Auszug aus dem Fastenwort
Bischof Leo Nowak
Wir leben unter Menschen, die vorgeben, daß sie nicht an Gott glauben oder nicht an ihn glauben können. Oftmals erklären sie, daß ihnen deshalb keineswegs etwas fehlt. Sie können anscheinend recht gut auch ohne Gott leben. Da brauchen wir gute Argumente, die für die Existenz Gottes sprechen. Deshalb sind Weiterbildung im Glauben, Religionsunterricht und Jugendarbeit nach wie vor so wichtig. Dennoch können wir die Existenz Gottes und seine Bedeutung für unser Leben mit Argumenten allein nicht einsichtig machen. ..
Glauben hat eine personale Struktur. Glauben kann ich nur einer Person. Der Zeuge für Gott ist Jesus Christus. Er bezeugt mit seinem Leben und Sterben, daß Gott existiert und daß er der Gott und Vater aller Menschen ist. Deshalb fordert Jesus von seinen Zuhörern Glauben, wenn er sagt: "Habt keine Angst. Glaubt an Gott und glaubt an mich" (Joh 14,1). ... Christus bietet den Menschen ein neues Verhältnis zu Gott und damit das Ende der Ratlosigkeit und Ungewißheit in der Frage nach Gott an. Jesus ruft zum festen Glauben an Gott auf, damit wir dem Leben trauen können und zum Leben ermutigt werden. Gott trägt und führt unser Leben
"Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. ... Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird" ( Joh 15,9-11 ). Diese frohe Botschaft verkündet Jesus. Ihm dürfen wir glauben, hier und heute. Das macht uns froh und zuversichtlich. "Die Freude an Gott ist unsere Stärke." ..
Der Glaube an Gott wächst durch das Gebet. Beten heißt, sich dieser Gegenwart Gottes bewußt zu werden und ihn anzusprechen. "Vater unser", so sollen wir beten. Vielleicht diskutieren wir zu viel und beten zu wenig. Ohne Gebet gibt es kein Wachstum im Glauben. Beten ist keine vergeudete Zeit. Wenn sich der Mensch als Geschöpf seinem Schöpfer zuwendet, erfüllt große Freude das Herz. Wir können erfahren, daß wir "schon zu Hause angekommen sind"
Viele aber sagen, ich habe doch keine Zeit, ich habe doch alle Hände voll zu tun. Ist das wirklich wahr? Machen wir uns da nicht etwas vor? Wir haben Zeit für alles, was uns wichtig ist. Noch zu später Stunde finden wir Zeit für das Fernsehen. Und für einen Menschen, den wir lieben, finden wir immer Zeit. Einen Augenblick inne werden, daß Gott da ist, immer und überall, ein kurzes Gebet, wer sollte dafür keine Zeit finden?
Christen sind bestellt zum Dienst des Gebetes. Stellvertretend wollen wir die Nöte der Welt und der Menschen vor Gott tragen. Das persönliche Gebet und das fürbittende Gebet in der Gemeinde sind unverzichtbar. Im Gottesdienst der Gemeinde wollen wir besonders den Akzent auf ein gutes Vorbeten der Fürbitten legen. Diese müssen nicht immer aus einem Buch entnommen werden. Eigene Fürbitten, wie unser Herz sie uns eingibt und die unser konkretes Leben betreffen, sind eine Bereicherung unseres Gottesdienstes. Daran können sich durchaus mehrere aus der Gemeinde beteiligen, sowohl bei der Vorbereitung als auch bei der Durchführung. ..
Laßt uns den Glauben an Jesus Christus erneuern, den Spuren Gottes im Alltag folgen und mit neuer Entschiedenheit dem Gebet in unserem Leben einen festen Platz einräumen, denn "Die Freude an Gott ist unsere Stärke" (Neh 8,10)
Bischof Leo Nowak
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.02.1999