Kirchbau einmal anders
Ostergruß aus Nicaragua
Dieser Tage erreichte uns der Osterbrief von Padre Benno Kosmalla, Priester des Bistums Dresden-Meißen, der als Seelsorger in Nicaragua tätig ist. Der Tag des Herrn veröffentlicht einen Auszug:
Im diesjährigen Osterrundbrief möchte ich Euch / Ihnen ein bißchen von den Menschen unserer Pfarrei erzählen. Denn schließlich sind es nicht Sonne, Kühe, Pferde und Kokospalmen, welche mir hier ein Stück Heimat geben, sondern viele Menschen; auch so nett, so dick oder dünn ... so glaubend wie Ihr / Sie, die jetzt diese Zeilen lesen
Da wäre zum Beispiel die Familie Rivas zu erwähnen. Mutter Dona Maria säubert jeden Morgen in aller Frühe gemeinsam mit einer Schar von "Enkelzwergen" die Pfarrkirche und so ganz nebenbei auch immer noch die schmutzige Wäsche vom Padre. Ihre Tochter Augustina arbeitet als Schulsekretärin. In ihrer Freizeit kümmert sie sich um vieles, zum Beispiel den Kirchenschmuck und die Kinder der Infancia Misionera. Diese wiederum haben am 3. Januar mit großer Begeisterung erstmalig die Sternsingeraktion in Comalapa durchgeführt und immerhin etwa 80 US-Dollar für den Bau des Pfarrsaales gesammelt, was für hiesige Verhältnisse eine tolle Tageseinnahme ist
Immer mit von der Partie bei solchen Unternehmungen ist der neunjährige Luis, ein echter Balthasar ohne Ruß oder Make-up. Vor ein paar Monaten erhielt er von der Schule einen Preis, weil er schon immer eine halbe Stunde vor Schulbeginn da ist. Am 1. Februar ging er ganz stolz zur Erstkommunion. Da strahlten seine Augen noch mehr als sonst
Doch noch ein paar Worte zur Familie Rivas. Eliezer und Anastasio, Augustinas Brüder, lassen mich im technischen Bereich niemals im Stich, besonders jetzt, wo sich der Bau einer Kapelle in der Außenstation Jocote schwieriger gestaltet als vorher angenommen. Zunächst mußte uns eine gemietete Raupe den etwa fünf Kilometer langen Zufahrtsweg zur Baustelle passierbar machen. Daraufhin brachte der große Lastwagen der Diözese 900 Zementblöcke aus Juigalpa. Ein Teil des Materials gelangte bis zur Baustelle. Der andere Teil blieb im Pfarrhaus, weil der Chauffeur sich wegen des schlechten Weges weigerte, nochmal zu fahren. Schließlich half uns die Bürgermeisterei mit ihrem schon betagten, aber nicht totzukriegenden Mercedes Benz
Eine Woche später kamen die bestellten 150 Sack Zement, zu 42,5 Kilo das Stück. Orlando, der Lieferant, hatte die gute Absicht, uns zu helfen, aber schon in der ersten Wegstrecke zerbrach ein Teil von der Radaufhängung seines Lastwagens. Außerdem war sein Auto zu schwach für die Steigungen und die für diese Trockenzeit ungewöhnlichen Regenschauer (dem Nino folgt die Nina), die Teile des Weges wieder in Schlamm verwandelt hatten. So habe ich jetzt zur Abwechslung mal nicht 90 Zentner Bohnen im Pfarrhaus, sondern das Ganze in Zement. Aber "mit Hilfe Gottes und der Jungfrau", wie viele hier zu sagen pflegen, werden wir die Baumaterialien bald mit kleineren Fahrzeugen nach Jocote bringen. Die sehr einfachen Menschen dort freuen sich jedenfalls schon sehr auf ihre eigene Kapelle, helfen - soweit dies ihren Möglichkeiten entspricht - mit und haben sich allen Ernstes den heiligen Bischof Benno von Meißen zum Patron erwählt
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.04.1999