Kinderheim St. Josef für geistig behinderte Kinder eingeweiht
Dingelstädt
Dingelstädt (bac / tdh) - Wie wichtig es ist, hilfsbedürftigen Menschen gegenüber von Herzen gut zu sein, stellten drei behinderte Jugendliche des Kinderheimes St. Joseph in Dingelstädt den zur Einweihung ihres neuen Heimgebäudes gekommenen Gästen vor: Sina Geschka, Daniel Keilholz und Christina Wagner zeigten mit ihrem Anspiel, wie der Dichter Rainer Maria Rilke in Paris in Begleitung einer feinen Dame einer Bettlerin eine Rose schenkt. Von dieser menschlichen Zuwendung kann die arme Frau tagelang leben. "Nur wer von Herzen schenkt, erreicht den anderen wirklich", kommentierte die Leiterin des Kinderheimes, Schwester Werburg Borrmann, das Anspiel
Im Juni 1997 war der Altbau des St.-Josef-Instituts in Dingelstädt abgerissen worden. Einen Monat später begannen die Arbeiten für den Neubau und die Sanierung des angrenzenden Hauses, im November 1997 wurde Richtfest gefeiert und am 1. Oktober 1998 zogen die 25 geistig behinderten Kinder und Jugendlichen in den Neubau ein. Die "richtige" Einweihung jedoch fand erst jetzt zum Fest des heiligen Josef am 19. März statt. Dazu waren Bischof Joachim Wanke, die Thüringer Sozialministerin Irene Ellenberger, Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller, Landrat Werner Hennig, die Provinzialoberin der Franziskanerinnen vom heiligen Märtyrer Georg, Laetare Hackmann, viele Franziskanerinnen, die früher in Dingelstädt wirkten, und zahlreiche weitere Gäste in den Eichsfeldort gekommen
Zwar hatte im Heim schon ein "Tag der offenen Tür" stattgefunden, aber die Sanierung der Hauskapelle war erst kürzlich abgeschlossen worden. So erstrahlte das kleine Gotteshaus zwischen dem neuen Kinderheim, dem staatlichen Gymnasium St. Joseph und der am anderen Unstrutufer 1993 eingeweihten staatlich anerkannten katholischen Förderschule für Geistigbehinderte "St. Franziskus" in neuem Glanz, als Bischof Wanke mit den Heimkindern, den Schwestern, den Betreuerinnen und Betreuern und Gästen - es waren insgesamt 250 Menschen versammelt - einen Dankgottesdienst feierte. Der Bischof segnete anschließend die Kreuze für die Zimmer der vier Wohnbereiche, in denen insgesamt 32 Behinderte in Ein- und Zweibettzimmern Platz haben. Seine Predigt stellte der Bischof unter den Gedanken des Dienens und verwies dabei besondere auf den heiligen Josef
Alle Räume des Heimes sind behinderten- und rollstuhlgerecht ausgestattet. Das Heim ist nun in der Lage, sowohl Säuglinge als auch schwerstmehrfach Behinderte aufzunehmen, wie Leiterin Schwester Werburg sagt. Daß der Freistaat der Modernisierung von Wohnbereichen für Behinderte hohe Bedeutung zumesse, unterstrich Ministerin Ellenberger damit, daß es eine 80prozentige Förderung "nur in Ausnahmefällen" gebe. Mit 3,45 Millionen Mark hatte ihr Ministerium den Bau mitgetragen, der, so Architekt Bernd Botterschulte, 4,8 Millionen Mark kostete
Dingelstädts Bürgermeister Siegfried Lins hatte zwar kein Geschenk dabei, sagte aber zu, für "ein bißchen Grün" um das neue Heim sorgen zu wollen. Im Eichsfeld gilt seit langem den Behinderten besondere Fürsorge. Daran erinnerte Caritasdirektor Heller. Er dankte den Franziskanerinnen dafür, daß sie mit anderen Trägern diese gute Tradition fortsetzen, und übergab einen Scheck von 10 000 Mark
Einen besonderen Dank stattete Landrat Hennig ab. Er dankte dem Orden für die Investitionen in die Generalsanierung des Schulhauses, in dem der Landkreis mit dem Gymnasium "St. Josef" Mieter ist. Sie sei ein Beispiel, wie staatliches und kirchliches Engagement "Hand in Hand gehen" können. Voller Ungeduld hatte die Pfarrgemeinde auf die Fertigstellung des Heimes gewartet, sagte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Bärbel Kirchberg. Die Behinderten seien eine Bereicherung, und nicht zuletzt "können wir von ihnen viel lernen"
Vier der Behinderten bereiteten den Gästen am Ende des Festaktes eine Freude. Sie führten mit selbstgebastelten Marionetten einen Tanz vor
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.03.1999