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"Mechthild-von Hackeborn-Jahr"; erinnert an Helftaer Mystikerin

Vorgestellt

Mit einem "Mechthild-von-Hackeborn-Jahr" erinnert das Bistum Magdeburg an die Helftaer Mystikerin, die am 19. November 1299 gestorben ist. Der Tag des Herrn stellt sie in mehreren Beiträgen von Dr. Hildegund Keul (Referentin für Frauenseelsorge im Bistum Magdeburg) vor:

Von den drei Mystikerinnen, die im 13. Jahrhundert im Kloster Helfta gelebt haben, ist Mechthild von Hackeborn die unbekannteste. Aber es lohnt sich, ihr Leben und Werk genauer in den Blick zu nehmen. Denn es gibt - wie bei Gertrud von Helfta und Mechthild von Magdeburg - Überraschendes zu entdecken

Mechthild wird 1241 als Tochter des Grafen und der Gräfin von Hackeborn bei Halberstadt geboren. Mit sieben Jahren besucht sie das Kloster Helfta, wo ihre Schwester Gertrud als Nonne lebt. Der Besuch beeindruckt sie. Ihre Biographin berichtet, daß sie anschließend den Wunsch hatte, sofort im Kloster zu bleiben. Sie muß diesen Wunsch sehr nachdrücklich geäußert haben, denn die Eltern geben nach. Warum hat das Kloster auf das Kind so anziehend und geradezu unwiderstehlich gewirkt? War es die Atmosphäre unter den Nonnen? Die Zuwendung ihrer leiblichen Schwester Gertrud? Die Musik während der Gottesdienste, die dem äußerst musikalischen Mädchen in die Seele spricht? Leider äußert sich Mechthild nicht dazu, aber vermutlich war es das alles zusammen

1251 wird ihre Schwester Gertrud Äbtissin. Sie übt dieses Amt 40 Jahre mit Geschick aus. Die neue Äbtissin legt Wert auf solide Ausbildung der Nonnen und lebendige Spiritualität ihrer Gemeinschaft. Sie ist überzeugt, daß das geistliche Leben Schaden nimmt, wenn der Eifer für das Studium nachläßt. Deswegen erhalten die Mädchen und jungen Frauen der Klosterschule eine ausgezeichnete humanistische und theologische Ausbildung. Gertrud von Hackeborn sorgt für eine gute Literaturgrundlage und erweitert den Buchbestand der Bibliothek. Mechthild wird schon bald Leiterin der Klosterschule, so daß ihr auch die Ausbildung der 15 Jahre jüngeren Gertrud (die zweite Gertrud in Helfta!) zufällt, die später "die Große" genannt wird. Außerdem wird Mechthild Vorsängerin im Chor, denn ihre Stimme ist so überwältigend, daß sie "Nachtigall Christi" genannt wird. Ähnlich wie Hildegard von Bingen hat sie die Erfahrung gemacht, daß im Gesang der Atem Gottes lebendig ist

Immer wieder ist die Mystikerin krank. Besonders schwer trifft es sie, als ihre Schwester 1291 stirbt. In den nächsten Jahren ist sie von Krankheit so gequält, daß sie den größten Teil der Zeit ans Bett gefesselt ist. Sie wird von ihren Mitschwestern liebevoll gepflegt, auch von der jüngeren Gertrud, die inzwischen eine gute Freundin ist. Mechthild beginnt, von ihren Visionen zu erzählen, berichtet von ihren Erfahrungen im geistlichen Leben und dient den Mitschwestern als Ratgeberin. Gertrud und eine andere Schwester, deren Namen wir nicht kennen, schreiben dieses Erzählte heimlich auf. Mechthild weiß nichts davon, bis ihr eines Tages Christus in einer Vision das fast fertige Buch zeigt. Mechthild ist erstaunt und stellt ihre Mitschwestern zur Rede. Sie ist sich unsicher, ob das Ganze wohl seine Richtigkeit hat und vor den Augen Gottes Bestand hat. Doch sie läßt sich überzeugen, daß das Buch zum Wohl der Nonnen niedergeschrieben wird, und trägt ihren Teil zur Überarbeitung bei. So entsteht "Das Buch der besonderen Gnade". Nach langer Krankheit stirbt Mechthild am 19. November 1299

Dr. Hildegund Keul

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 9 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.03.1999

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