Beschäftigung mit dem Islam ist wichtig
Islam-Kenner fordern ehrlichen Umgang
Erfurt (ns/tdh) -"Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Gesandter". Mit diesem kurzen Satz bekennt der Muslime seinen Glauben. Wörtlich übersetzt heißt Islam die Hingabe an den Willen Allahs: Ein Muslime stellt sich mit seiner gesamten Existenz unter Gottes Macht und Barmherzigkeit. Der Islam war Thema eines Wochenendseminars, das vom 19. bis 21. Oktober in der Heimvolkshochschule St. Ursula in Erfurt stattfand.
"Für viele Muslime hat die Religion eine Bedeutung für das soziale und politische Leben und kann von diesem nicht vollständig getrennt werden", sagt der Beauftragte für Sekten und Weltanschauungsfragen im Bistum Erfurt, Notker Schrammek. So enthalte der Koran neben der religiösen Lehre auch zahlreiche rechtliche und sittliche Vorschriften. Der Koran, so Schrammek, sei das geoffenbarte Gotteswort und besitze eine unantastbare Heiligkeit. Seine Auslegung sei jedoch in der islamischen Welt unterschiedlich. Während die Mehrzahl der Muslime die dem Koran innewohnende Friedensbotschaft betonen, lösen Extremisten einzelne Verse des Korans aus ihrem Kontext, verquicken sie mit modernen politischen Theorien und begründen damit ihr Handeln.
Die beiden Referenten der Veranstaltung stellten den Islam aus ihrer jeweiligen Sicht vor. Thomas Herzog, Islamwissenschaftler an der Universität Halle, erläuterte das Leben Mohammeds, seine Offenbarungen und die frühe Geschichte des Islam. Dabei ging er auf das kulturelle Umfeld zur Entstehungszeit dieser Religion ein, woraus sich viele der religiösen und sittlichen Regeln begründen lassen. Mit diesem geschichtsbezogenen Zugang ermöglichte er den Teilnehmern ein tieferes Verständnis dieser Weltreligion.
Friedrich Büchner, Kirchenrat der Thüringer Landeskirche, wies auf das negative Bild hin, das sich Europa im Laufe der Jahrhunderte von der islamischen Welt machte und das bis heute noch weiterlebt. Für die Auseinandersetzung forderte er Ehrlichkeit auch beim Benennen der Unterschiede zum Christentum. Büchner: "Wir müssen uns mit dieser Religion beschäftigen, zumal sie auch in Europa und Deutschland immer wichtiger wird."
Dazu bieten das Bildungswerk im Bistum Erfurt und die Medienstelle gute Hilfen. Vielseitig einsetzbar ist zum Beispiel ein Koffer mit den für den Islam wichtigen Gegenständen vom Gebetsteppich bis hin zur Perlenschnur zum Meditieren der 99 Namen Allahs oder einer CD mit dem Ruf des Muezzin. Zahlreiche Bücher, Videos, Dia-Reihen sowie Foliensätze mit Bildern und Grafiken zu den Inhalten und religiösen Praktiken finden sich hier ebenfalls. "Besonders Lehrer nutzen diese Materialien für ihren Unterricht", freut sich Christina Balint, Mitarbeiterin in der Medienstelle, über die gute Resonanz ihres Angebots.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 01.11.2001