Weitere Schritte ntig
Visitator der Sudetendeutschen
Die deutschen Bischfe haben krzlich mit Pater Norbert Schlegel zum ersten Mal einen Visitator der Sudetendeutschen berufen. P. Schlegel ist 1940 in Allenstein / Ostpreuen geboren und trat 1966 in den Prmonstratenserorden ein. 1971 empfing er in Knigstein / Taunus die Priesterweihe. 1993 wurde er Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerkes und Beauftragter der Bischofskonferenz fr die Seelsorge an Sudetendeutschen. Dem Tag des Herrn gab er jetzt ein Interview:
Frage: Zum ersten Mal haben die Bischfe einen Visitator der Sudetendeutschen berufen. Warum wird ein solches Amt ber 50 Jahre nach der Vertreibung noch eingerichtet?
Schlegel: Bisher gab es nur Visitatoren fr die Glubigen aus den deutschen Ostgebieten jenseits von Oder und Neie sowie fr die Vertriebenen aus Danzig. Nun sind auch die Katholiken, die auerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches von 1937 lebten und vertrieben wurden, mit einem Visitator vertreten und zwar auer den Sudetendeutschen auch die Donauschwaben und die Rulanddeutschen
Wir Sudetendeutschen sind die strkste Volksgruppe, denn mit ber zwei Millionen - heute noch! - ist diese Volksgruppe zu ber 90 Prozent katholisch. Da ist, wie Bischof Lehmann anllich der Neuordnung betonte, die Aufgabe der Heimatvertriebenenseelsorge nicht geringer geworden. Noch sind bei vielen Landsleuten lngst nicht die Wunden der Vertreibung verheilt, und es gilt, die begangenen Wege der Vershnung noch verllicher zu machen
Frage: Was sind ihre wichtigsten Anliegen und Aufgaben?
Schlegel: Als Visitator mchte ich das, was ich als bisheriger Beauftragter tat, noch verstrken: Die Seelsorge an den Sudetendeutschen im Hinblick auf das dritte Jahrtausend intensivieren. Das soll vor allem in unserem Bildungshaus St. Johann in Brannenburg geschehen, das ich zu einem religisen Zentrum fr die Sudetendeutschen ausbauen will. Nicht zuletzt aber mchte ich mich darum bemhen, in allen Gruppierungen unserer Volksgruppe wie Ackermanngemeinde, Egerlnder, Bhmerwlder ä das Bewutsein zu frdern, da wir als Schicksals- und Glaubensgemeinschaft zusammengehren
Frage: Die deutsche und die tschechische Regierung wollen einen endgltigen Schlustrich unter die Vergangenheit ziehen, die "man nicht mehr ndern kann", und von nun an mehr ber die Zukunft reden, hie es jngst nach einer Begegnung der beiden Regierungschefs. Glauben Sie, da es Zeit dafr ist?
Schlegel: Im Prinzip ja, doch man kann nur ber die Zukunft reden und sie besser gestalten, wenn man die Vergangenheit kennt und sie aufarbeitet. Dies haben die sudetendeutschen Priester immer getan und dabei hervorgehoben, da das nur auf der Grundlage von Wahrheit, Gerechtigkeit und verzeihender Liebe geschehen kann
Frage: Wie steht es um die Vershnung zwischen Deutschen und Tschechen?
Schlegel: Es steht in der Praxis und an der Basis besser, als dies oft in den Medien dargestellt wird. Seit 1990 sind viele Hilfen nach Tschechien gegangen und es gab viele Begegnungstreffen, Wallfahrten und gemeinsame Gottesdienste. Es sind aber noch weitere Schritte auf dem Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit zu machen. In der Frage der Abschaffung der Benesch-Dekrete (sie ordneten die Enteignung der Sudetendeutschen in der damaligen Tschechoslowakei an, d. Red.) mu sich auch noch die tschechische Kirche klarer uern
Interview: Matthias Holluba
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.03.1999