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Bistum Görlitz

Pater Fidelis arbeitet an der deutsch-polnischen Verständigung mit

Vorgestellt

"Es ist nicht so einfach, das Gleichgewicht zu finden zwischen den Mentalitäten" - sagt Pater Fidelis Klosa und meint damit die Unterschiede zwischen polnischer und deutscher Denkweise. Ihm, einem polnischen Seelsorger in Deutschland fallen sie besonders auf. Seit 1994 ist der Franziskanerpater Pfarrer in der Gemeinde St. Johannes und St. Franziskus in Görlitz

Als Seelsorger in Breslau sei er an eine rappelvolle Kirche am Sonntagmorgen gewöhnt gewesen, erzählt der Pater. Die Gemeinden in Görlitz sind kleiner, als die in seiner früheren Heimat, wo die Zahl der Katholiken bei 95 Prozent der Bevölkerung liegt

Auch die Korrektheit, die ihm in Deutschland begegnet, sei ihm fremd. Doch in Deutschland nähmen viele Leute die Dinge oft genauer als in Polen. Und, auch das fällt ihm auf: Ein Großteil der Polen erscheine ihm genügsamer als mancher Deutscher und auch mit weniger Reichtum zufrieden

Gerade das erste Jahr in Görlitz war nicht einfach für ihn. Obwohl er als deutscher Schlesier geboren wurde, hatte er sich nach Kriegsende an die polnische Denkweise, auch an die Sprache gewöhnt, sie angenommen. In Görlitz war die Sprache zunächst etwas fremd. Die größte Herausforderung allerdings war es für Pater Fidelis, als Bischof Rudolf Müller ihn bat, in der Gefangenenseelsorge mitzuarbeiten. Seit 1994 betreut er nun polnische Untersuchungshäftlinge in Görlitz. Diese Aufgabe ist für ihn mitunter mit Anstrengung verbunden

Pater Fidelis stammt aus dem Landkreis Oppeln. Hier wurde er geprägt durch den katholischen Glauben der Oberschlesier und entschied sich so nach dem Abitur für ein Theologiestudium und dafür, Franzikaner zu werden. 1955 wurde Pater Fidelis zum Priester geweiht und studierte anschließend in Warschau Kirchengeschichte. Von 1970 bis 1982 war er Provinzial seiner Ordensgemeinschaft. Er dozierte in den Klöstern Glatz und Breslau - bis sein damaliger Provinzial ihn fragte, ob er es sich vorstellen könnte, in Görlitz seelsorgerliche Aufgaben zu übernehmen. "Die Bitte meines Provinzials ist ein Befehl für mich" - so sieht es Pater Fidelis, der selbst von 1970 bis 1982 Provinzial war. Und er freute sich, nach Görlitz zu kommen. Hier lebt er nun seit 1994 in einem kleinen Franziskanerkonvent mit Pater Basilius Iwanek und Pater Rudolf Croner; beide kommen ebenfalls aus Polen

Trotz der nötigen und nicht immer ganz einfachen Umstellungen fühlt sich der Franziskaner wohl in Görlitz. Er predigt gern. Ab und zu springt er als Dolmetscher ein. Beispielsweise dann, wenn sich etwa alle zwei Monate die Görlitzer Priester mit ihren Amtsbrüdern aus Zgorzelec treffen. Diese Treffen dokumentieren für Pater Fidelis einen Teil der deutsch-polnischen Verständigung. Zwar sei es schwer, die Unterschiede der Mentalitäten zu überbrücken. Doch er ist sich sicher, daß die Kontakte zwischen Polen und Deutschen sich noch weiter verbessern werden. Auch den Handel, die Möglichkeit, im jeweils anderen Land einzukaufen, bewertet er in diesem Zusammenhang für die Bevölkerung als positiv. Und trotz mancher unterschiedlicher Ansichten ist er sich sicher, daß die Kontakte zwischen Polen und Deutschen sich noch weiter verbessern werden

Juliane Hutmacher

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.03.1999

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