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Bistum Dresden-Meißen

Gutes unterlassen ist die eigentliche Sünde

Wechselburger Samstag

Wechselburg (jak) - "Wie geht es Ihnen?" oder "Fühlen Sie sich wohl?" sind zwei Fragen, die unterschiedliche Reaktionen hervorrufen, denn sie sind nicht zuletzt Fragen des Vertrauens. Entweder der Befragte öffnet sich - gibt einen Blick in sein Inneres frei - oder er verschließt sich, weil er in der Frage eine bloße Höflichkeitsfloskel sieht

Diese beiden Fragen standen am Anfang eines Wechselburger Samstages, den Abt Edelbert Hörhammer (OSB) aus Ettal gestaltete. Hörhammer sprach zum Thema "Die Mönche als Therapeuten". Dabei macht er deutlich, daß das Wort Therapeut von der Sprachwurzel her nicht nur heilen sondern auch dienen, freundlich behandeln, für etwas sorgen und pflegen beinhalte. Daher - so der Ettaler Abt - seien die Mönche im alten Mönchtum und auch heute durchaus auch als Therapeuten zu sehen. Diese Bezeichnung sei übrigens schon zur Zeit Christi geläufig gewesen. Beispielsweise gab es unter diesem Namen eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die ohne Besitz ein kompletatives Leben als Einsiedler führten. "Sie ernährten sich vegetarisch, ließen sich von den heiligen Schriften inspirieren und stellten sich die Frage, was das Wort Gottes für ihr Leben bedeutet", berichtete Hörhammer weiter. Genau wie im christlichen Mönchtum wurde dem Wort Gottes heilende und schöpferische Kraft zugesprochen. Daber sei es auch heute so wichtig, sich die Frage zu stellen, welchen Stellenwert haben Gott und die Heilige Schrift in meinem Leben

Abt Hörhammer machte weiter deutlich, daß Gott das Heil der Welt ist und somit - falls der Mensch annimmt - ein Heilender sein könne. Das habe auch Konsequenzen für die Christen. Hörhammer sagte wörtlich: "Es ist ein weites Feld, Gutes zu unterlassen, das ist die eigentliche Sünde." "Alles sollte in uns und um uns ganz gut, ganz echt und ganz heil sein. Ein Topf, der nicht das Wasser hält, nützt eigentlich nichts", meinte er weiter. Dennoch zeige die Erfahrung, daß nicht alles so ist wie es sein sollte, das "Leben ist beschädigt, verwundet und ständig bedroht." Dies könne zu Depressionen und zu Resignation führen. "Es kann aber auch in mir die Sehnsucht wachhalten, daß es möglich ist, das Heil für mein Leben zu erlangen." Doch müsse auch die Frage gestellt werden, ob diese Sehnsucht überhaupt noch vorhanden sei

Jesus Christus biete den Menschen das Heilwerden an, doch dies sei nicht zum Nulltarif" zu bekommen, vielmehr sei es ein jahrelanger Heilungsprozeß und ein Leben unter der Führung des Evangeliums. Der Ettaler Abt betonte, "Christus ist der eigentliche Wegbegleiter und Meister ... je größer der persönliche Christusglaube, umso größer auch die heilende Ausstrahlung auf die Mitmenschen." Und die Einladung, von Christus zu lernen, gelte für alle Menschen, wenn auch die geistliche Gemeinschaft eines Klosters eine besondere Chance bietet, daß sich ein Mönch gezielt zu einem geistlichen Wegbegleiter formen läßt. So benannte Hörhammer das Kloster auch als eine "Schule Christi". Hörhammer machte aber auch deutlich, daß die geistliche Wegbegleitung Aufgabe aller Menschen sei, die ihre Fähigkeiten dazu entdecken. Abschließend gab er den Teilnehmern noch einen weitere Frage auf den Heimweg mit: "Jeder soll sich die Frage stellen, ist es mir in meinem Leben schon einmal gelungen, einen Menschen herauszuheben aus seinem Schlamassel?"

Der nächste Wechselburger Samstag findet am 6. März statt. Er steht unter dem Thema "Auf den Wegen des Lebens: Begegnung mit dem Tod". Referent ist Pater Emmeram Walter (OSB). Der Tag beginnt um 10 Uhr und endet nach der Vesper gegen 17.30 Uhr. Telefonische Anmeldung: 037384 / 80811 oder 80822.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.02.1999

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