitet werden
Nähere Informationen über den Kurs für Ehrenamtliche in Leitungsfunktionen bei der Katholischen Erwachsenen-Bildung, Max-Josef-Metzger-Straße 12/13, Tel. 0391 / 5 96 11 86. Gemeindeberater Peter Neumann ist unter Tel. 0391 / 59611-93 zu erreichen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.02.1999