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Auf zwei Minuten

"Göttlicher Leichtsinn"

von Pater Damian

Pater Damian Meyer Wir sprechen von "jugendlichem Leichtsinn" oder von "sträflichem Leichtsinn" wenn jemand etwas aus Unerfahrenheit oder Unüberlegtheit tut. Oft ist es dann noch gut gegangen, und die befürchteten Folgen sind nicht eingetreten, weil man Glück gehabt hat. Mir scheint, einige Worte Jesu zeigen eine Unbekümmertheit, eine Leichtigkeit und einen Leichtsinn, den man göttlich nennen könnte. Und doch sind wir angesprochen, er fordert uns heraus, "Macht euch keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Sorgt euch also nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage" (Mt 6,31.34). Oder: "Wenn man euch abführt und vor Gericht stellt, dann macht euch nicht im voraus Sorgen, was ihr sagen sollt; sondern was euch in jener Stunde eingegeben wird, das sagt! Denn nicht ihr werdet dann reden, sondern der Heilige Geist" (Mk 13,11).
Können wir diese Worte Jesu ernst nehmen? Sind sie nicht realitätsfern? Sie stammen gewiss nicht aus der allgemeinen Alltagserfahrung. Nur wer voll auf Gott vertraut und die Praxis Jesu annimmt, wird sie als wahr erfahren. Dann macht er manchmal die Erfahrung: Probleme, die einen lange bedrückt haben, und schier unüberwindliche Hindernisse verschwinden einfach durch unvorhergesehene Ereignisse.. Eine Bekannte von mir, die viele positive Erlebnisse in dieser Hinsicht zu berichten hat, formulierte ihre Erfahrungen in dem Satz: Manche Probleme lösen sich selbst. Vor allem, wenn man sie vertrauensvoll im Gebet vor Gott bringt.

Der amerikanische Schriftsteller William Saroyan erzählt: Einst lebte ein Zimmermann, den eines Abends auf seinem Heimweg ein Freund anhielt und fragte: "Mein Bruder, warum bist du so traurig?" "Wärst du in meiner Lage, du empfändest wie ich", sagte der Zimmermann. "Erkläre dich", sprach der Freund. "Bis morgen früh", sagte der Zimmermann, muss ich elftausendundelfhundertelf Pfund Sägemehl aus Hartholz für den König bereit haben, oder ich werde enthauptet." Der Freund lächelte und legte ihm den Arm um die Schulter. "Mein Freund", sagte er, ,,sei leichten Herzens. Lass uns essen und trinken und den morgigen Tag vergessen. Der allmächtige Gott wird, während wir ihm Anbetung zollen, statt unser des Kommenden eingedenk sein." Sie gingen also zum Hause des Zimmermanns, wo sie Weib und Kind in Tränen fanden. Den Tränen ward Einhalt getan durch Essen, Trinken, Reden, Singen, Tanzen und sonstige Art und Weise von Gottvertrauen und Güte. Inmitten des Gelächters fing des Zimmermanns Weib zu weinen an und sagte: "So sollst du denn, mein lieber Mann, in der Morgenfrühe enthauptet werden, und wir alle vergnügen uns indessen und freuen uns an der Güte des Lebens . So steht es also." "Denke an Gott", sprach der Zimmermann, und der Gottesdienst ging weiter. Die ganze Nacht hindurch feierten sie. Als Licht das Dunkel durchdrang und der Tag anbrach, wurde ein jeglicher schweigsam und von Angst und Kummer befallen. Die Diener des Königs kamen und klopften sacht an des Zimmermanns Haustür und der Zimmermann sprach: "Jetzt werde ich sterben", und öffnete. "Zimmermann", sagten sie, "der König ist tot. Mache ihm einen Sarg."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 43 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.10.2001

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