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Aus der Region

Spiritualität und Lebenshilfe

Buchmesse

Leipzig (jak) - "Wenn alle das machen / das alle machen / bleibt niemand / der sie davor warnt", einer von vielen Texten des Wiener Straßendichters Helmut Seethaler, der auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse mit seinen eigenwilligen und provozierenden Texten präsent war. Seethaler, der in seiner Heimatstadt immer wieder mit den Behörden kämpfen muß, die ihm das Anbringen seiner Texte verleiden wollen, brachte in Leipzig seine Gedichte an einer Säule und an einer Leine an. Neugierige kamen und pflückten sich die kleinen Texte, ganz so wie es Seethaler mit seiner Aktion "Pflück dir ein Gedicht" will. Sollen sie doch in den Tag oder in den Abend begleiten und zum Nachdenken anregen

Nachdenken sowie das Vermitteln von Glaubens- und Lebenshilfe ist auch ein Anliegen zahlreicher christlicher Verlage. Thomas Häußler vom EchterVerlag Würzburg sieht Verbindungen, er sagte: "Christliche Literatur hat da Chancen, wo sie vermitteln kann, daß Religion auch Lebenshilfe ist." Nach Leipzig kam der Echter-Verlag, um mit seinen Kunden in den neuen Bundesländern ins Gespräch zu kommen, was im Herbst in Frankfurt nicht so möglich sei. Übrigens hat Echter mit Rudolf Drößler jetzt einen Sachbuchautor aus Zeitz im Programm. Unter dem Titel "2000 Jahre Weltuntergang" unternimmt Drößler mit seinen Lesern eine kulturgeschichtliche Zeitreise zum Themenkreis Millennium, Zeitenwenden und Endzeitvisionen

Der Kontakt zu den Kunden ist auch für den in Leipzig ansässigen St.-Benno-Verlag und für den One-Way-Verlag Wupperthal ein wichtiges Anliegen der Buchmessepräsenz. Benno-Verlagsleiterin Ingrid Dlugos betont: "Der Kontakt zu unseren Lesern ist hier gut gegeben. Es wird an Lob und Kritik nicht gespart." Und Brigitte Neumeister von One-Way: "Mich reizt der persönliche Kontakt. Da ist es für mich auch nicht die Frage, ob sich die Teilnahme rechnen läßt." Zudem sei es für das Leipziger Verlagshaus St. Benno ein "Muß" an der Buchmesse teilzunehmen, meint Ingrid Dlugos. Der Benno-Verlag kam unter anderem mit seinem Buch "Alltag im Vatikan" auf das Messegelände, eine seiner wichtigsten Neuerscheinungen, wie Ingrid Dlugos betonte. Auf die Frage nach Trends und aktuellen Themen sieht sie besondere Chancen in den Bereichen Suche nach Werten und Sinnfindung

Für Bernhard Meuser, Geschäftsführer des Pattloch-Verlages, sind Trends hingegen schwer auszumachen. Meuser kam allerdings leider nicht nach Leipzig, weil Messebesuche von Verlegern "fast nur in Hinsicht auf den Kauf oder Verkauf von Lizenzen interessant sind und Leipzig in dieser Hinsicht kein Ort ist, an dem solches geschieht." Und nach Meinung von Thomas Häußner von Echter würden sich die aktuellen Themen heute weniger auf den Buchmarkt auswirken

Fast alle vom Tag des Herrn in einer Umfrage zur Buchmesse befragten Verlage setzen zunehmend auf das Thema Spiritualität und Lebenshilfe auf hohem Niveau. Insgesamt wurde die Buchmesse überwiegend positiv aufgenommen, ein leichter Besucheranstieg - insgesamt rund 50 000 - konnte verzeichnet werden. Es nahmen über 1700 Verlage aus 24 Ländern teil. Die Vielfalt der Angebote zeigte aber auch, in welchem Konkurrenzdruck Verlage heute stehen. Doch wie Brigitte Neumeister von One-Way betonte, könne es nicht das Ziel sein, die eigenen Umsätze nur durch triviale Titel zu stärken. Vielmehr solle mehr Bewußtsein, auch aus verlegerischer Sicht, darauf gelegt werden, "daß das Leseverhalten gefördert und Kulturgut weitervermittelt wird."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 14 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.04.1999

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