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Bistum Dresden-Meißen

Fach vor groen Hrden

Religionsunterricht

Dresden - Die Frage, ob kumenischer Religionsunterricht mglich sei, kann Thomas Hauptmann sehr schnell beantworten. Fr den katholischen Religionslehrer am evangelischen Gymnasium Kreuzschule in Dresden ist die berkonfessionelle Zusammenarbeit lngst Praxis. Die Verhltnisse lassen einfach nichts anderes zu: In einer 11. Klasse habe ich 14 Schler, darunter ist nur ein einziger Katholik." Bei lediglich 3,6 Prozent Katholiken in Sachsen ist nicht nur hier eine streng konfessionelle Ausrichtung unmglich. Grer noch ist an den Schulen die Gruppe der Konfessionslosen. So sitzen im Unterricht der evangelischen Religionslehrerin Barbara Mehmke an einer Dresdner Mittelschule nur konfessionslose Schler

Thomas Hauptmann und Barbara Mehmke gehrten zu den Referenten eines Abends zum Religionsunterricht zu dem das Gesprchsforum Christliche Grundwerte im CDU-Kreisverband Dresden in das Dompfarramt der Elbestadt eingeladen hatte

Hauptmann nimmt die Unterschiede zwischen katholisch und evangelisch eher als kulturelle denn theologische wahr. Das ermglicht Gelassenheit: "Wir mssen wegkommen von der Vorstellung, Religionsunterricht sei eine Unterweisung, die Schler zum Glauben bringt." Toleranz schliet fr ihn gleichwohl ein, auch die Differenzen der Konfessionen zu zeigen

Der katholische Theologieprofessor Albert Franz von der Technischen Universitt Dresden sieht es hnlich: "Es darf nicht darum gehen, im Religionsunterricht evangelische oder katholische Christen zu rekrutieren." Konfessionsunterschiede nicht beiseite schieben, aber kumenisch offen sein fr andere, dies halte er fr einen praktikablen Grundsatz

Auch sein evangelischer Kollege, der Theologieprofessor Roland Biewald pldiert fr einen "konfessionell-kooperativen" Unterricht, in den auch Konfessionslose einbezogen werden. "Die Lebensfragen der Schler mssen als religise Fragen gedeutet werden." Ganz gleich, in welche Richtung er sich entwickelt - gegenwrtig kann sich der Religionsunterricht in Sachsen jedenfalls nur schwer durchsetzen

Offiziell sei der Religionsunterricht mit zwei Wochenstunden ausgewiesen, sagt Barbara Mehmke. Doch die Praxis sieht anders aus: "Personell sind wir nur in der Lage, einstndig zu arbeiten." Den Lehrern wird ein Hchstma an Mobilitt zugemutet. Manche Pdagogen pendeln regelmig zwischen fnf Schulen. Rasch lt dies das Fach vielerorts in der Wertigkeit absacken. "Wenn man ein Ein-Stunden-Fach kaputt machen will, braucht man es blo am Freitag auf die achte Stunde zu legen."

Michael Albrecht vom Regionalschulamt Dresden gibt unumwunden zu: "Wir verwalten ein Mangelfach." Allein im Regierungsbezirk Dresden knnten nur rund 60 Prozent des Religionsunterrichtes abgedeckt werden. Wenn Professor Franz dieses Thema im Kultusministerium zur Sprache bringt, erntet er bedauerndes Schulterzucken: "Dort sagt man mir: Wir haben in Sachsen 30 000 Lehrer zu viel. Aber was ntzen denn tausende Physiklehrer zu viel, wenn Religionslehrer fehlen?"

Immer wieder klagen Religionslehrer ber weitverbreitete Vorurteile bei Eltern gegenber ihrem Fach, die schlicht aus Unkenntnis ber dessen Inhalte resultiere. Zu wenig Lobbyarbeit der Kirchen, kritisiert Franz. Aber auch in den Schulen werde "gemauert". "Da wird nach oben gemeldet: Es besteht bei uns kein Bedarf an Religionsunterricht." Kommen Eltern, die ihre Kinder dafr anmelden wollen, erhalten sie die Auskunft: Der wird bei uns nicht angeboten. "Hier beit sich die Katze in den Schwanz."

Tomas Grtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.03.1999

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