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Bistum Görlitz

Wut und Trauer nach Hetzjagd auf Asylanten

BDKJ Görlitz

Guben / Görlitz (tdh) - Erschrecken und Trauer bringt der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Görlitz angesichts des Gewaltaktes rechtsradikaler Jugendlicher in Guben vor zwei Wochen zum Ausdruck. In einer Pressemitteilung drückt der BDKJ-Vorstand den Angehörigen und Freunden des zu Tode gejagten algerischen Asylbewerbers Omar Ben Nui tiefes Mitgefühl aus. Der Jugendverband bezeichnete den Vorfall als "einen weiteren schwarzen Tiefpunkt innerhalb der diözesanen Grenzen"

Bei einer Sondersitzung überlegte der BDKJ-Diözesanvorstand, was von seiten der katholischen Jugend gegen die rassistischen Gewaltausbrüche unternommen werden könne. Geplant ist jetzt ein Benefizkonzert in Guben. Es steht unter dem Motto "Fremd im eigenen Land", die Erlöse sollen der deutschen Freundin und ihrem Kind, das sie von Omar Ben Nui erwartet, zugute kommen

Zudem rief der Görlitzer Verband alle Jugendlichen, aber auch alle Eltern auf, "entschlossen gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß, gegen rechts- oder linksgerichtete Agitation aufzutreten und sich ihr mutig entgegenzustellen", man dürfe nicht weghören oder die Augen verschließen. "Wir dürfen nicht weghören noch die Augen verschließen vor randalierenden Skins oder pöbelnden Chaoten! Gewalt, gegen wen auch immer sie gerichtet ist, kann niemals Mittel zur Durchsetzung von eigenen Ideen sein", heißt es in der Presseerklärung weiter

Zudem appellierte der BDKJ Görlitz an alle Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft, Medien, Gesellschaft und Kirche gegen "gesellschaftliche Fehlentwicklungen", wie Jugendarbeitslosigkeit und fehlende Lehrstellen vorzugehen. Diese riefen Zukunftsängste und Orientierungslosigkeit hervor. Schließlich seien Fremdenfeindlichkeit und Rassismus keine Phänomene, die von allein entstünden

Für Omar Ben Nui fand am 19. Februar auf dem Potsdamer Platz vor der Nikolaikirche eine Trauerfeier statt. Dabei wies die Ausländerbeauftragte der Stadt Brandenburg, Almuth Berger, auf die schwierige Situation von Asylbewerbern hin. Zugleich lud sie zu Begegnungen ein. "Wenn Sie sich auf Begegnungen einlassen, werden Sie positive und negative Erfahrungen machen, Offenheit und Freundschaft ebenso wie Mißtrauen und Angst, Akzeptanz ebenso wie Ablehnung erfahren. Und Sie merken sehr schnell, jedes Pauschalurteil - die Ausländer, die Deutschen, die Flüchtlinge - ist falsch und verhindert, daß ich den einzelnen Menschen wahrnehme", betonte Almuth Berger

Sie erinnerte weiter daran, daß es auch in Deutschland Zeiten gab, in denen Menschen fliehen mußten, um ihr Leben zu retten. So auch der Sozialdemokrat Herbert Frahm, der als Willi Brandt ins Ausland ging. "Solch einen Weg ging auch Omar Ben Nui. ... Den behördlichen Schutz fand Omar Ben Nui zunächst, aber wir konnten ihn nicht vor der Gewalt und dem Rassismus schützen, mit dem ihm einige von uns begegneten und die seinen Tod verursachten", meinte die Ausländerbeauftragte weiter

Die Bundesjustizministerin Hertha Däubler-Gmelin (SPD) rief bei der Trauerfeier zu Zivilcourage und gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt auf

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.02.1999

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