Vietnamesen begrüßten "Jahr der Katze"

Magdeburg (jk) - Das Jahr der Katze begann nach dem Mondkalender der Vietnamesen am 16. Februar. Aus diesem Anlaß lud das Interkulturelle Beratungs- und Begegnungszentrum in Magdeburg am vergangenen Samstag alle Vietnamesen und ihre Freunde zum Tetfest ein. Das Tetfest wird in Vietnam traditionell am ersten Morgen des neuen Jahres gefeiert und ist das wichtigste und beliebteste Fest der Vietnamesen. Auch in Magdeburg wurde ausgelassen gefeiert. Viele Eltern waren mit ihren Kindern gekommen. Zu Gast war auch Rat Günther Brozek, Vorsitzender des Caritasverbandes für das Bistum Magdeburg

In Magdeburg begann das Tetfest mit einem Vortrag über die Traditionen des Festes von Nguyen Tien Duc, Koordinator und Berater für die Vietnamesen im Beratungs- und Begegnungszentrum. Er erklärte, daß der vietnamesische Kalender nach einem zwölfjährigen Mondkalender aufgebaut ist, bei dem jedes Jahr einen Tiernamen trägt. Das sind Maus, Büffel, Tiger, Katze, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. In Vietnam wird das Neujahrsfest, an dem ein Tier das andere ablöst, ausgelassen gefeiert. Mancherorts feiert man einen Monat lang. Am Tetfest wird das Haus reich geschmückt, alle kleiden sich neu ein, Streitigkeiten werden vermieden und die Kinder bekommen Süßigkeiten und Geldgeschenke. Nguyen Tien Duc hofft, daß das Jahr der Katze auch den Vietnamesen in Deutschland viel Gutes bringt: "Mit der Flinkheit und der Geschicklichkeit der Katze wird man Hindernisse überwinden. Die Kontaktfreudigkeit wird uns einander näher bringen."

Rat Günther Brozek wünschte den Vietnamesen in Magdeburg alles Gute für ihr neues Jahr. So wie die Katze ein Zuhause brauche, hoffe er, daß sich auch die Vietnamesen in Magdeburg heimisch fühlen. "Ich hoffe, daß es zu möglichst vielen Begegnungen im Zentrum der Caritas kommt, auch mit anderen Nationalitäten. Es ist gut, daß es ein solches Zentrum gibt." Das Interkulturelle Beratungs- und Begegnungszentrum des Caritas in Magdeburg will Zufluchtsort für Zugewanderte und Einheimische sein. Es bietet Beratungen für Aussiedler, ausländische Arbeitnehmer, Flüchtlinge, binationale Partnerschaften und Ehen sowie für Aus-, Weiter- und Rückwanderungswillige an. Nguyen Tien Duc bedankte sich beim Caritaszentrum: "Hier erhalten die Zugewanderten nicht nur praktische Hilfe, die ihnen die Integration in die deutsche Gesellschaft erleichtert. Hier finden sie auch eine Möglichkeit, ihre Kultur zu pflegen."

Nach seinem Vortrag wurden vietnamesische Volkslieder gespielt und gesungen. Anschließend gab es für alle ein großes Festessen mit vietnamesischen Spezialitäten. Eine Neuerung gab es beim diesjährigen Tetfest der Caritas. Verzichteten die Veranstalter in den Vorjahren auf Spenden der Gäste, wurde diesmal um eine kleine Gabe für den Verein Refugium gebeten. Dieser Verein hat seinen Sitz im Haus der Caritas und kümmert sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt. Nguyen Tien Duc: "Das sind Kinder und Jugendliche, die in ihrer Heimat an Leib und Seele bedroht waren, die ihre Eltern und Geschwister durch Krieg und Bürgerkrieg oder Vertreibung verloren haben und hier in Deutschland Sicherheit erhoffen."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.02.1999