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In Atem gehalten bis zur letzten Runde

Gesprächsforen der Aktion "neu anfangen" in Gera

Gera (jak) -"Ich hoffe, dass wir etwas von der Professionalität und Gemeinschaft, die unter den Laien geherrscht hat, mit hinüber nehmen und vielleicht sogar ausbauen können", betont der Projektleiter der Aktion "neu anfangen" in Gera, Pfarrer Sebastian Kircheis. Seit Ende Oktober ist die Aktion in ihre letzte Phase getreten. Nach der zweiten Telefonaktion, die zu Beginn dieses Monats anlief, wurden alle, die das Buch "Mittendrin -Christsein in Gera" erhalten haben, nochmals angerufen. Dabei wurde ihnen eine konkrete Einladung zum Gespräch unterbreitet. Pfarrer Sebastian Kircheis zeigte sich im gegenüber unserer Zeitung positiv überrascht, denn aus den erwarteten 300 Personen, die an einem solchen Interesse haben könnten, wurden 1500, dazu kommen noch 450, die an einem gesonderten Vortag Interesse zeigten.

Zwar geben diese Zahlen noch keine Auskunft darüber, wie viele wirklich an den Gesprächen teilnehmen werden, denoch zeigen sie, dass die Aktion in Gera ein Erfolg werden kann, beziehungsweise jetzt schon ist. Anfängliche Skepsis hatte sich nicht niedergeschlagen, betont Kircheis. Zum einen lag es an der Werbung im Vorfeld, so dass fast alle Geraer wussten, worum es in der Aktion ging. Zum anderen am Engagement vieler Christen, die sich von den Anliegen von "neu anfangen" ansprechen ließen und einfach mitmachten.

Vielen Christen der Stadt war es wichtig, sich selbst und ihren Glauben den Menschen in Gera vorzustellen. Dabei, so Sebastian Kircheis, gehe es nicht darum, zu missionieren. "Niemand soll zu irgendetwas gedrängt werden", betont Kircheis. Vielmehr sollten anhand christlicher Lebenszeugnisse die Möglichkeiten vermittelt werden, die der christliche Glaube zur Gestaltung des Lebens anbietet. Weiter sollte zu einer Neubesinnung aufgerufen werden, die das eigene Leben wieder in den Blick nimmt. Diesem Anliegen sind insbesondere die derzeit laufenden Gesprächsforen gewidmet. An insgesamt fünf Abenden sollen Fragen behandelt werden, die eng mit der Situation der Teilnehmenden verbunden sind. So kommen unter dem Motto "Ich bin da, da bin ich" die Erfahrungen eigenen Lebens im Vergleich zu denen im Buch "Mittendrin" zur Sprache. An weiteren Abenden geht es um Beziehungen, um Gesellschaft und Politik, aber auch um Religion, Kirche, Glaube, Sinnfragen sowie Orientrierung. Der abschließende Abend wird mögliche Konsequenzen für den Einzelnen zum Thema haben, er steht unter dem Motto "Meine Geschichte neu erzählt". Weiter besteht das Angebot für jeden der es möchte, kompetente Seelsorger anzufragen.

Während sich für die erste Telefonaktion ausreichend Mitarbeiter meldeten, war es für die zweite -die zum Gespräch einladende -schon etwas schwieriger, berichtet Pfarrer Kircheis. Das große Interesse an den jetzt beginnenden Gesprächen aber, führte dazu, dass es bis zuletzt noch an Gesprächsleitern und an Räumlichkeiten fehlte -eine Aufgabe, die alle Verantwortlichen in Atem hielt. Eigentlich sieht es das Projekt vor, dass die Gespräche in Wohnungen stattfinden -doch das stieß in Gera auf wenig Gegenliebe, den Interessenten war es lieber, sich in einem öffentlichen Raum zu treffen. So sind die "halböffentlichen" Gemeindehäuser der Stadt in den nächsten Wochen Gastgeber für viele Mitbürger.

Pfarrer Sebstian Kircheis erhofft sich von der Aktion "neu anfangen" auch einen Sprung für die christlichen Gemeinden selber. "Es wird zwar immer wieder betont, dass die Gemeinden offen sein sollen, aber sie sind es nicht", kritisiert der evangelische Theologe. Der Erfolg von "neu anfangen" zeige jedoch, dass es ohne Offenheit nicht geht. Daher wünscht sich Pfarrer Kircheis, dass nach Abschluss der Aktion zum 1. Dezember etwas bleibt, was zu Veränderungen in den Gemeinden führt. "Ich hoffe, dass viele Leute da sind, die die Augen offen halten und schauen, was passieren muss, damit wir in die richtige Richtung gehen", betont Kircheis. Weiter sagt er: "Wir müssen den Menschen Räume geben, in denen sie ihre Begabungen einbringen können ohne dass jemand kommt, der sagt, so geht es aber nicht, oder, das machen wir jetzt aber anders."

Pfarrer Sebastian Kircheis, der neben der Aktion seine Kirchgemeinde betreut, verweist auch auf die ökumenische Dimension: "Dadurch, dass sich fünf unterschiedliche Konfessionen über einen langen Zeitraum von fast zwei Jahren beteiligten, gibt es für die meisten eine Öffnung und Horizonterweiterung. Und man ist immer dabei, sich selber und sein Verständnis für die andere Konfession zu hinterfragen."

Insgesamt waren zirka 450 Leute an der Aktion beteiligt. Neben aktiven Christen machten auch solche mit, die sonst eher der Kirche fern bleiben. Auch darin sieht der Projektleiter eine Chance, auf viele Menschen zuzugehen. "Es war einfach so, dass viele, die bereit waren mitzumachen, noch Leute aus ihrem Bekanntenkreis ansprachen", erinnert sich der Pfarrer. Dies zeige, dass sich Menschen für projektbezogene Vorhaben durchaus mobilisieren lassen.

"Neu anfangen" wird mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Johanneskirche am 1. Dezember beendet.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.11.2001

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